"Schlicht und einfach unter den Menschen leben"

Mutter M. Rosa Flesch

  
Die Lebensgeschichte der Gründerin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen

Den Benachteiligten und Schwachen zu helfen, das war zeitlebens das Anliegen von Margaretha Flesch, wie die Gründerin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen mit bürgerlichem Namen hieß. Sie war die älteste Tochter eines Ölmüllers und wurde 1826 in Schönstatt-Vallendar geboren. Als sie sechs Jahre alt war, starb ihre Mutter, zehn Jahre später der Vater. Da lebte die Familie aber schon in der Keltermühle im Fockenbachtal bei Niederbreitbach im Wiedtal. Als 16-Jährige musste Margaretha für ihren Unterhalt und den ihrer fünf jüngeren Geschwister sorgen.

Die Familie zählte zu den Armen der Gemeinde. Margaretha arbeitete als Tagelöhnerin, sammelte und verkaufte Heilkräuter und fertigte Handarbeiten an. Bald schon begann sie, bei der Versorgung der Kranken und Gemeindearmen unentgeltlich mitzuhelfen. Sie lebte aus dem Glauben an Gott und erkannte ihre Berufung, sich in den Dienst der Armen, Kranken und Hilflosen zu stellen.

Betreuung der Armen, Kranken und Waisen

Im Herbst 1851 zog Margaretha mit ihrer epilepsiekranken Schwester Marianne in eine der leerstehenden, ärmlichen Klausen in der Kreuzkapelle nahe Waldbreitbach. Von hier aus betreute sie die Armen und Kranken der Gemeinde. Zusätzlich nahm sie Waisenkinder bei sich auf. Damals war es in einigen Ortschaften noch üblich, Waisenkinder zu versteigern, weil die Gemeinden nicht für ihren Unterhalt aufkommen wollten oder konnten. Dieses Los wollte sie den Kindern ersparen. Ihren Lebensunterhalt bestritt sie als Tagelöhnerin. Sie fertigte Handarbeiten und erteilte Unterricht an den Schulen der Umgebung in Handarbeiten und sparsamer Haushaltsführung. Das Maß ihrer Liebe war: Liebe ohne Maß. Dieser überzeugende Dienst begeisterte auch andere und so gesellten sich 1856 die ersten gleichgesinnten Frauen zu Margaretha. Ihnen sagte sie woher sie ihren Mut zum Dienen nahm: ”Vor allem, seht in jedem Kinde und in jedem Kranken nicht nur den Menschen, sondern seht in ihnen Gott. ” Nachdem Mutter Rosa und ihre Gefährtinnen die armselige Unterkunft in der Kreuzkapelle verlassen mussten, bemühte sie sich verstärkt um den Bau eines eigenen Hauses. Dafür musste sie viele Widerstände unter anderem seitens der Gemeinde Waldbreitbach überwinden. Doch 1861 konnte sie endlich mit dem Bau eines ersten Hauses auf dem Waldbreitbacher Kapellenberg beginnen. Am 11. November 1861 war das erste Marienhaus bezugsfertig.

Die Ordensgründung am 13. März 1863

Ein sehr wichtiger Tag im Leben Margarethas war der 13. März 1863: In der Kreuzkapelle fand die Feier ihrer Einkleidung statt und die ersten drei Waldbreitbacher Franziskanerinnen legten ihre Gelübde ab. Margaretha nahm den Namen Schwester Maria Rosa an und wurde die erste Generaloberin. Sie erhielt vom Trierer Bischof den Titel ”Mutter”. Die Gemeinschaft entwickelte sich in der Folgezeit mit großer Dynamik. Die Zahl der Schwestern wuchs rasch. Die erste Filiale entstand bereits wenige Wochen nach der Gründung der Gemeinschaft in Adenau, weitere folgten. Hier wird die Risikobereitschaft Mutter M. Rosas sichtbar: Obwohl ihre Gemeinschaft am Anfang nur aus wenigen Schwestern bestand, gründete sie direkt Filialen, die sie regelmäßig besuchte. Oft ging sie dabei zu Fuß weite Wege, um die Schwestern in ihrem Dienst zu ermutigen und zu unterstützen.

     
Die Gemeinschaft sollte wachsen

Als 1870 der deutsch-französische Krieg ausbrach, zog Mutter M. Rosa zusammen mit 45 Schwestern nach Frankreich in die Lazarette und an die Front. Sie pflegten verwundete Soldaten und standen den sterbenden bei. Bei diesem Einsatz wurde sie selbst verwundet, eine Kugel traf sie ins linke Schienbein.

Als Stifterin der Gemeinschaft war Mutter Rosa berechtigt bis zu ihrem Tode das Amt der Generaloberin inne zu haben. Im Generalkapitel 1878 wurde sie jedoch nicht wiedergewählt. Mutter M. Rosa wehrte sich nicht gegen diese Entscheidung. Das passte zu ihrem Wesen: Sie war eine schweigsame Frau. Nie setzte sie sich für ihre Person ein. Nie bemühte sie sich, für sich selbst Recht zu bekommen. Allein der ihr von Gott gegebene Auftrag, der Dienst an den Menschen, war ihr wichtig. Sie tat alles, damit die von ihr gegründete Gemeinschaft wachsen und gedeihen konnte, auch wenn sie selbst dabei in die letzte Reihe zurücktreten musste. So wurde 1878 ihre bisherige Stellvertreterin zur Generaloberin gewählt. Zu diesem Zeitpunkt existierten bereits 22 Filialen und dem Orden gehörten über 100 Schwestern an.

  
Die Erinnerung an Mutter M. Rosa als Ordensgründerin sollte getilgt werden

Mutter Rosa wurde von der neuen Ordensleitung in abgelegene Filialen versetzt. Von 1885 bis zu ihrem Tode am 25. März 1906 lebte sie still und unerkannt im St. Marienhaus. Viele junge Schwestern wussten nicht, dass sich hinter der alten Gartenschwester die Ordensgründerin verbarg. Der Rektor des Ordens versuchte zusammen mit ihrer Nachfolgerin, das Ansehen der Stifterin systematisch zu zerstören und die Erinnerung an sie zu tilgen. Obwohl Mutter M. Rosa unter dieser Situation sehr gelitten hat, ertrug sie diese Zurücksetzung geduldig im Gebet. Sie wehrte sich nicht dagegen, weil sie die junge Gemeinschaft nicht gefährden wollte. Aus dem selben Grund hat sie auch die Idee, eine neue Gemeinschaft zu gründen, nicht in die Tat umgesetzt. Am 25. März 1906 starb Mutter M. Rosa und wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in einem Reihengrab auf dem Friedhof des Mutterhauses beigesetzt. Jetzt wurde deutlich, dass sie die Stifterin der Gemeinschaft war. Es dauerte Jahrzehnte, bis Mutter M. Rosa rehabilitiert wurde und allmählich den Platz zurückgewann, der ihr als Stifterin zusteht.

Am 4. Mai 2008 wurde Mutter Rosa im Trierer Dom selig gesprochen.

Alles tun aus Liebe zu Gott, für Gott, mit Gott, um zu Gott zu gelangen.

Mutter Rosa Flesch

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