Predigt von Richard Baus zum 12. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Mt 10,26-33


Liebe Schwestern und Brüder,

Fürchtet euch nicht!, so haben wir Jesus im heutigen Evangelium sagen hören. Gleich dreimal sagt er es. Anscheinend muss er es so oft sagen, damit seine 12 Apostel nicht den Mut verlieren.
Damit man diese Evangelienstelle richtig einordnen kann, muss man wissen, dass Jesus ein paar Verse vorher die Zwölf gerade ausgesandt hat – mit nichts in den Händen, außer seinem Auftrag. Kein Geld, keine Schuhe, keine Rücklagen, nichts.
Nur ein Auftrag: Geht. Verkündet das Himmelreich, heilt Kranke und weckt Tote auf.

Keine einfache Sache. Jesus weiß das. Und deshalb muss er den Zwölf Mut machen, denn sie werden es nicht leicht haben.
  

Liebe Schwestern und Brüder,
in  einer Welt, in der sich offensichtlich Geld, Erfolgssucht, Macht und Gewalt wie von selbst durchsetzen, da sollen sie von Erbarmen und Vergebung künden, von Gewaltlosigkeit und Feindesliebe.

Wo die Kleinen und Schwachen ganz schnell an den Rand gedrängt und abgehängt werden, da sollen sie davon sprechen, dass Gott gerade die Schwachen und die Geringen liebt – und sie sogar seligpreist.

Und wo Haben mehr gilt als Sein, da sollen sie sagen, das Geben seliger ist als Nehmen.

In der Tat eine ver-rückte Botschaft, mit der man schon damals genau so belächelt wurde wie heute.

Da muss Jesus ihnen Mut machen: Fürchtet euch nicht!
Fürchtet euch nicht! Gott hat Euch im Blick. Nichts geschieht ohne den Willen des Vaters
.
Und ihr seid ihm wichtig, so wichtig, dass er sogar die Haare auf eurem Kopf gezählt hat.

   
Liebe Schwestern und Brüder,

ist das nicht ein wunderschönes Bild?! Was ist wertloser als ein Haar?! Nichts! Aber selbst auf die hat Gott acht.
Und wenn Gott schon auf Haare und auf Spatzen acht hat --- wie viel mehr wird er auf uns Menschen acht haben, die wir doch sein Ebenbild sind.
Fürchtet euch also nicht, sondern verlasst euch darauf, dass ihr von Gottes Fürsorge getragen seid!
Von Gott her habt ihr nichts zu befürchten – nur….
Nur davor sollen sie sich fürchten: vor denen, die Seele und Leib, das heißt die den ganzen Menschen ins Verderben und in die Hölle stürzen können.

Ich habe lange überlegt, was das heißen könnte? Wer mag das sein, der so etwas tun kann? Und was ist das Verderben? Wo ist die Hölle?

Nun, ich denke, Verderben und Hölle, das sind für die Bibel Bilder für einen Ort, an dem Gott nicht ist. Und diese Menschen, die einen da hinbringen können, die müssen auch gott-los sein.

Aber:
Gibt es überhaupt einen Ort, an dem Gott nicht ist? 
Für mich ist das schwer vorstellbar. Einen Ort ohne Gott, eine gott-lose Welt - die kann es eigentlich gar nicht geben. Gott ist doch überall in der Welt, denn es ist doch SEINE Welt; und so schnell wird man Gott nicht los.

Und dennoch kann es wohl Orte geben, an denen Gott nicht mehr zu spüren ist, nicht mehr erfahrbar ist –
nicht weil er nicht da wäre, sondern weil man Menschen, die dort leben, diesen guten Gott genommen hat;  

Indem man das gute Bild von Gott so verzerrt und so verdunkelt haben, dass man ihn nicht mehr erkennen kann:
Zum Beispiel in Familien, in denen nicht mehr von Gott gesprochen wird, nicht mehr gebetet wird – in denen Kinder Gott gar nicht mehr kennenlernen – nicht als Vater und nicht als Freund, auf den man hoffen und bauen kann.;

in einer Gesellschaft, die aufgehört hat, christlich zu denken und zu handeln, weil sie nur noch gewinnorientiert ist – und wehe, man stört dabei oder kann nicht mithalten; 

in einer Gemeinschaft, in der Menschen nur danach bemessen wird, was er bringt – und was er leistet ---
und wo ein Mensch ganz schnell unter die Räder gerät, wenn er etwas „kostet“,
und wenn einer den anderen auch mal mittragen und durchtragen muss,
tragen, ertragen und aushalten muss, ohne dass man gleich wegläuft, weil’s dann leichter und wieder lustiger ist.

   
Liebe Schwestern und Brüder,

ein Leben ohne diese Sorge für andere, ein Leben ohne Caritas und Liebe, ein Leben ohne Rücksicht auf Schwache und Kleine, auf Kranke und Arme – das kann dann in der Tat ganz schnell zur Hölle werden und Menschen ins Verderben führen.

Und deshalb schickt der Herr seine Zwölf los, damit das eben nicht geschieht.
Er schickt sie zu genau in solche Gefahrenpunkte, in diese Hotspots --- damit die Welt eben nicht zum Teufel geht ----

Dahin hat er auch einen Bruder Jakobus geschickt und eine Mutter Rosa,
und dahin schickt er heute uns, damit unsere Erde und unser Leben eben nicht zur Hölle werden,
sondern damit wir retten, was zu retten ist,
heilen, was zu heilen ist
und soviel Aufmerksamkeit und Liebe für unseren Nächsten haben, damit Leben weiterhin möglich ist, menschliches Leben, an dem man die Liebe Gottes ablesen kann – durch uns und unser Leben.

Weil wir das Wort sind, das Gott heute zu den Menschen spricht –
und weil unser Leben das Evangelium ist, durch das Gott hindurchscheinen und spürbar werden will in unsere Welt..

Das zu tun, das ist unser Amt, das ist unsere Berufung – als Getaufte und Gefirmte, als Christinnen und Christen --- in Familie und Gesellschaft,
überall wo wir leben und arbeiten.

Und zu diesem wahrlich nicht leichten Dienst sagt Gott auch uns:
Fürchtet euch nicht!
Wer sich zu mir bekennt, zu dem werde auch mich bekennen.

 
Amen

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