Predigt von Richard Baus zum 5. Ostersonntag, Lesejahr A

Liebe Schwestern und Brüder,

folgende kleine Geschichte habe ich schon öfter erzählt, weil sie bei mir hängen geblieben ist:
Bei einem Bischofsbesuch wollte der Bischof am Ende des Gottesdienstes einen kleinen Jungen segnen, der während der Messe sehr ruhig neben seiner Mutter gesessen hatte.
Der Bischof fragte ihn nach seinem Namen. Michael, war die Antwort. Der Bischof darauf: Der Michael ist aber ein braver Junge.
Worauf der Junge antwortete: Nein, Michael ist immer böse.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

was muss dieser Junge nicht schon alles zu hören bekommen haben, dass er selbst zu der Überzeugung kommt, dass es böse ist?!?
Anscheinend war das die Botschaft seiner Eltern: Du bist böse! Das wird er Tag für Tag gehört haben: Du bist böse!
Weil du nicht alles machst, wie wir das wollen…. weil du nicht so lieb bist, wie wir das gerne hätten - deshalb bist du böse!

Solche Eltern- und Familienbotschaften können sich festsetzen und unter Umständen ein ganzes Leben bestimmen – zumindest wenn ein Mensch nicht lernt, sich irgendwann davon zu lösen...

Wenn er nicht lernt, auch andere Botschaften zu hören, Botschaften, die ihm dabei helfen wollen, erwachsen zu werden und auf sich selbst zu vertrauen, auf das, was in ihm ist und was groß werden will ---- weil Gott es in ihn  hineingelegt hat.

Eine dieser „anderen“ Botschaften,  die uns aufrichten und „groß“ machen wollen, haben wir gerade in der Lesung  aus dem 1.Petrusbrief gehört:
„Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht“, so hieß es da – „eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm,  ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde.“
  

Liebe Schwestern und Brüder,

so schreibt ein Mann, der hier Petrus genannt wird, an eine frühe Christengemeinde am Ende des 1. Jahrhunderts, die wohl ziemlich desolat ist: Anscheinend hat sie noch nicht zu sich gefunden.  Sie weiß noch nicht so recht, wie sie leben soll – denn sie wird verfolgt und gedemütigt. 
Eine Gemeinde, in der es noch nicht so richtig klappt mit dem Christsein – und die sicher mit Thomas sprechen kann: Wir wissen den Weg nicht. Wie soll´s weitergehen?

Spannend die Reaktion dieses Petrus: Er tadelt sie nicht, er sagt ihnen nicht, dass sie sich jetzt endlich mal zusammenreißen und sich mehr Mühe geben soll, sondern er ermutigt sie - und er baut sie auf.
Und er tut es, indem er sie an ihre Würde erinnert.

   
Liebe Schwestern und Brüder,

dieser Petrus fragt diese Gemeinde nicht, was sie alles vorzuweisen hat, was sie geleistet hat, wie würdig und gut sie bisher war ---- sondern er sagt ihr, wer sie eigentlich ist. - Wer sie vor Gott ist. Und was in ihr drinsteckt:

„Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht... Gottes Volk“

auf gut deutsch heißt das: Ihr seid was ganz Besonderes! -----

und das, weil Gott euch dazu auserwählt hat, weil Gott euch liebt.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

schauen wir genau hin. Da steht nicht: Vielleicht werdet ihr das mal, wenn ihr ganz brav seid, wenn ihr euch viel Mühe gebt und alles richtig macht.....

Nein, da steht: Ihr seid das – weil Gott das so will, weil er euch dazu berufen und gemacht hat, jetzt und hier ---- das ist sein Geschenk.

Dieser Gott, der aus einem Stein, den die Bauleute verworfen haben, einen Eckstein macht, auf dem alles ruht und feststeht.

Ein Gott, der aus einem Gekreuzigten, also einem Gescheiterten, einen Sieger macht,
aus einem Toten einen höchst Lebendigen.
Gott kann das.
Und so kann Gott auch aus einem Volk in all seiner Hilflosigkeit und Schwachheit,  seine königliche Priesterschaft erschaffen,
sein auserwähltes Volk, dem seine ganze Liebe und Zuneigung gilt. Und er tut es einfach aus Liebe. Weil ER sich dieses Volk erwählt hat.

Und was für diese Gemeinde, an die Petrus sich wendet gilt, das gilt heute für uns:
Wir sind Gottes Volk. Wir sind sein auserwähltes Geschlecht – egal was mit uns auch passieren mag.
Wir sind seine königliche Priesterschaft. Alle, die wir heute Morgen hier sitzen.

Aber wir sind das nicht, weil wir aus uns heraus so toll wären, sondern weil ER das so macht.

  
Liebe Schwestern und Brüder,

das ist das Geschenk Gottes an uns. 
Das müssen wir uns nicht erkaufen und nicht erarbeiten – und das müssen wir uns auch nicht mühsam erleiden, sondern das dürfen wir uns ganz einfach schenken lassen, und -im wahrsten Sinne des Wortes- gefallen lassen.

Das einzige, was wir vielleicht „müssen“,  das ist, dass wir das auch annehmen, dass wir das als Frohe Botschaft verinnerlichen – als Botschaft, die uns hilft, leben zu können; die „wohltuende Botschaft“ die uns hilft, in unseren Glauben so erwachsen zu werden – dass wir dann nicht mehr dauernd nur auf diese anderen Stimmen hören, die uns sagen, was wir alles noch nicht können,
wo wir eigentlich noch besser werden müssten
und wo wir immer noch „Sünder“ sind. 

Nein, dass wir auf das hören, was Gott uns sagt:

Wir sind sein Volk.
Wir sind das Geschlecht, das er sich auserwählt hat ---

und dass wir dann versuchen, das auch zu leben.

Es so zu leben, dass man uns das auch an-merkt und an-sieht.

Und wir dann durch die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, die großen Taten dessen verkünden,
der uns aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.

 
Amen

 

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