Predigt von Richard Baus zum Palmsonntag, Lesejahr A

Liebe Schwestern und Brüder,

mit diesem Palmsonntag nimmt die Karwoche ihren Anfang; die PASSION JESU beginnt. Ja, wir können sagen: Jesus wird aufs neue leiden; er wird aufs neue gekreuzigt werden – mitten unter uns – denn er ist ja bei uns alle Tage, bis ans Ende der Welt. Die Passion beginnt – und sie setzt in diesem Jahr die gleichen Rollen und die gleichen Mitspieler ein wie damals im Jahre 33:

Da sind zunächst Millionen und Abermillionen von Gleichgültigen und Feigen, jene, die sich immer gerne die Hände in Unschuld waschen, die sich nicht rühren, solange nur die andere geschlagen werden.

Menschen, die keine eigene Meinung haben; die alles geschehen lassen, all das, was nicht zu geschehen bräuchte, wenn diese Menschen nur einmal den Mund auftuen würden, nur einmal eine Hand rühren würden, um der Gewalt und der Bosheit Einhalt zu gebieten.

Dann sind dort die Ausreißer, jene die immer schnell fortlaufen, wenn es ernst wird, die -so wie Petrus- sagen, dass sie diesen Menschen ja gar nicht kennen, wenn es darauf ankommt.

O ja, sie haben seine Predigten gehört. Sie waren auch sonntags seine Jünger. Man sah sie in den Prozessionen - und sie waren begeistert von den Wundern, für die sie weit gefahren waren: Lourdes, Rom, Fatima, Medjogorje.
Aber als sie sich dann „ganz persönlich“ für ihn entscheiden sollten… 
als sie mal nachgeben sollten, um so einen Streit zu vermeiden; 
als sie mal mehr abgeben sollten, als es ihnen zumutbar erschien;
und als mal sie auf ihr Recht verzichten sollten - um des lieben Frieden willen - 
da ging das doch zu weit. So nicht!
Da waren sie sich selbst näher als dem, dem sie in den angenehmen Tagen nachgefolgt waren.

Und auch an den Henkern fehlt es heute nicht; sie sind immer noch da:
Der armselige Rohling, der seine Wut und seine Komplexe, die er bei der Arbeit und bei den Kollegen nicht loswerden konnte, zu Hause bei seiner Familie austobt; 
der Schwächling mit seiner Fahrradkette, 
der Funktionär mit seinen Vorschriften -
und der Gaffer mit seiner Neugier, der keine Scham und keine Grenzen kennt, wenn es darum geht, schmutzige Wäsche zu waschen und seine Lust zu befriedigen.

Und ihnen gegenüber das Opfer - mit seinem Blick voller Trauer und Angst, voller Erwartung und Hoffnung.
Vielleicht gibt es heute mehr solcher Opfer als je zuvor: leidende Gerechte, unschuldig Verfolgte, abgeschobene Alte und Behinderte; Kinder die alleingelassen und Familien, die in sinnlosen Kriegen und durch Flucht auseinandergerissen werden, an Corona Erkrankte, die jetzt voller Angst sind.
Menschen, die leiden und trauern, die Hunger haben und vereinsamen.
Menschen, die uns anschauen und fragen: Wer von euch wird für mich Simon von Cyrene sein, oder Veronika?
Wer wird sich um mich kümmern -- oder lasst ihr mich hängen an meinem Kreuz.

Die Rollen werden wieder verteilt. Wir müssen wählen. Es ist unmöglich, nicht zu wählen.
Aber auch wer nicht wählt, hat sich für eine Rolle entschieden - vielleicht sogar für die hässlichste Rolle -  "Wer nichts macht, macht mit." 

 
Liebe Gottesdienstgemeinde,

vielleicht können wir uns besser für eine gute Rolle entscheiden, wenn wir auf das Ende dieser Woche schauen, auf das Ziel, auf das alles hinausläuft - und das ist nicht der Karfreitag, sondern der Ostersonntag; das heißt nicht das Kreuz, sondern die Auferstehung

        nicht das Leid, sondern die Erlösung

        nicht der Tod, sondern das Leben

Dorthin will Jesus uns führen -
und damit WIR dort ankommen, deshalb nimmt ER all das auf sich -
für uns, um unseretwillen,
damit wir nicht verloren gehen.

Ich sagte eben: Jesus leidet auch heute -
und zwar in all denen, die alleingelassen und hängen gelassen werden
und er stirbt auch heute noch -
durch die, die nur zuschauen und nichts tun.

Und in diesen Menschen schaut der Herr uns an - und er ruft uns, IHN nicht hängen zu lassen an den vielen Kreuzen in unserer Welt, sondern unser mögliches zu tun -

             wie Simon von Cyrene und wie Veronika

nicht aus einem schlechten Gewissen heraus,
nicht damit wir am Ende in den Himmel kommen -
sondern um der Menschen willen, in denen ER mitten unter uns ist,
ER, dem wir heute voll Freude zurufen: Hosianna!

(Diese Predigtgedanken verdanke ich einer Vorlage von Rolf Zerfaß.)

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