Predigt von Richard Baus zur Christmette, Lesejahr A

Lk 2, 1-14

    
Liebe Schwestern und Brüder,

in jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen, so haben wir gerade gehört.

Vielleicht haben Sie noch die alte Textfassung des Weihnachtsevangeliums im Ohr, wo es hieß:
Es begab sich aber zu der Zeit, dass alle Welt geschätzt würde.....

Mit dieser fast banalen Einleitung beginnt die Weihnachtsgeschichte nach Lukas.

Und bei diesem „Geschätzt werden“ geht es um das liebe Geld.

Genauer gesagt: Um die Steuern! Steuergelder, die der Kaiser in Rom brauchte, um seinen riesigen Staatsapparat zu finanzieren.

Und was macht man als mächtiger Herrscher, wenn die Kassen nicht mehr stimmen, wenn es hinten und vorne nicht mehr ausreicht??? Man erhöht eben die Steuern. Daran hat sich wohl bis heute noch nichts geändert.

Ja, der Kaiser will kassieren und dazu muss er seine Untertanen „schätzen“, das heißt taxieren.

Wer viel hat, der bringt viel ein und der wird auch entsprechend eingeschätzt und genießt Ansehen und Achtung, weil er dazu beiträgt, den Betrieb am Laufen zu halten.
Und wer nichts hat, der gilt ganz schnell als asozial. Weil er nichts bringt, sondern „kostet“.

Wie gesagt: Das war damals nicht anders als heute.
Haste was, dann biste was. Und wehe, Du hast nichts und bringst nichts, dann biste nämlich auch nichts!

   
Und so, liebe Schwestern und Brüder, ringen wir jeden Tag um Wertschätzung: Wir wollen doch was sein! Wir wollen doch Wert haben und bei den anderen etwas gelten. Je mehr desto besser.
Und so sind wir bereit, viel zu geben und viel zu leisten. Wir sind immer da – rund um die Uhr, wenn es sein muss; wir machen alles, lassen uns nicht entlasten - nur damit wir nicht schlecht abschneiden, nur damit wir wichtig sind und von anderen angesehen werden… Was bleibt uns sonst übrig?!

Ja, wir werden eingeschätzt und beurteilt, und auch wir taxieren ja gerne die anderen und beurteilen sie.

Und tief in uns drinnen lebt die Sehnsucht, doch eigentlich um unserer selbst willen geliebt und angenommen zu sein:

     - ohne dass wir immer zuerst mal was aufweisen oder leisten müssen;

    -  ohne dass wir es uns die Anerkennung teuer erkaufen müssen,

    -  ohne dass wir uns dafür erst mal krumm legen müssen.

Einfach nur um unserer selbst willen geliebt zu werden – und zwar so wie wir sind. Einfach, weil wir da sind.

  
Liebe Schwestern und Brüder,

und genau diese Sehnsucht wird heute erfüllt. Genau das dürfen wir heute feiern.
Denn der, der da im Stall von Bethlehem geboren wird, kommt nicht, um abzuschätzen, was er aus dieser Welt noch alles für sich herausholen kann, sondern um abzuschätzen, wie er diese Welt beschenken kann.

Dieses Kind in der Krippe wird nicht fragen: Was können diese Menschen denn noch für mich tun?
Sondern es wird fragen: Was kann ich denn für diese Menschen tun?
Was braucht denn diese Welt? Was brauchen diese Menschen -von IHM-, damit sie glücklich sein können? Wie kann ich ihre Not wenden?

Und das Ergebnis seiner Schätzung war, dass er alles gegeben hat, sogar sich selbst, damit wir dadurch seine Liebe erfahren können.

Damit wir durch ihn Anerkennung und Wertschätzung erfahren können – und zwar so, wie wir sind.

Ja, Gott selbst wird Mensch, um uns damit zu wert-schätzen…

Um uns zu sagen: 
wir sind es wert, dass Gott einer von uns wird.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

darum können wir uns in dieser Nacht mit den Hirten aufmachen und zur Krippe eilen, um uns dort die Botschaft wieder neu sagen zu lassen: Euch ist heute der Heiland geboren. Der Retter!
Ja, uns!

Weil Gott uns so sehr schätzt. Weil wir ihm so wertvoll und wichtig sind -

Nochmal zum Mitschreiben:
Gott taxiert uns nicht nach unserer Glaubensleistung. 
Gott fordert keine noch höheren Abgaben in Sachen Nächstenliebe. 
Und er veranschlagt auch nicht noch höhere Gebetsleistungen -- sondern er liebt uns einfach.

Denn im Gegensatz zur „Welt“, nimmt er nicht, sondern er gibt,
- und er gibt alles: seine Liebe, seinen Frieden, sich selbst –  alles, weil er sich so sehr in uns Menschen verliebt hat.

Ja, wo wir nichts haben, da gibt er uns alles.
Wo wir über-sehen werden, da schenkt er uns An-sehen.
Und wo wir für andere nichts sind, da sind wir sein Alles.
  

Unlängst fiel mir ein Text in die Hände, in dem es hieß:
Ein Mensch fragte einen anderen Menschen:
Magst du mich? - der andere sagte nein.
Findest du mich hübsch? Der andere sagte nein.
Bin ich in deinem Herzen? Und der andere sagte nein.
Als letztes fragte er: Würdest du um mich weinen, wenn ich weggehe? Und wieder sagte der andere nein! 
Und der Mensch ging traurig weg.

Da packte der andere ihn am Arm und sagte:
Ich mag dich nicht - ich liebe dich.
Ich finde dich nicht hübsch, ich finde dich wunderschön.
Du bist nicht in meinem Herzen, du bist mein Herz.
Ich würde nicht um dich weinen, sondern ich würde für dich sterben.

  
Liebe Schwestern und Brüder,

dieser „andere“, der so „anders“ spricht, das ist Gott, unser Gott.
Und er spricht so, weil er uns schätzt und liebt.
Weil er ganz für uns und ganz bei uns sein will.

Und das, liebe Schwestern und Brüder, gilt es heute Abend mitzunehmen. Das ist die Botschaft dieser Nacht, die Botschaft dieses Stalles und dieser Krippe.

Und wenn wenigen Tagen die Krippe, der Tannenbaum und das Geschenkpapier fortgeräumt sind, 
dann gilt aber die Botschaft noch immer:  
„Dass alle Welt geschätzt wurde“ – 
von unserem Gott und zu unserem Heil,
zum Heil der ganzen Welt.

An Weihnachten vor 2000 Jahren – und seit dem jeden und jeden Tag immer wieder von Neuem.
Einfach aus Liebe, aus Liebe zu uns Menschen, die er so sehr schätzt, dass er selbst einer werden wollte.

  
Amen

  
Die Anregung zu dieser Predigt wurde mir von Pfarrer Alexander Giessen aus Nürnberg geschenkt

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