Predigt von Richard Baus zum 2. Ostersonntag, Lesejahr B

Joh 20,19-31 

  
Liebe Schwestern und Brüder,

noch einmal haben wir das Evangelium gehört, dass uns vom Ostersonntag erzählt.
Gott hat seinen Sohn auferweckt - zu neuem Leben. Ein Leben, das nicht mehr zu halten ist, weder von einem Grab, noch von verschlossenen Türen – und auch nicht von verschlossenen Herzen. 

Spannend: Der Auferstandene macht sich nach seiner Auferstehung sofort auf den Weg – und sein erster Weg führt ihn hin zu seinen Jüngern. Denn sein Herz schlägt immer noch für sie. Auch wenn sie am Karfreitag alle geflohen sind; auch wenn sie ihn am Kreuz haben hängen lassen. 
Er hakt sie nicht ab, sondern er macht sich auf die Suche nach ihnen. Ja, er sucht sie -- damit sie ihn wieder finden können. 

Aber diese Jünger machen es ihm nicht einfach, denn diese sie befinden sich hinter verschlossenen Türen. Vor lauter Angst haben sie sich eingeschlossen. Vor lauter Angst, es könnte Ihnen ja auch so ergehen wie diesem Jesus.
Deshalb lieber alles zuschließen und verriegeln. Sicher ist sicher.
Von Oster-Freude ist da nichts zu spüren. Aber dafür ganz viel „Oster-Angst“.
Bis Jesus kommt – durch ihre verschlossenen Türen und Herzen hindurch, mitten hinein in ihre Angst. 

   
Liebe Schwestern und Brüder,

das ist für mich der erste wichtige Punkt in diesem Evangelium: Dieser Jesus ersteht nicht in Richtung Himmel auf, sondern hin zu den Jüngern, mitten hinein in die Gruppe dieser ängstlichen Männer; mitten hinein in ihre Angst.
Dorthin, wo nichts, aber auch gar nichts von ihm zu spüren ist.
Nicht weg von ihnen, sondern hin zu ihnen.
Ja, Jesus ersteht genau dorthin auf, wo er dringend gebraucht wird, wo das Leben ganz ans Ende gekommen ist.
Und dort macht er neues Leben möglich: Indem er Frieden bringt.

Hier ist für mich der zweite wichtige Punkt:
Das erste Wort, das der Auferstandene für seine Jünger hat, für diese total verängstigten und handlungsunfähigen Jünger hinter den verschlossenen Türen, das ist ein Friedensgruß. „Friede sei mit euch“, so sagt Jesus; und er sagt es gleich zweimal, damit sie es auch ja nicht überhören.
Keine Vorwürfe! Keine Ermahnungen, sondern ein Zuspruch. „Friede sei mit euch“.
Denn Frieden macht Neues möglich: Neue Beziehungen, neue Möglichkeiten, eine neue Zeit. Und genau das will Jesus ihnen schenken. 

   
Liebe Schwestern und Brüder,

wenn Sie einmal die verschiedenen Ostererzählungen anschauen, dann können Sie entdecken, dass die Menschen, denen Jesus sich nach seiner Auferstehung zeigt, ihn zunächst gar nicht erkennen. Er muss sich ihnen erst erklären – er muss ihnen erst einmal die Angst nehmen und sie beruhigen. „Fürchtet Euch nicht!“ so muss er – oder auch ein Engel - sagen.
Und erst dann können sie langsam glauben und sich freuen. 

Spannend: Wenn sie Jesus auch nicht gleich an seinem Aussehen erkennen, aber sie erkennen sie ihn an dem, was er bei ihnen und mit ihnen tut.
An seinem liebevollen und hilfreichen Tun:
An der Liebe, die er weiter zu den Jüngern hat; an der Art und Weise wie er gut und freundlich mit ihnen redet, an seinem barmherzigen Umgang mit ihnen.

Ja, wenn sich auch sein Aussehen verändert hat, in seinem Umgang mit den Jüngern ist der auferstandene Jesus immer noch identisch mit dem Jesus, den sie vorher gekannt haben;
in seinem Handeln, in seiner Liebe, da ist er sich treu geblieben – und da bleibt er seinen Jüngern treu.
Da unterscheidet er sich in nichts vom „Vorher“. Da ist er immer noch „derselbe“.
Und so begegnet er diesen eingeschlossenen und verschlossenen Jüngern - wie er es auch vorher getan hat: Mit Liebe und voller Frieden. 
Und dann ist Ostern für diese Jünger: Als sie ihn an seiner Liebe erkennen. Als er ihre verschlossenen Herzen mit seiner liebevollen Begegnung wieder aufschließen kann – und sie sich darüber freuen können. 

Und selbst ein Thomas ist für Jesus kein Problem, dieser Mann mit den vielen Fragen, der es genau wissen will. Wir nennen das so leichthin „Unglaube“. Aber ich denke, er hat eine ganz tiefe Glaubenssehnsucht. Er will diesen Glauben ja auch „haben“ - aber er ist nicht bereit „irgendetwas“ oder „alles mögliche“ zu glauben, sondern er will wissen, was Wirk-lichkeit ist - was wirkt - auch auf ihn hin, in sein Leben hinein. Er will sich nicht überreden lassen, sondern er will sich überzeugen lassen.

Und diesen Wunsch erfüllt ihm Jesus.
Er lässt Thomas ganz nahe an sich heran, er zeigt ihm seine Wunden und Verletzungen - und er lässt sich von Thomas berühren - und „begreifen“. 
Welch ein schönes Bild: Ein Jesus zum Anfassen. Ein Jesus, der keine Berührungsängste hat. Und der sein Herz sogar gegenüber jenen öffnet, die sich mit dem Glauben schwertun. Und gerade für die scheint er sich am meisten zu interessieren. Sie liegen ihm wohl besonders am Herzen, an seinem geöffneten Herzen. Denn auch sie möchte er zum Glauben führen – zum Glauben an ihn, der doch das Leben ist.

   
Liebe Schwestern und Brüder,

ich finde es schon interessant, dass in keinem Evangelium berichtet wird, wie Jesus nach seiner Auferstehung AUSSIEHT. Das ist den Evangelien anscheinend überhaupt nicht wichtig.
Den Evangelien ist aber etwas anderes wichtig: Ihnen ist wichtig, wie dieser Jesus nach seiner Auferstehung IST, was ihn AUSMACHT, und was er TUT. 

Und das beschreiben sie deshalb auch sehr genau: 
Sie erzählen davon, dass dieser Jesus weiterhin liebevoll und barmherzig ist – so wie er es immer gewesen ist.
Er bringt Frieden und macht neue Anfänge möglich, immer und immer wieder.
Er kommt mitten hinein in die Nöte und die Ängste der Menschen, um Ihnen genau diese Ängste zu nehmen.
Und um die „Zweifler“ bemüht er sich mit besonderer Liebe und größtem Interesse, damit sie nicht aus seiner Liebe herausfallen und verloren gehen, sondern zu ihm finden - ob es nun ein Thomas ist - oder einer von uns. Jeder liegt ihm am Herzen – und jeder darf sein Herz berühren, 
jeder darf ihm zu Herzen gehen

Und so dürfen wir sicher sein: Er kommt auch in unsere Mitte, er zeigt auch uns seine Wunden – und sein Herz - und er sagt auch zu uns: Friede sei mit Euch! 

Denn was damals war, das ereignet sich auch heute - und hier bei uns.
Denn Jesus bleibt immer derselbe. 

Ja, Jesus bleibt sich treu - und damit bleibt er auch uns, den Menschen treu.
  

Amen 

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