Predigt von Richard Baus zum 3. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Jona 3, 1-5.10

  
Liebe Schwestern und Brüder,

bei meiner Meditation der Texte zum heutigen Sonntages bin ich an der Lesung aus dem Buch Jona hängengeblieben.

Jona ist ein Prophet. Bekannt ist er als der Mann im Fischbauch. Sein Leben lang kämpft er gegen Gott und den Auftrag, den er von Gott erhält. Aber am Ende landet er genau dort, wo er eigentlich überhaupt nicht hin will: In Ninive. Und dort soll er zur Umkehr rufen. Keine leichte Sache.

Als die Jona-Geschichte aufgeschrieben wurde, gab es die Stadt Ninive schon gar nicht mehr. Sie war längst zerstört. Aber in den Gedanken der Menschen war Ninive immer noch der Inbegriff für Verderbnis und Sünde.
Eine riesige und total verkommene Stadt. Drei Tage lang braucht man, um sie zu durchqueren.
Und in dieses Sündenbabel soll dieses kleine und arme Würstchen Jona hineingehen und der Stadt das Strafgericht ankündigen. In Jona sträubt sich alles gegen dieses Unternehmen.

Denn für ihn steht fest: Genauso wenig wie ein Zebra seine Streifen ablegen kann oder wie ein Weißer schwarz werden kann, so wenig wird sich Ninive bekehren.
Und außerdem ist er der Meinung: Wer böse ist, der soll auch bestraft werden. Weshalb da noch was unternehmen!?

Fast das ganze Büchlein Jona handelt von seinem Unwillen, von seinen Ausflüchten und Fluchtversuchen gegen diesen Auftrag. Aber wenn Gott etwas will….
Und so spuckt ihn der Fisch, in dessen Bauch Jona auf seiner Flucht über das Meer geraten ist, genau am Strand von Ninive aus.
Jona fügt sich in sein Schicksal - aber Jona geht nur sehr halbherzig ans Werk:
Nur einen Tag weit, also nicht mal bis in die Stadtmitte.
Und anscheinend hält er auch keine große Predigt, sondern er sagt nur diesen einen Satz: „Noch 40 Tage und Ninive ist zerstört“ ----

Aber, liebe Brüder und Schwestern,  
dann geschieht das Unglaubliche: Jona hat Erfolg – trotz seiner Halbherzigkeit. Die Menschen hören auf das, was er ihnen sagt.
Oder um genau beim Text zu bleiben: Die Leute glaubten Gott; und so bereuen sie das Böse, das sie getan haben; sie tun Buße, kehren um – und Gott schenkt ihnen Vergebung.

    
Liebe Schwestern und Brüder,

diese Geschichte, die das AT uns da erzählt, ist nicht daran interessiert, uns etwas geschichtlich Richtiges über Ninive zu erzählen, sondern sie will uns etwas theologisch Wichtiges über die Menschen und vor allem über Gott sagen:

Wie gesagt: Ninive gab es damals schon gar nicht mehr.
Aber es gab und gibt immer noch Menschen wie Jona.
Menschen, die sich ihre festen Meinungen bilden, von denen sie nicht mehr wegkommen: 
Zum Beispiel dass Menschen, die böse sind, sich nicht mehr ändern können. Sünder bleibt Sünder! So sagen sie – genau wie Jona.

Und genau da irrt der Prophet. Denn Menschen können sich tatsächlich ändern. Menschen können umkehren.
Nur weil man einmal etwas Böses getan hat, muss man das nicht dauernd wiederholen.
Nur weil man ein- oder mehrmals in Sünden gefallen ist, muss das nicht so bleiben.
Sondern Menschen können ihre Schuld erkennen - und bereuen. Menschen können umkehren und nach neuen Wegen suchen - so wie in dieser Geschichte von Ninive. Und wehe, wir stehen dieser Umkehr im Wege! Wehe, wir geben einem Menschen nicht die Chance, sein Leben zu ändern! Wehe, wir haben einen Menschen so in eine Schublade einsortiert, dass wir ihn da nicht mehr rauslassen - so wie Jona.

Und weiter will die Geschichte sagen: Auch wenn Ninive längst zerstört ist, auch wenn es immer noch Menschen gibt wie Jona - es gibt aber auch immer noch Gott. Und was für ein Gott!

Ein Gott, der zwar sehr deutlich für Recht und Gerechtigkeit eintritt, der auch mit Strafe drohen kann, wenn Menschen gegen sein Recht verstoßen -- aber ein Gott, der dem Menschen bei all dem immer noch eine Chance lässt --- die Chance, sich zu ändern.
Ein Gott, der keine Schlussstriche zieht und dann einfach straft, sondern der auch barmherzig ist.

Für diesen Gott, den das Buch Jona uns da zeichnet, gibt es keine festen Muster, die er nicht doch noch durchbrechen könnte.
Gott hat uns nicht in festen Schubladen, aus denen wir nicht mehr heraus kommen.
Sondern für Gott gibt es immer einen neuen Anfang.

Und so geschieht dieses Wunder, mit dem niemand gerechnet hat:
Die Menschen hören auf die Botschaft des Jona, auch wenn sie noch so lustlos und halbherzig verkündet wird; sie bekehren sich, ändern ihr Leben – und die Stadt wird gerettet – denn auch Gott ändert sich:
Gott reut das Unheil
, das er ihnen antun wollte – und er verschont sie.

  
Liebe Schwestern und Brüder,

Das ist für mich ein ganz spannender Gedanke, den uns diese Geschichte lehrt:
Auch Gott „bereut“, Gott reut das, was er eigentlich tun wollte; 
Auch Gott ändert seine Meinung, weil die Menschen sich ändern.
Diesem Gott tut es Leid, was er dem Menschen angedroht hat – und deshalb straft er nicht, sondern er verzeiht, er vergibt - und er schenkt einen neuen Anfang. Liebevoller kann ein Gott gar nicht sein.
Welch ein wunderschönes Gottesbild zeigt uns dieses kleine Buch Jona.

 
Ja, liebe Gottesdienstgemeinde,

dieses kleine Jona-Büchlein zeichnet uns einen Gott, dem man nicht hilflos ausgeliefert ist, sondern der „flexibel“ ist, der auf uns Menschen reagiert.
Ein Gott, der sogar seine Meinung total ändern kann -
und der sich nicht festlegen lässt auf das, was die Menschen so denken, wie er zu sein hat; sondern der so ist, wie ER es will – über alle Gebote hinaus – und über alle festgefahrenen Gottesbilder hinweg.

Welches Glück, dass Gott nicht wie Jona war. Nicht wie Jona gedacht und reagiert hat, denn das wäre das Aus für Ninive gewesen.
Bei Jona hätte es kein Pardon gegeben. Aber bei Gott!

  
Liebe Schwestern und Brüder,

wenn Sie im Buch Jona weiterlesen, dann lesen Sie, dass Jona sich nach seiner Mini-Predigt auf einen Berg zurückzieht, um von dort aus zuzusehen, wie die Stadt zerstört wird. Denn, wie gesagt, darauf wartet er.

Aber genau das passiert ja nicht. Und wieder schimpft Jona mit diesem Gott, weil man sich einfach „nicht auf ihn verlassen kann“ - zumindest nicht, wenn man unbarmherzig und hart ist.
Und wenn man die Gesetze höher hängt als das Erbarmen.
Denn Gott ist immer anders.

Ja, wie anders ist doch dieser Gott – der dem Menschen immer noch eine Chance lässt;
der immer noch einen Spalt Hoffnung lässt.
Ein Gott, der sogar hinter sich selbst und hinter seine Entschlüsse zurückgehen kann, wenn der Mensch sich ändert.......

Weil ihm doch am Menschen liegt;  
weil er für ihn ein Unglück gewesen wäre, diese vielen Menschen zu vernichten.
Denn er will wirklich nicht den Tod des Sünders, sondern er will, dass er lebt und sich bekehrt.

  
Liebe Schwestern und Brüder,

wie gesagt: Das Buch Jona ist keine wahre Geschichte über Ninive, aber dafür eine wahre Geschichte über Gott.

Ein Lehrstück sozusagen.

Eine Geschichte, aus der wir etwas über Gott lernen und entdecken sollen:
Nämlich dass er langmütig, geduldig, barmherzig und reich an Gnade ist ...... anders als wir Menschen es oft sind – und ganz anders als so manch ein Mensch ihn sich denkt.
Ein Gott, der seine Pläne ändern – und alle Schuld vergeben kann.

  
Amen

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