Aufbruch in die Zukunft
Doppeljubiläum auf dem Waldbreitbacher Klosterberg: 160 Jahre Waldbreitbacher Franziskanerinnen – 120 Jahre Marienhaus GmbH
Waldbreitbach. Mit einem feierlichen Pontifikalamt, dem der Trierer Bi-schof Dr. Stephan Ackermann vorstand, und einem Podiumsgespräch im Forum Antoniuskirche auf dem Waldbreitbacher Klosterberg feierten die Waldbreitbacher Franziskanerinnen und die Marienhaus-Gruppe ihr Dop-peljubiläum. Am 13. März 1863 gründete Margaretha Flesch, die den Or-densnamen Mutter M. Rosa annahm, in der Kreuzkapelle an der Wied die Gemeinschaft der Waldbreitbacher Franziskanerinnen. Vor 120 Jahren, am 19. Januar 1903, gehörten die Franziskanerinnen zu den ersten Frauen in Deutschland, die ihre Tätigkeiten in der juristischen Gesellschaftsform einer GmbH bündelten. In den vorangegangenen 40 Jahren hatte sich die Ge-meinschaft mit großer Dynamik entwickelt. Die Zahl der Schwestern und Filialen wuchs rasch. Deshalb war die Gründung der Marienhaus GmbH für die Ordensleitung damals ein notwendiger juristischer Akt. Die ordens-eigenen Einrichtungen wurden so rechtlich auf ein sicheres und dauerhaftes Fundament gestellt.
„Die Gründung der Marienhaus-Stiftung 2011 war ein weiterer zukunfts-weisender Schritt“, sagte Dr. Heinz-Jürgen Scheid, der Vorstandsvorsitzen-de der Marienhaus-Stiftung. Weil die Zahl der Schwestern kontinuierlich abnahm, überführte der Orden seine Einrichtungen mit rund 14.000 Mitar-beiterinnen und Mitarbeitern in die zu diesem Zweck gegründete Stiftung. Die Waldbreitbacher Franziskanerinnen übertrugen mit diesem Schritt die Gesellschafterverantwortung auf den Stiftungsvorstand. Die Einrichtungen der Marienhaus-Gruppe werden unter dem Dach der Stiftung aber weiterhin im Sinne und in den Intentionen des Ordens und seiner Gründerin als christliche Einrichtungen gestaltet und entwickelt.
Die Geschichte der Waldbreitbacher Franziskanerinnen und der Marienhaus GmbH ist geprägt von Aufbrüchen. Immer wieder war es notwendig, auf aktuelle Veränderungen und Situationen zu reagieren. Das Gespräch, das Prof. Dr. Claudia Nothelle, Professorin für Fernsehjournalismus und Vize-präsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, mit zahlreichen Interviewpartnerinnen und -partner führte, stand deshalb unter der Gesamt-überschrift Aufbruch. Auch die Krisen in der heutigen Zeit machen Aufbrü-che notwendig. „Krisen bereiten Veränderungen vor. Neue Wege, die zu-nächst aus der Not geboren werden, etablieren sich und das ist gut so“, sag-te Bischof Dr. Stephan Ackermann.
Die Waldbreitbacher Franziskanerinnen haben so zum Beispiel in Trier mit Veronika Sauer die erste weltliche Oberin für einen Schwesternkonvent be-rufen. Damit übernimmt sie die weltliche und spirituelle Leitung der Or-densfrauen. „Das ist ein Aufbruch in eine andere Zeit, der viele neue positi-ve Impulse setzt“, sagte Veronika Sauer. Sie freut sich sehr über das große Vertrauen, das die Ordensleitung und die Schwestern ihr entgegenbringen.
Inzwischen gibt es zahlreiche Krankenhäuser in der Trägerschaft, an die kein Schwesternkonvent mehr angegliedert ist. Damit sind die Schwestern im Klinikalltag nicht mehr präsent. „Es ist unsere Aufgabe, den christlich-franziskanischen Geist und das Vermächtnis der Ordensgründerin weiterhin lebendig zu erhalten“, sagten die beiden Krankenhausoberinnen Sabine Ruppert-Stahl, Marienhaus Klinikum Mainz, und Gaby Frömbgen, Marien-haus Klinikum Neuwied – Waldbreitbach. Auch hier ist der Orden schon vor Jahren neue Wege gegangen. Denn Krankenhausoberin war früher im-mer eine Ordensschwester. Heute fühlen sich weltliche Krankenhausobe-rinnen der Ordensgründerin und den Schwestern nach wie vor eng verbun-den und haben die Menschen im Blick.
Es sei aber eine Gradwanderung den gesamten Auftrag zu erfüllen, sagte Joachim Schnieders, der Vorsitzende des Kuratoriums der Marienhaus Stif-tung. „Als christlicher Träger wollen wir nahe bei den Menschen und ihren Sorgen sein. Gleichzeitig gehört aber auch die wirtschaftliche Führung der Einrichtungen dazu“, so Schnieders. Durch gemeinsames Arbeiten und gute Kooperationspartner könne die notwendige Zukunftssicherheit für die Ein-richtungen geschaffen werden. Sonja Petit, Vorstandsmitglied der Marien-haus Stiftung, lenkte als ehemalige langjährige eGMAV-Vorsitzende der Marienhaus-Gruppe ebenfalls den Blick auf die wirtschaftliche Seite des Trägers. Sie sieht die Zukunft bei guten, engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie kompetenten Führungskräften. „Wenn es den Mitarbei-tenden gut geht, dann geht es auch dem Unternehmen gut“, sagte sie.
Für stabile finanzielle Rahmenbedingungen für die Krankenhäuser sprach sich Dr. Scheid aus. Es sei Aufgabe der Politik, gute Lösungen finden, um die Kliniken aus der Krise zu führen.
Landrat Achim Hallerbach betonte die enge Verbundenheit des Kreises Neuwied zur Marienhaus-Gruppe und den Waldbreitbacher Franziskane-rinnen. Die Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen seien elementar wich-tig für die Region, es gebe keinen Ersatz. „Wir müssen im Gespräch bleiben und gemeinsam um Lösungen ringen“, so Hallerbach. Auch Schwester Edith-Maria Magar, die Generaloberin der Waldbreitbacher Franziskanerin-nen, betonte, dass es wichtig sei, Themen im Verbund anzugehen. Als Bei-spiel nannte sie die Diskussion über den assistierten Suizid. „Wir positionie-ren uns in diesen Fragen und wollen gemeinsam mit Kooperationspartnern den Menschen Angebote machen und heilvolle Alternativen schaffen“, sag-te sie. Palliativstationen in den Krankenhäusern, ambulante hospizliche Be-gleitung und der Bau des neuen stationären Rhein Wied-Hospizes in Neu-wied können für Betroffenen eine solche Alternative sein. Das ist ein Auf-bruch ganz im Sinne der Ordensgründerin Mutter Rosa, die es sich zeitle-bens zur Aufgabe gemacht hat, bedürftigen, armen und kranken Menschen zu helfen.
