Predigt von Richard Baus zu Allerheiligen, Lesejahr B

Offb 7,2-4.9-14

  
Liebe Schwestern und Brüder,

bei meinen Überlegungen für die Predigt heute bin ich noch einmal auf eine Begebenheit gestoßen, die mir viel Spaß gemacht hat.

Es war in einem 2. Schuljahr. Wir hatten über den heutigen Festtag gesprochen, über die Heiligen und den Himmel. Wir haben Namen von Heiligen gesucht und überlegt, was sie zu Heiligen gemacht hat. Und irgendwann tauchte die Frage auf: Aber was ist mit denen, die nichts Besonderes geleistet haben, die nicht so „heilig“ waren? Und was mit denen, die auch mal Fehler begangen haben, vielleicht sogar schwere Fehler? Wo werden die sein?

Nach einer bedrückenden Stille meldete sich dann ein Junge, Johannes, und sagte: „Ach, die werden sicher auch im Himmel sein - nur die müssen dann ein bisschen mehr arbeiten als die anderen: Die müssen putzen, Kartoffeln schälen, aufräumen und so.....“

 
Liebe Schwestern und Brüder,

ist das nicht wohltuend, dass ein Kind ein so gutes Vertrauensverhältnis hat zu seinem Gott hat? Dass ein Kind seinem Gott zutraut, dass der auch mit Sündern zurecht kommt, sogar gut zurecht kommt?!

Ein Gott, der so viel Liebe in sich hat, dass er Sünder nicht zum Teufel schickt, wie wir das vielleicht tun würden, sondern der auch für diese Sünder einen Platz in seinem Himmel hat - auch wenn sie, wie Johannes meint, dort dafür noch etwas „ableisten“ müssen!

Schöner hätte man es gar nicht formulieren können: Ein Himmel, in dem Platz ist für alle. Und ein Gott, der keinen ausschließt von seiner Liebe

 
Schwestern und Brüder,

Keiner geht zum Teufel! - das ist auch die Botschaft der Lesung aus dem Buch der Offenbarung, die wir eben gehört haben. Da ist von den hundertvierundvierzigtausend Menschen die Rede, die da in ihren weißen Gewändern vor dem Thron stehen.
Es sind die Geretteten und Erlösten. Es sind die Heiligen.

Aber, so könnte man dann vielleicht doch einwenden: Viel ist das ja nicht. Wenn man bedenkt, wie viele Milliarden Menschen es alleine heute auf der Erde gibt, sind das dann nicht sogar erschreckend wenige, die da vor Gott stehen? Nur 144 000???

Was ist mit all den anderen? Sind die dann vielleicht doch noch wo anders gelandet – und vielleicht doch zum Teufel gegangen?

Nun, wer Bibel zu lesen vermag, der weiß, dass diese Zahl 144 000 nicht die Summe einer Addition ist. Das ist nicht das tatsächliche Endergebnis einer „Abrechnung“. Nein, diese Zahl enthält ein Versprechen, eine Verheißung. Wer die Bibel kennt, der weiß, dass er im Himmel anders rechnen muss als hier auf der Erde - und dass er vor allem mit Gott rechnen muss.

Zwölf, das ist die Zahl der Stämme Israel. Damit ist das ganze Volk Israel gemeint. Und 1000, das ist die Zahl der Fülle. Zwölf mal 1000, das ist also schon „ganz Israel“ in unerhörter Steigerung. Und wenn wir dann zwölf im Quadrat mal 1000 zählen, dann wissen wir, wie weit wir rechnen müssen, wenn wir mit Gott und seinem Heil rechnen wollen. Da kommen wir nicht ans Ende mit dem Zählen. Und diese 144 000 sind nur die Vorhut derer, die um den Thron stehen. Die anderen, die da noch folgen, sind schon gar nicht mehr zu zählen. Und die kommen aus allen Völkern und Nationen.

Zwölf mal zwölf mal tausend und dann noch die „Unzähligen“ -- das heißt in der Bibel: Alle! Keiner geht zum Teufel. Alle werden gerettet. Denn, wie gesagt, die Rettung kommt ja nicht aus unseren eigenen guten Taten heraus, weil wir immer alles richtig gemacht hätten, sondern die Rettung kommt ganz allein von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und von dem Lamm.


Liebe Schwestern und Brüder,

das ist der zentrale Satz in unserer Lesung: Die Rettung kommt von Gott. Die Rettung kommt durch das Blut des Lammes, in dem die Geretteten ihre Kleider weiß gewaschen haben. Ja, diese Menschen, von denen dort die Rede ist, die müssen nicht in ihren Sünden und Fehlern bleiben, sondern sie dürfen sich reinwaschen, in SEINEM Blut, in der Liebe, die ER für sie hat.

Und deshalb feiern wir heute nicht irgendwelche menschlichen Leistungen, sondern die Rettung durch Gott. Wir feiern heute nicht nur die, die es vielleicht auch noch selbst aus eigener Kraft geschafft hätten durch ihr vorbildliches Leben in den Himmel zu kommen -- die großen Heiligen wie die Mutter Gottes, Franziskus, die hl. Elisabeth und wie sie alle heißen --, sondern wir feiern auch die anderen, diejenigen, die nach unseren menschlichen Maßstäben eigentlich noch ganz lange „putzen, Kartoffeln schälen und für die anderen aufräumen müssten“ --- diejenigen, die angewiesen sind auf die Rettung durch das Lamm - aber die von ihm gerettet und geheiligt werden, weil er sie liebt.

Wir feiern das Fest aller Heiligen, das Fest aller, die zu Gott gehören. Denn im Himmel herrscht ja nicht nur die große Freude der Vollendete, sondern auch Mitleid mit jenen, die leiden - und da herrscht die liebende Barmherzigkeit mit jenen, die immer wieder versagen. Denn Gott tut alles für seine Heiligen --- er tut alles für uns.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

wenn der hl. Paulus einen Brief an eine christliche Gemeinde schrieb, dann begann er ganz oft mit der Zeile: An die Heiligen, die in (Korinth oder Epesus oder sonst wo) sind. Und dann wussten die Menschen dort: Sie alle waren gemeint. Alle waren da mitgemeint. Aber nicht weil sie so heiligmäßig gelebt hätten, nicht weil sie immer alles richtig gemacht haben, wie wir das immer von Heiligen erwarten, sondern weil sie von Gott geliebt sind -- weil Gott sie berufen und hinein genommen hat in seine Gemeinschaft.
Denn nur das macht heilig.

Und so wünsche ich Ihnen allen ein frohes Allerheiligenfest - Ihnen, den Heiligen.

Amen 

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