Predigt von Richard Baus zum 17. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Joh 6,1-15
 

Die wunderbare Brotvermehrung. Eine Erzählung, die mich schon als Kind begeistert hat. Und ich habe mich immer gefragt, wie Jesus das wohl gemacht hat. Wie ist ein solches Wunder überhaupt möglich? Er muss schon viel Macht haben.

Ich habe dann aber einmal eine Auslegung dieser Erzählung gehört, die mir seit dem auch nicht mehr aus dem Kopf gegangen ist – und die mir einen neuen, etwas anderen Blick auf dieses „Wunder“ geschenkt hat. 

Der Prediger, den ich damals hörte, sagte, er gehe davon aus, dass im damaligen Orient, in einer Gegend, in der es keine Geschäfte und Snack-Bars gab wie heute, kein Mensch sich auf einen Weg gemacht habe, ohne etwas zum Essen mitzunehmen. 

Wenn schon ein Junge, ein Kind, an Proviant für unterwegs denkt und fünf Brote und zwei Fische eingesteckt hat, wie viel mehr wird ein erwachsener Mensch daran gedacht haben. 

Aber dann ging es wohl so, wie wir das auch kennen:
Wenn ich im Zug unterwegs bin, Hunger bekomme – und genau weiß, dass ich in meiner Tasche eine Tafel Schokolade habe, die ich extra dafür mitgenommen habe --- dann lasse ich sie stecken, weil ich sonst, zumindest wenn ich halbwegs höflich bin, mit anderen teilen müsste. Und dann bleibt für mich unter Umständen nicht mehr viel übrig – zumindest nicht, um satt zu werden.
Also: Die Schokolade stecken lassen, wo sie ist – bis ich vielleicht wieder alleine bin und dann alles für mich habe. 

Und vielleicht haben all die Leute, die da mit Jesus unterwegs waren, genauso gedacht. Alles bleibt in den Taschen stecken.
Bis dann das Wunder geschieht: Da ist ein Junge, der diese Ängste wohl nicht hat, sondern der seine Vorräte auspackt. 

Er packt aus, was er hat - fünf Brote und zwei Fische - und übergibt es Jesus. Und Jesus betet wohl über diese Gaben so innig, so dass alle es mitbekommen - und dann bekommen auch sie Mut - und auch sie teilt aus, was sie haben. 

Sie legen alles zusammen – und sie teilen es.
Und alle werden satt. Und es bleibt sogar noch etwas übrig. Es war mehr als genug. 

  
Eine Deutung, bei der sich vielleicht der Akzent etwas verschiebt: Das Wunder besteht dann nicht darin, dass Jesus aus fünf Broten viel Brot „macht“, sondern das Wunder besteht darin, dass Jesus so handelt und das wenige segnet, dass diese 5000 Menschen unter diesem Handeln und Segen ihr eigenens Denken und ihr Verhalten verändern können

Das Wunder besteht dann darin, dass sich in dieser Situation die Herzen und die Taschen der Menschen öffnen können – und alle ohne Angst teilen. Keiner hat Angst, selbst zu kurz zu kommen, sondern jeder kann hergeben, jeder kann schenken ---
und so bewahrheitet sich, was in einem Kinderlied besungen wird: Wenn jeder gibt, was er hat, dann werden alle satt..... 

  
Nun ich vermute einmal, dass nicht alle Exegeten von dieser Auslegung der Schriftstelle begeistert sind. Und für viele ist ein Jesus interessanter, der Macht über die Dinge hat.

   
Aber mir gefällt diese andere Deutung besser. Denn mir ist ein Jesus, der Menschen verändern und öffnen kann für einander, lieber, als einer der Macht hat über Brote und Brötchen, über materielle Dinge. 

Ein Jesus, der nicht einfach nur Menschen satt macht, sondern der sie zu einem neuen Denken und Handeln bringen kann – so dass auch sie andere satt machen können
Denn wenn sich die Menschen nicht verändern, dann verändert sich auch unsere Welt nicht. 

Und wenn wir immer einen Jesus brauchen, der dann einspringt, wenn Menschen hungern, nur weil wir nicht teilen können, dann haben wir ihn nicht verstanden.
Weil wir immer Jesus in die Verantwortung nehmen – und nicht uns selbst. 

Und dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn es weiter so viel Hunger gibt in unserer Welt. Denn dann ist das ja Jesu Problem.... ER soll dann was tun. Und wenn nicht, dann fragen wir immer so schnell, warum Gott so was zulassen kann?!

Aber ich denke, er hat das seine getan. Und jetzt sind wir dran. Denn wenn jeder gibt, was er hat, dann werden alle satt.
Und dann geschieht auch heute das Wunder der Brotvermehrung. 

Amen 



Unser Newsletter

Melden Sie sich jetzt zu unserem Newsletter an und erfahren Sie immer das Neuste über Projekte, Angebote und Wissenswertes zu unserer Gemeinschaft.

Diese Webseite verwendet Cookies.

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren. Diese Cookies helfen uns dabei, Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten und unsere Webseite ständig zu verbessern. Mit dem Klick auf den Button “Akzeptieren” erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden. Für weitere Informationen über die Nutzung von Cookies oder für die Änderung Ihrer Einstellungen klicken Sie bitte auf “Details”.

Sie geben Ihre Einwilligung, wenn Sie unsere Webseite weiterhin nutzen.

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte unserer Datenschutzhinweis.

Impressum