Predigt von Richard Baus zum 20. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Joh 6,51-58

 
Liebe Schwestern und Brüder,

„...der bleibt in mir und ich bleibe in ihm“ – so haben wir gerade Jesus im Evangelium sagen gehört.
In Jesus bleiben. Und Jesus in uns.

Da geht es um Verbundenheit, um tiefe Verbundenheit, die nicht aufhört, sondern sogar ewiges Leben möglich macht.
Und der Evangelist Johannes sagt uns auch, wie diese Verbundenheit hergestellt werden kann:
Überraschenderweise geschieht das - nach Johannes - nicht in einem geistigen Akt des Glaubens, nicht in besonderen Formen der Meditation oder in irgendwelchen Übungen, die man erst noch mühsam erlernen müsste,

nein, viel einfacher: Im Essen und Trinken.

Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.
Ja, wir sollen einfach nur sein Fleisch essen. 

 
Liebe Schwestern und Brüder, 

ich habe mir sagen lassen, dass das griechische Wort, das bei uns im deutschen Text mit „essen“ übersetzt ist, eigentlich „kauen“ bedeutet, „zerbeißen“.    
Und unsere Theologen sagen, dass der Evangelist dieses Wort wohl sehr bewusst ausgesucht habe.
Denn kauen und essen, das kann jeder. Das kann jedes Kind. Und das tun wir jeden Tag. 

 
Liebe Schwestern und Brüder, 

so wie wir Brot kauen und essen, damit es uns am Leben hält, so will Jesus, dass wir IHN kauen und essen, damit ER uns zum Lebens-Mittel werden kann, aus dem wir Kraft schöpfen für unseren Alltag.
Er will, dass wir ihn kauen und essen, damit ER uns ganz und gar durchdringen und nähren kann. 

 
Liebe Schwestern und Brüder,

wenn man im jüdischen Sprachgebrauch von Fleisch und Blut spricht, dann ist damit die ganze Person eines Menschen gemeint - so wie wir vielleicht sagen würden „mit Haut und Haaren“.

Fleisch und Blut, damit ist hier der ganzen Jesus gemeint;
alles, was ihn ausmacht. Seine Liebe und seine Güte. Seine Vergebungsbereitschaft und grenzenloses Erbarmen. Seine Freundschaft und seine Menschenfreundlichkeit.
All das soll uns durchdringen. Mit all dem will der Herr uns beschenken, wenn wir zur Kommunion gehen, so dass wir daraus auch wirklich leben können.

Denn in der Tat, wir essen da ja nicht nur ein Stückchen Brot bei der Kommunion, sondern wir essen IHN selbst -
mit all dem, was heilt, mit all dem, was uns guttut, und was wir brauchen - auch über das Brot hinaus - um leben zu können.

Ja, wir sollen ihn kauen und essen wie Brot, damit wir ihn mit seiner ganzen Liebe so nahe bei uns haben wie es nur irgendwie geht - und wie ginge es näher als beim Essen und Trinken.

„Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt.....“

Wirklich kaum zu begreifen und schwer zu verstehen.
Aber näher geht es wirklich nicht.

Und vielleicht wird ja auch das, was so ungewohnt klingt -sein Fleisch esen und sein Blut trinken-  etwas griffiger und etwas besser verständlich, wenn wir die Sprache des Evangeliums mit einer anderen Sprache vergleichen - mit der Sprache von Liebenden

 
Liebe Schwestern und Brüder,

wenn zwei Menschen sich sehr lieben, wenn zwei Menschen ganz nahe bei einander sind, dann sagen auch schon mal zueinander: „Du, ich habe dich zum Fressen gern“. 
Und damit wollen sie sich sagen: Ich möchte nie mehr ohne dich sein; ich will, dass wir eins sind – dass wir miteinander und füreinander leben. Ich will immer ganz nahe bei dir sein.

Und da sind wir wohl ganz nahe dran an dem, was Jesus uns da sagen will: 

Dieser Gott ist so verliebt in uns, dass er nie mehr ohne uns sein möchte - und deshalb gibt er sich uns hin, zum Essen, zum Einverleiben, damit er uns ganz nahe sein kann – hier in dieser Welt und darüber hinaus auch im Ewigen Leben.

Und so sind wir eingeladen, ihn zu empfangen und ihn in uns aufzunehmen, damit  er uns durchdringen kann – mit seinem Leben und seiner Liebe, mit seinem Erbarmen und seiner Güte.

Ja, er will uns ganz nahe sein. Er in uns und wir in ihm – und das auf ewig.

Aber wie gesagt:
Nicht durch fromme Anbetung
und nicht durch besondere religiösen und hochgeistigen Übungen,  sondern viel einfacher und viel schöner: 

Durch das Essen

Durch das Kauen seines Leibes im Brot
und das Trinken seines Blutes im Wein.

Ja, der Herr macht sich klein – im Brot und im Wein.
Klein, damit wir nicht Angst und Furcht vor ihm haben,
sondern ihn greifen und begreifen können ----
und essen und trinken.
Denn dann ist er in uns und wir sind in ihm.
Und wir werden ewiges Leben haben.

Einfacher, liebevoller und zärtlicher geht es nicht.

 
Amen    



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