Predigt von Richard Baus zum 22. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Mk 7,1-8.14-15.21-23

 
Liebe Schwestern und Brüder,

sie machen es ihm wirklich nicht leicht, diesem Jesus. Da kommt extra aus Jerusalem so was wie eine Glaubenskommission angereist, um Jesus auf den Zahn zu fühlen - und sie erwischen ihn und seine Jünger ausgerechnet beim Übertreten von Reinheitsgeboten:
Jesus und seine Jünger essen mit „unreinen Händen“….

Damit kein Mißverständnis entsteht: Hier geht es nicht um saubere, nicht um frisch gewaschene Hände, sondern um reine Hände. Nicht um Hygiene, sondern um Religion.
Und zu den religiösen Ritualen gehörte es, sich vor dem Essen noch mal etwas Wasser über die Hände gießen – und dann war die Sache erledigt. Eine Äußerlichkeit.
Aber gerade diese Äußerlichkeiten, die sind so wichtig für diese Kommission aus Jerusalem; denn an diesen Äußerlichkeiten machen sie alles fest. Nur wer diese Äußerlichkeiten erfüllt, der ist für sie gottesfürchtig. – Und da hat Jesus halt schlechte Karten.

Nun, man könnte ja fragen, warum sich Jesus denn auch nicht an diese Vorschriften hält wie die anderen das auch tun!? Es wäre ja wirklich keine große Sache, sich ein bisschen Wasser über die Hände laufen zu lassen - und alles wäre ja in Ordnung.
Warum muss er denn so provozieren?

Nun, ich denke, Jesus muss so provozieren, um zu zeigen, dass er ein ganz anderes Bild von Gott hat als diese Pharisäer:
Sein Gott schaut nicht auf die Äußerlichkeiten, sondern auf ihre Gesinnung der Menschen.

Gott schaut nicht auf das, was groß und auffällig außen drauf steht, sondern was wirklich innen drin los ist - was uns bewegt, was uns wichtig ist, was uns heilig ist. Denn was bei uns innen drin los ist, das bestimmt doch unser Leben - unsere Gedanken und Wünsche, unsere Liebe - oder auch unser Hass.
Was aus unserem Innersten, aus dem Herzen kommt, das bestimmt doch die Atmosphäre und das Klima zwischen uns und den anderen, und das entscheidet letztlich darüber, wie wir wirklich sind.

Vielleicht darf ich das Beispiel noch etwas deutlicher machen und umsetzen in unseren Raum: Dieser Gott Jesu schaut nicht darauf, wie groß das Kreuzzeichen ist, das jemand mit Weihwasser beim Eintritt in die Kirche macht und ob die Kniebeuge tief genug und fromm genug ist, sondern er schaut darauf, mit welcher Einstellung jemand in die Kirche kommt, welche Gedanken er mitbringt - ob da Offenheit für Gott ist, Offenheit für die Menschen links und rechts von uns und die Bereitschaft zu vergeben - oder ob wir böse Gedanken mitbringen: Neid, Hass, Ärger

Dieser Gott schaut nicht darauf, ob zu Hause jemand ein Kreuz an der Wand hängen hat und ob das Kreuz auch schön groß ist, so dass alle auch sehen, wie fromm er anscheinend ist --sondern Gott schaut darauf, wie wir zu Hause die Menschen unter diesem Kreuz miteinander umgehen, wie wir zusammen leben: Ob da Friede herrscht oder Streit; ob da jeder nur an sich selbst denkt, oder ob eine für den anderen sorgt, da ist und man sich gegenseitig hilft.

Und wir dürfen sicher noch weitergehen und sagen: Dieser Gott Jesu, unser Gott, der schaut auch nicht nur auf das, was uns alles gut gelungen ist, nicht auf das, was alles perfekt und vorbildlich war, so dass wir am Ende stolz sein können auf uns, sondern er schaut vielmehr auf unseren guten Willen, auf unser Bemühen:

er schaut dort hin, wo wir uns ehrlich bemüht haben das Gute zu tun - auch wenn wir es am Ende wieder mal nicht geschafft haben;

und er schaut auf das, was wir um seinetwillen und um unserer Mitmenschen willen an Gutem gewollt und versucht haben, auch wenn wir am Ende bei der Umsetzung vielleicht weit von unserem Ziel entfernt geblieben sind.

Ein Gott, der sich nicht von Äußerlichkeiten und nicht von großartigen Erfolgen beeindrucken und blenden lässt wie wir Menschen das tun, sondern der auf unser Herz schaut, auf das, was dort lebt und was von innen heraus unser Leben bestimmt.

Mit diesem Gott, der nicht auf die Äußerlichkeiten schaut, sondern auf unser Herz, und der uns in Jesus Christus so ganz nahe gekommen ist, haben wir auch jetzt hier zu tun:

Er ist es, der uns zu Beginn dieser Feier die Schuld vergeben und einen neuen Anfang geschenkt hat.
Er ist es, der uns im Evangelium ein gutes Wort sagt, damit wir den Mut nicht verlieren, wenn es schwer wird -
und der uns nun stärken will im Mahl, damit wir nicht herausfallen aus seiner Gemeinschaft, sondern mit ihm verbunden sind bis ins ewige Leben.

Ein Gott, der alles für uns tut.
Nur eines tut er ganz bestimmt nicht:
Er wird uns sicher nicht kontrolliert, so wie diese Glaubenskommission aus Jerusalem es mit Jesus gemacht hat.
Denn er will uns ja nicht bewerten und nicht richten,
sondern er will uns ganz einfach lieben und retten.

Amen

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