Predigt von Richard Baus zum 24. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Mk 8,27-35

 
Liebe Schwestern und Brüder,

welch ein Stimmungswandel sich da eben im Evangelium ereignet hat:
Da haben wir gerade gehört, dass Petrus wohl als einziger unter diesen Jüngern wirklich weiß, wer dieser Jesus ist und was er für das Volk bedeutet. Da hat Petrus gerade ein Messiasbekenntnis abgelegt, ein Glaubensbekenntnis sozusagen - und gleich darauf nennt Jesus ihn Satan. Gegenspieler. „Satan, geh mir aus den Augen“, so sagt Jesus. Warum schlägt hier die Stimmung so um?

Nun, hier prallen wohl Welten aufeinander: Da ist Jesus, der Messias, und er redet vom Sterben und vom Tod. Und dort ist Petrus, der so ein ganz anderes Bild von einem Messias hat. Für Petrus ist ein Messias stark und mächtig. Sein Messias ist immer ein Sieger, ein Herrscher. Ein Messias darf nicht leiden und nicht sterben. Denn sonst wäre er ein Versager, ein Verlierer. Nicht besser als die Menschen, die er doch erlösen und befreien soll...
Das darf also nicht sein, das darf nicht passieren. Und so will Petrus Jesus von seinem Plan abbringen. Jesus soll seine Sache anders anpacken, damit er ungeschoren davonkommt.

„Du denkst, was Menschen denken“, so sagt Jesus zu Petrus. Aber Gott denkt anders.
Gott fragt nicht: Wie komme ich ungeschoren davon? sondern: Wie kann ich helfen? Gott fragt nicht: Wie kann ich mich retten? Sondern: Wie kann ich die Welt retten? --- auch wenn er, der Messias, dabei am Ende gar nicht wie ein Sieger aussehen wird, sondern wenn er darüber sogar am Kreuz landet.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

Jesus hat eine ganz andere Sichtweise als Petrus. Eine ganz andere Perspektive.
Er schaut die Welt mit den Augen Gottes an, mit den Augen dessen, der die Menschen doch retten und die Welt zum Guten führen will.
Und er weiß auch, dass das viel kosten wird, dass es ihm sogar ans Leben gehen wird. Und ich  vermute, das, was Petrus da vorschlägt, ist auch eine Versuchung für Jesus. Warum
sterben? Ist Leben nicht viel schöner?!

„Geh mir aus den Augen“, so sagt Jesus zu Petrus.
Dieser Satz, so sagen die Bibelwissenschaftler, sei ganz schlecht ins Deutsche übersetzt. Eigentlich müsse er heißen: „Geh hinter mich“ - Geh hinter mir her. Denn die Schüler gingen zur Zeit Jesu hinter ihren Lehrern her, um sie beständig vor Augen zu haben – und so von ihnen zu lernen -- um zu hören, was sie sagen und zu sehen, was sie tun.

Ja, Petrus muss noch lernen von seinem Meister. Und zu dem, was er lernen muss, gehört auch, nicht immer nur an sich selbst zu denken, sondern auch an die anderen; nicht nur das eigene Leben retten zu wollen, sondern auch das Leben der anderen im Blick zu haben - und so sein Kreuz auf sich zu nehmen.

  
Liebe Schwestern und Brüder,

sein Kreuz auf sich nehmen. Das ist ein sehr unbequemes Wort. Wer will das schon?!
Aber auch das müssen wir richtig hören.
Und dann heißt das sicher nicht, dass Jesus will, dass wir uns das Leben unbedingt schwer machen sollen mit etwas, was überhaupt nicht sein muss. Es geht nicht darum, uns irgendetwas Schweres zu suchen, mit dem wir meinen, Gott würde sich darüber freuen. Gott will keine Öpferchen und auch
keine Opfer um seiner selbst willen. Und auch Jesus will uns gar keine Kreuze auferlegen, sondern er will sie uns eher von den Schultern nehmen.

Aber Jesus will, dass wir füreinander verantwortlich sind.
Dass wir nicht nur unser Leben für uns alleine leben, sondern mit den anderen und für die anderen.

Und dann kommen „die Kreuze“ von selbst: Dann wenn ich nicht alles nur für mich alleine haben will, sondern wenn ich teile, abgebe und hergebe. Wenn ich nicht grade das mache, worauf ich jetzt mal grade Lust habe, sondern wenn ich Rücksicht nehme auf die anderen: Auf den Ehepartner und die
Kinder, auf Kranke, auf Schwächere. Auf Arme.

Wenn sich nicht alles immer nur um mich dreht, sondern wenn ich zurückstecke, damit auch die anderen mal zum Zug kommen – die in der Familie, im Freundeskreis und in der Gemeinschaft – bis hin zu den Flüchtlingen, die bei uns nach Sicherheit und Frieden suchen.
Und wenn ich ehrlich versuche, anderen zu einem bisschen mehr Leben zu verhelfen, zu etwas mehr Glück, auch wenn das meine Freizeit, mein Geld und ein Stück meines Lebens kostet.
Dann, wenn ich treu bin und zuverlässig, ehrlich und hilfsbereit -- auch wenn was anderes im Moment vielleicht grade viel lustiger und aufregender wäre.

   
Liebe Schwestern und Brüder,

wenn wir jetzt Eucharistie feiern, dann ist das die Feier der Gemeinschaft.
Und wir müssen wissen: Gemeinschaft ist nur dann möglich, wenn wir auch wirklich miteinander und füreinander leben, wenn wir nicht nur unser eigenes Leben in den Blick nehmen, sondern auch das der anderen - so wie Jesus es uns vorgelebt hat.

Und deshalb steht da die Einladung im Raum: Machen wir es wie Petrus. Gehen wir hinter Jesus - und gehen wir hinter ihm her. Damit wir ihn beständig vor Augen haben und von ihm lernen können, was leben heißt:
Nämlich leben mit anderen und für andere. Leben das sich deshalb, wegen der anderen, lohnt, --- auch wenn das ohne Kreuz nicht geht.

Amen

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