Predigt von Richard Baus zum 3. Fastensonntag, Lesejahr B

Joh 2,13-25

 
Liebe Schwestern und Brüder,

da geht es offenbar hoch her im Tempel zu Jerusalem: Jesus räumt auf; er schafft Ordnung im Allerheiligsten – und das ziemlich lautstark. Einem so zornigen Jesus begegnet man nicht oft in den Evangelien. Was ist passiert?

Nun, kein Wunder, dass Jesus sich so aufregt, denn was ihm dort im Tempel begegnet, das ist wohl wirklich äußerst fragwürdig.

Da wallfahrtet Jesus zum Tempel, um dort Gott anzubeten – und plötzlich steht er mitten drin in einer Markthalle. Da sucht er Ruhe zum Gebet – und da herrscht laute Geschäftigkeit. Da will Jesus die Nähe Gottes erfahren – und dafür soll er wohl zuerst einmal sein Geld lassen, um Opfer zu bringen – er soll „bezahlen“...

So hatte Jesus sich den Gottesdienst im Tempel wohl nicht vorgestellt – und so will er das auch nicht haben – und deshalb wird er zornig und schlägt kräftig drein. Ja, Jesus räumt auf –

Er räumt auf im Tempel – und damit räumt er wohl auf mit all dem, was Gott in ein falsches Licht rücken könnte. Jesus räumt auf mit einem falschen Gottesbild und mit einer falschen Vorstellung von Gottesdienst.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

dieser Jesus will nicht, dass der Eindruck entsteht, als wäre da ein Gott, der erst einmal Opfer will, bevor er auf den Menschen und dessen Anliegen schaut: Schafe und Rinder von den Reichen und Tauben von den Armen. Opfer, mit denen man im Tempel auch gute Geschäfte machen kann.
Jesus will nicht, dass der Eindruck entsteht, dass Gott sich einem Menschen erst dann zuwendet, wenn der vorher mit barer Münze gut und teuer dafür bezahlt hat.

Denn so ist sein Gott nicht. Sein Gott will kein Geld. Sein Gott will keine Leistungen, die teuer oder schwer sind – sondern sein Gott will  liebevolle Beziehung; Beziehung, wie sie in einem vertrauensvollen Gespräch entstehen kann – im Gebet.

Ja, sein Gott will uns liebevoller Vater sein – und nicht berechnender Geschäftspartner.

Und Jesus weiß: Sein Gott schaut eben nicht auf das, was wir an Opfern anschleppen und nicht auf besondere Leistungen, mit denen wir uns etwas erkaufen wollen, sondern er schaut auf unser Herz:

Auf die Liebe, die wir haben – Liebe zu ihm und zu unseren Mitmenschen. Und er schaut auf unsere Bedürftigkeit.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

ja, dieser Gott lädt uns ein, dass wir seine Nähe suchen. Dann, wenn es uns gutgeht, wenn wir dankbar und froh sein können, weil uns einiges gelungen ist im Leben.
Aber auch dann, wenn wir mit leeren Händen kommen, weil uns schon wieder mal nichts gelungen ist, weil wir schon wieder hinter unseren guten Vorsätzen zurückgeblieben sind.

Wenn wir wieder mal nichts zu „bringen“ haben - kein teures Opfer, keine tollen Leistungen und keine dickes Gebetspensum.

Denn so was braucht er doch nicht. Er will uns - so wie wir sind.
Und dann wird Gott uns das schenken, was uns fehlt. Gott wird das heilen, was bei uns verletzt und verwundet ist. Und er will dort für uns da sein, wo wir allein gelassen sind, und wo wir verirrt und verloren sind.

Ja, Jesus räumt auf im Tempel. Jesus räumt auf mit den falschen Gottesbildern, die Menschen zurechtgezimmert haben, um Gott bis ins Kleinste verwalten und verteilen zu können.  

Und alles, was nach Geschäft und Handel aussieht, das stürzt er um oder er wirft es hinaus – damit wieder Platz ist für Gott. Platz für die Liebe. Platz für die Stille. Und vor allem Platz für all das, was Gott uns Menschen an Gutem schenken will - weil er doch UNSER Gott ist - der Gott der Menschen und nicht der Gott der Theologen.

Nicht die Vorschriften sollen in diesem Tempel zählen, sondern die Liebe. Nicht das Gesetz, sondern das Herz.

Denn in Jesus ist dieser Gott nun mal nicht Gesetz geworden, sondern Mensch. Liebender und barmherziger Mensch. Und das darf niemand verstellen, niemand verdunkeln. Auch kein Hoherpriester und kein Pharisäer.

Tempelreinigung - ein Thema, das uns sicher auch manchmal nahe ist, wenn wir an unsere Kirche denken. Was fällt uns nicht alles ein, was aus unserer katholischen Kirche ausgekehrt werden müsste, was sich da ändern müsste, damit Gott mit seiner Liebe wieder mehr im Vordergrund steht als das, was wir meinen, was wir Menschen so alles „machen“ und leisten müssen....???

Von Mutter Theresa gibt es ein so schönes Wort. Als man sie einmal gefragt hat, was sie gerne in der katholischen Kirche verändert haben möchte, da habe sie geantwortet: Me and you! - Mich und Dich!

Ja, wir müssten uns ändern..., denn wenn wir uns ändern, dann ändert sich auch unsere Kirche.
Ein wunderschöner Gedanke.

Und wenn uns die Liturgie heute am 3. Fastensonntag diese „Tempel-Reinigung“ vorlegt, dann ist damit sicher auch ein Anliegen AN UNS verbunden. Nämlich die Einladung:

Schaut mal nach in eurem „Tempel“ nach,  was ist da los? 
Was ist dort wichtig geworden und wofür habt ihr dort Platz?
Ist das die Leistung? Sind es die Traditionen von früher? Der Terminkalender für morgen?
Oder ist es wirklich immer noch Gott? Und zwar Gott mit seiner unendlichen großen Liebe zu uns Menschen?

Schaut nach im Tempel eures Leibes und im Tempel eurer Gedanken ---
und dann räumt alles weg, was nur Dekoration ist.
Räumt alles weg, was nur Show und frommes Gehabe wegen der Menschen ist.
Und werft all das hinaus, was wichtiger und größer geworden ist als Gott selbst -
und was das Kommen seines Heils bei uns Menschen verhindern oder aufhalten könnte.

Denn wir sind doch der Tempel Gottes
und in diesem Tempel will Gott wohnen -
und zwar mit seiner ganzen Liebe und mit seinem ganzen Erbarmen, damit keiner von uns verloren geht.

  
Amen



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