Predigt von Richard Baus zum 31. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Mk 12,28b-34

 
Liebe Schwestern und Brüder,

der Schriftgelehrte, der in unserem Evangelium von heute Jesus anspricht, will Jesus wohl auf den Zahn fühlen -- ob der die Gebote auch wirklich kennt.

Wenn wir hier von Geboten sprechen, dann dürfen wir nicht meinen, es gehe allein um die 10 Gebote. Weit gefehlt. Im damaligen Judentum gab es ungefähr 600 Gesetze und Gebote, die alle beachtet werden wollten. 600! 
So viele, dass ein normaler Mensch sie gar nicht alle kennen konnte; und oft genug auch gar nicht alle halten konnte - zumindest nicht, wenn man noch einem Beruf und seiner Arbeit nachgehen wollte. Denn diese Gesetze haben alles und jedes im Alltag eines gläubigen Juden geregelt.

Da will es schon was heißen, wenn Jesus den Mut hat, all diese 600 Gesetze einfach zusammenfassen in jenem Doppelgebot: Du sollst Gott lieben aus ganzem Herzen ….. und deinen Nächsten wie dich selbst.

Eigentlich ist es ja nicht nur ein Doppelgebot, sondern eher ein Dreifachgebot: Gott lieben, den Nächsten und sich selbst.Und das Spannende: Jesus setzt diese Gebote einander gleich. Keins wäre so wichtig, dass das andere dafür übersehen werden dürfte.
Nicht erst das eine tun - und dann vielleicht das andere, sondern beides miteinander, gleichzeitig.
Und, wie gesagt, nicht nur diese beiden, sondern alle drei, auch die Liebe zu uns selbst.

   
Liebe Schwestern und Brüder,

mit diesem Dreifach-Liebesgebot, da fasst Jesus alles zusammen, was ihm wichtig ist; damit fasst er seine gesamte Botschaft zusammen. Und seine Botschaft sagt uns:
Da ist ein Gott, der nicht alle Liebe für sich alleine haben will, sondern der will, dass wir diese Liebe teilen - mit den Menschen.
Ein Gott, der nicht alleine in den Blick unseres Handelns genommen werden will, sondern der will, dass wir auch unsere Mitmenschen in den Blick nehmen - und uns selbst.

Ein Gott, der nicht das Entweder-Oder will: Entweder Gott oder den Menschen, sondern das Und. Gott und den Menschen.

Ein Gott, der sogar will, dass wir uns selbst lieben und auf uns selbst Acht haben. Denn die Liebe zu uns selbst, die soll ja der Maßstab sein für die Liebe zu unserem Nächsten.
So wie wir uns selbst lieben, so sollen wir die anderen lieben.

Und damit verkündet Jesus einen Gott, der nicht will, dass wir irgendetwas an uns selbst verachten  oder klein machen, sondern  er will, dass wir uns selbst annehmen - und gut zu uns selbst sind, --- weil er weiß, dass man zu anderen nur dann wirklich gut und liebevoll sein kann, wenn man mit sich selbst im Reinen ist, wenn man sich selbst so akzeptiert, wie man ist und wenn man dann gut mit sich umgeht.

   
Liebe Schwestern und Brüder,

dafür, dass dieses Gebot schon 2000 Jahre alt ist und von Jesus selbst stammt, ist unsere Kirche, so darf man wohl sagen, lange nicht sehr gut mit diesem Gebot umgegangen. Wie oft hat sie es „durchnummeriert“ - und dann stand als oberstes Gebot immer die Gottesliebe. Als zweites kam dann noch die Nächstenliebe, - und das Dritte, die Liebe zu sich selbst, die fiel dann schon eher unter den Tisch. 

Wie schnell wurde das dann Egoismus oder Selbstsucht genannt - und das durfte ja nicht sein.Und wie viele Menschen, die ganz für Gott da waren, und die alles für andere getan haben, haben es mit einem sauren Gesicht getan -- weil sie selbst immer zu kurz kamen, weil sie sich selbst immer schlecht behandelt haben. Oder wenn sie mal gut zu sich selbst waren, dann immer nur mit einem schlechten Gewissen - und absolut freudlos.....Aber Freudlosigkeit und Verbissenheit sind keine gute Werbung für unseren Gott.Und mit einem verbissenen Gesicht kann man nicht von Liebe reden.

Ja, Jesus weiß: Das eine geht nicht ohne das andere.
Es gibt keine Liebe zu Gott, wenn es nicht zugleich die Liebe zu den Menschen und unter den Menschen gibt; denn in ihm ist Gott Mensch geworden. Wer Gott sucht, der kann nicht am Menschen vorbeisuchen, denn Gott wohnt unter den Menschen – und in den Menschen.

Und wer nicht gut sein kann zu sich selbst, wie kann der gut sein zu anderen? Er weiß doch gar nicht, wie sich das anfühlt.Jesus spricht von einer Liebe, die nichts und niemanden ausschließt. Weder Gott, noch den Nächsten – und auch nicht sich selbst.

Denn wir dürfen uns in der Tat selbst lieben, weil Gott uns doch auch liebt. 

Und wenn Gott JA sagt zu uns, zu jeder und jedem einzelnen von uns – auch trotz unserer Schwachheit, trotz der Dunkelheiten in unserem Leben --- warum sollten wir dann NEIN sagen zu uns selbst.

Ja, Gott lieben und den Nächsten und uns selbst.

Amen

 

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