Predigt von Richard Baus zum 2. Adventssonntag, Lesejahr B

Jes 40, 1-5.9-11   Mk 1,1-8

  
Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste. Baut in der Steppe einen Weg für ihn.
Alles soll eben werden, damit er bei uns ankommen kann!

  
Liebe Schwestern und Brüder,
das ist der Ruf dieser Adventszeit. Gleich in zwei Lesungen wird dieser Ruf laut, der uns wohl sagen will: Macht alles bereit, denn da kommt noch was. Da kommt noch EINER.
Einer, der alles vollenden wird.
Aber, so mag man vielleicht bange fragen: Wie mag der denn wohl sein, der da kommen soll? Was ist das für einer, der da mit so viel Macht kommen wird, dass man ihm einen Weg durch die Wüste bauen soll und für den man alles eben - um nicht zu sagen „platt“ machen soll?

Was ist das für einer, der „mit starkem Arm herrscht“ und seinen Siegespreis (so hieß es in der alten Übersetzung) vor sich herführt - wie ein Kriegsherr im alten Rom.

Macht so einer nicht doch Angst? Und verlangt der nicht Übermenschliches? Kann man das denn überhaupt schaffen, solche Wege durch die Wüste zu bauen???

Nein, der da kommt, der will keine Angst machen. Und deshalb wurde da eben in der Lesung auch sehr deutlich gesagt: Fürchtet dich nicht! Hab keine Angst! Denn wenn er kommt, dann wird alles gut!

   
Liebe Schwestern und Brüder,

mir ist noch mal diese wunderschöne Geschichte in Erinnerung gekommen, die uns vielleicht ein bisschen offener machen kann für den, der da kommen soll - und der auch in unser Leben kommen will - ohne uns Angst zu machen, sondern ganz im Gegenteil!
Und da man an einem Nikolaustag, und wir haben ja heute Nikolaustag,  gerne Geschichten vorliest, will ich das jetzt auch tun:

Es ist die Geschichte vom kleinen Junge an der Krippe…

Ein kleiner Junge besucht seinen Großvater, der dabei ist Figuren für eine Krippe zu schnitzen. 
Während er dem Großvater zuschaut, wird er müde. Er legt seinen Kopf auf den Tisch – und beginnt zu träumen. 
Und in diesem Traum steht er auf einmal selbst mitten unter den Figuren. Er geht mit den Hirten und Königen in den Stall und steht plötzlich vor dem Kind in der Krippe.
Da bekommt er einen großen Schrecken: Alle haben etwas mitgebracht, nur er nicht. Seine Hände sind leer.
Aufgeregt sagt er schnell zum Kind: „Ich verspreche dir das Schönste, was ich habe! Ich schenke dir mein neues Fahrrad ‑ nein, meine elektrische Eisenbahn.“
Das Kind in der Krippe aber schüttelt lächelnd den Kopf und sagt: „Ich möchte aber nicht deine elektrische Eisenbahn. Ich möchte viel lieber etwas anderes: Schenke mir deinen ‑ letzten Aufsatz!“
„Meinen letzten Aufsatz?“, stammelte der Junge ganz erschrocken, „aber da steht doch ..., da steht „ungenügend“ drunter!“
„Genau deshalb will ich ihn haben“, antwortet das Jesuskind. „Du sollst mir immer all das geben, was „ungenügend“ in deinem Leben ist.
Dafür bin ich auf die Welt gekommen!“

„Und dann möchte ich noch etwas von dir“, fährt das Kind in der Krippe fort. „Ich möchte deinen Milchbecher!“ 
Jetzt wird der kleine Junge traurig: „Meinen Milchbecher? ‑ Aber der ist doch zerbrochen!“ 
„Eben deshalb möchte ich ihn haben“, sagt das Jesuskind liebevoll.  „Du kannst mir alles bringen, was in deinem Leben zerbricht. Ich will es heil machen!“

„Und noch ein Drittes möchte ich von dir", hört der kleine Junge wieder die Stimme des Kindes in der Krippe. „Ich möchte von dir noch die Antwort haben, die du deiner Mutter gegeben hast, als sie dich fragte, wieso denn der Milchbecher zerbrechen konnte.“ 

Da weint der Junge. Schluchzend gesteht er: „Aber da habe ich doch gelogen. Ich habe der Mutter gesagt: „Der Milchbecher ist mir aus Versehen hingefallen!“ Aber in Wirklichkeit habe ich ihn ja vor Wut auf die Erde geworfen!“

„Siehst Du, genau deshalb möchte ich die Antwort haben“, sagt das Jesuskind bestimmt. „Bring mir immer alles, was in deinem Leben böse ist, verlogen, trotzig und gemein. Dafür bin ich in die Welt gekommen -- um dir zu verzeihen, um dich an die Hand zu nehmen und dir den Weg zu zeigen...“
Und das Jesuskind lächelt den Jungen wieder an. Und der schaut und hört und staunt...  
                                                                                                                                 nach Heinz Pangels

       
Liebe Schwestern und Brüder,  

spüren Sie, um welche Art von Gott es sich da handelt, auf den wir unser ganzes Leben lang warten sollen?
Spüren Sie, was das für ein Gott ist, dessen Mensch-Werdung wir da in wenigen Wochen, an Weihnachten, wieder feiern werden?!  

Ein Gott, der eben nicht gefürchtet, sondern der geliebt werden will. Ein Gott, der sich uns nicht ehrfürchtig auf Distanz halten will, sondern der will, dass wir ganz nahe an ihn herankommen, auf Tuchfühlung und auf Augenhöhe, damit wir auch wirklich hören und verstehen können, was er uns zu sagen hat – so dass sein Wort auch bei uns Fleisch annehmen und Mensch werden kann.
Und er will uns sagen: Fürchtet euch nicht! 

Fürchtet euch nicht!,
Liebe Schwestern und Brüder,

so rufen an Weihnachten die Engel  auf den Gassen und Fluren Betlehems. Fürchtet euch nicht! Habt keine Angst. Sondern freut euch!
Denn da wird kein machtgieriger Despot zur Welt gekommen, kein Herrscher, der uns in die Knie zwingt, sondern ein Heiland, ein Retter, einer der uns aufhelfen und aufrichten will.

»Christ, der Retter ist da!«, so werden wir an Weihnachten singen  - und wir sollten es mit viel Freude singen, denn als Christen haben wir allen Grund dazu.
Denn was gibt es schöneres als Rettung? Rettung von Schuld, Rettung aus Angst, Elend und Not.

Und genau dazu kommt ER, unser Gott, in diese Welt.
   

Und wir, liebe Schwestern und Brüder, dürfen zu ihm hinkommen mit unseren Sorgen und Nöten; wir dürfen zu ihm hintragen, was in unserem Leben kaputt und zerbrochen ist: die Scherben unseres Lebens, die Scherben unserer Beziehungen und die Scherben unserer vergeblichen Anstrengungen und Mühen. Wir dürfen ihm all das hinbringen, wo andere „ungenügend“ drunter schreiben.
Denn um all das zu heilen, dazu kommt er in die Welt - in unser Leben hinein:
Um zu ersetzen, was uns fehlt,
um zu heilen, was bei uns verwundet ist,
um Frieden zu schenken, wo wir Unfrieden gesät haben,
und um unser Herz dort zu erweichen, wo wir uns gegenüber unseren Mitmenschen verhärtet haben.

Ein Gott, der wie ein guter Hirte niemanden verloren gehen lassen wird, sondern der sich aufmacht und so lange sucht, bis er jeden von uns am Ende gefunden hat.

Und wenn er uns dann gefunden hat, dann trägt er uns auf seinen Armen nach Hause - und freut sich.

Und damit wir uns trauen, das alles auch wirklich zuzulassen, Gott unser Leben heilen zu lassen, ohne beschämt sein zu müssen ---
damit wir das gut haben und ertragen können,
deshalb kommt er ja als ein kleines Kind zur Welt und nicht als großer mächtiger Gott,
nicht als Richter, sondern als Retter, als unser Freund.

Ja, Gott macht sich klein; Gott kommt als Kind, damit wir uns auch trauen, ihn lieb zu haben und ihn aufnehmen zu können.

Denn allen, die ihn aufnehmen, denen gibt er Macht, selbst Kinder Gottes zu werden – und so sein Heil in die Welt zu bringen - so wie es auch der hl. Nikolaus, dessen Festtag wir heute feiern, getan hat.  

Darum:
Legt ihm keine Steine in den Weg, sondern räumt alles weg. Macht ihm die Bahn frei, damit er auch bei uns ankommen kann – mit seiner Liebe und seinem Erbarmen.   
    

Amen

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