Predigt von Richard Baus zum 2. Ostersonntag, Lesejahr C

Joh 20, 19-31

 
Ja, liebe Schwestern und Brüder,

da ist er dann doch noch zum Glauben gekommen; er ist nicht mehr der ungläubige Thomas, sondern der gläubige Thomas.

Schön, dass Jesus sich so viel Mühe mit ihm gibt. Und wohltuend, dass Jesus ihn nicht einfach abgeschrieben hat, sondern dass er alles dafür getan hat, dass dieser Thomas ihm nicht verloren geht, sondern weiter einer der Apostel bleibt.

Schön für ihn - aber auch schön für uns. Denn diesen Aposteln, Menschen wie dieser Thomas, verdanken wir ja unseren Glauben.
Sie mussten nach der Auferstehung Zeugen sein.

„Ihr seid Zeugen dafür“ - Diesen Satz lesen und hören wir in der nachösterlichen Zeit immer wieder - als Auftrag an die Jüngerinnen und Jünger.
Ihr seid Zeugen! Zeugen für die Auferstehung!

Damals galt das von den Jüngern. Aber ich denke, heute müsste das wohl von uns gelten, oder?
Warum heißen wir sonst Christen/innen?!
Wir sind heute die Zeugen der Auferstehung. Und die Welt braucht uns.

Denn wir alle wissen: Der Glaube kommt in der Tat nicht so sehr aus Büchern, sondern er kommt vor allem auf zwei Beinen daher.
Glaube kommt durch Menschen. Und zwar durch Menschen, die so vertrauenswürdig und authentisch sind, dass man ihnen auch wirklich abnehmen kann, was sie da sagen, was sie tun und was sie leben.

Und da steht schon die Frage im Raum: Sind wir heute Zeugen und Zeuginnen des Glaubens? Kann man uns das abnehmen, was wir glauben? Und leben wir das, was wir glauben auch so, dass es für andere interessant sein könnte?

 
Liebe Schwestern und Brüder,

Zeuge sein, Glaubenszeuge sein -- Wie geht das? Woran merken die anderen, dass Auferstehung für uns kein leeres Wort, sondern eine Realität ist?

Nun, wichtig ist wohl, dass dieser Glaube, von dem wir Zeugnis geben sollen, nicht einfach etwas ist, was sich im Kopf abspielt.
Das darf nicht in den Gedanken bleiben,  sondern das muss Hand und Fuß bekommen. Das muss vom Kopf in den Leib rutschen, Fleisch annehmen  und etwas mit unserem Leben zu tun haben....

Ich habe mal einen Text gefunden, in dem diese „Fleischwerdung“ des Osterglaubens beschrieben wird. Da heißt es:

Wir könnten zum Beispiel Ostern in den Beinen haben: das heißt wie Jesus zu den Menschen hingehen und mit ihnen gehen - wie mit den Emmaus-Jüngern.
Wir könnten mal wieder den ersten Schritt tun nach einem Ärger und einem Streit - und unser Entgegenkommen zeigen.
Wir könnten den aufrechten Gang üben, gradlinig bleiben und aufrichtig leben - und aufstehen für das Leben

Oder wir könnten Ostern in den Händen haben: das heißt wie Jesus zupacken und Hand anlegen, wo unsere Hilfe gebraucht wird. Jemandem die Hand entgegenstrecken - zur Versöhnung. Jemandem die Hand auf die Schulter legen und ihm den Rücken stärken. Oder jemanden bei der Hand nehmen und ihn ein Stück des Weges begleiten.

Wir könnten Ostern in den Augen haben: das heißt andere wie Jesus anschauen - mit Respekt und Wohlwollen. Die Augen offen halten und wach bleiben - für Signale der Not,  für die stummen Bitten um Anerkennung und Freundlichkeit. Und dann denen ein An-Sehen geben, die von anderen übersehen werden.

Und wir könnten Ostern im Herzen haben: wie Jesus herzlich und offen den Menschen begegnen - auch mal mit jemandem herzlich lachen können - aber auch dann mit dem Herzen bei jemandem sein, wenn es um Krankheit geht, um Schmerz und Leid; eine Herzlichkeit, die auch den Tod, den Karfreitag nicht verschweigt, sondern ernst nimmt und mitträgt.

Vielleicht würden dann die Menschen in unserer Umgebung sagen: Das gefällt mir, wie du lebst; das interessiert mich. Erzähl mir mehr. Erzähl mir, woher du dafür die Kraft nimmst - für deinen aufrechten Gang. 

Woher du die Kraft nimmst für deine helfenden Hände und deinen offenen Blick - und wem du dein offenes Herz verdankst.

Und dann können wir Ostern auf den Lippen haben: wir könnten erzählen von unseren Hoffnungen; weitersagen, was uns trägt, woran wir hängen bei unserem Glauben - und warum Jesus uns so viel bedeutet.....

und dann wären wir in der Tat Zeugen/innen der Auferstehung -
Zeugen und Zeuginnen dafür, dass Jesus lebt – und das nicht nur im Himmel, sondern auch in dieser Welt.
Nämlich in uns und mitten unter uns.

 
Amen

 
(Vgl. Wolfgang Raible in Anzeiger für die Seelsorge 4/2007)

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