Predigt von Richard Baus zum 2. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Jes 62,1-5 / Joh 2,1-11

 
Liebe Schwestern und Brüder,

wenn irgendwo ein „NEUER“ in sein Amt eingeführt wird, dann darf man gespannt sein auf das, was er als erstes sagt und was er als erstes tut. -- Denn damit läßt er durchblicken, wes Geistes Kind er ist. Damit wird er zeigen, was ihm wichtig ist. Da wird sein Programm sichtbar. 

Einen solchen "Amtsantritt" zeigt uns das heutige Johannes-Evangelium: Der Evangelist schildert Jesus bei seinem ersten Auftreten in der großen Öffentlichkeit.

Aber überraschenderweise begegnen wir Jesus bei seinem Amtsantritt nicht im Tempel und auch nicht in einer Synagoge. Er, der Sohn Gottes hat auch keine Predigt auf den Lippen, keine Ermahnungen oder so etwas. Nein, wir treffen ihn auf einer Hochzeit, auf der Feier des Lebens und der Liebe. Wir begegnen ihm mitten unter Menschen, die so ausgelassen feiern können, dass ihnen vorzeitig der Wein ausgeht.
Und das erste Zeichen, das Jesus setzt, seine erste Tat, mit der er sich in der Öffentlichkeit zeigt, das ist ein Weinwunder.

Es hätte ja vielleicht auch anders ausgehen können: Jesus hätte auf den Hinweis seiner Mutter die Leute nach Hause schicken können - mit ein paar guten Worten, um den Brautleuten die Peinlichkeit zu ersparen. Er hätte ja auch darauf hinweisen können, dass nun genug gefeiert worden ist und man wieder an den Ernst des Lebens und die Arbeit denken sollte.

Aber nichts von alledem, sondern noch mehr Wein und noch besseren Wein, so dass das Fest noch lange fröhlich weitergehen kann.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

muss uns das nicht das aufmerksam und hellhörig machen, dass ein so großer Theologe wie der Schriftsteller des Johannes-Evangeliums ein solches Zeichen an den Anfang des öffentlichen Wirkens Jesu setzt?! Ein Weinwunder!

Nun, dieser Johannes will wohl auf einen Gott hinweisen, dessen Herrschaft Freude bringt; Leben bringt, und zwar Leben in Fülle.
Und mit diesem Jesus bricht diese Herrschaft an: Ein Gott, der offenbar nicht erwartet, dass die Menschen für ihn da zu sein haben, sondern einer, der für die Menschen da sein will. Johannes weist auf einen Gott hin, der nicht alles mögliche von den Menschen verlangt, sondern der alles mögliche für die Menschen tut, ---- der mit vollen Händen schenkt,  und zwar reichlich und in überfließendem Maß, viel mehr als eigentlich nötig ist.
Denn was da in mit dem Wein in Kana beginnt, das wird sich weiter fortsetzen in seinem Evangelium:

- mit der Überfülle der Brote bei der Speisung der Fünftausend,
- mit der nie endenden Liebe und Vergebung  selbst für die größten Sünder,
- und am Ende mit dem Leben noch dort, wo niemand mehr damit gerechnet hätte – am Ostermorgen nach einem Karfreitag.

Ja, Johannes sagt uns: In diesem Jesus hat sich Gott ganz auf die Seite der Menschen gestellt -  und er tritt ein gegen all das, was uns Menschen das Leben nehmen will: gegen die Mächte des Bösen, gegen Krankheit und Tod, gegen Engstirnigkeit und Unmenschlichkeit.
Jesus gibt Zeugnis von einem Gott des Lebens - und auf diesen Gott will Jesus hinweisen mit seinem ersten Wunder, dem Weinwunder.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

das Wunder besteht darin, dass Jesus Wasser in Wein verwandelt; dass er also aus etwas ganz Alltäglichem, aus dem, was die Menschen zur Verfügung haben, etwas ganz Besonderes, und etwas ganz Kostbares schafft.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

wie oft geht uns doch auch der Wein aus: Wie schnell sind wir am Ende mit unseren guten Vorsätzen und unserem guten Willen! Was haben wir nicht alles tun und machen wollen! Mit viel Begeisterung und Schwung haben wir begonnen, da wollten wir Wein bringen - und am Ende kochen wir nur mit Wasser, oft genug vermischt mit Tränen der Trauer und der Verzweiflung.

Aber genau hier dürfen wir uns von Maria sagen lassen: "Was er euch sagt, das tut."
Und er sagt uns: "Füllet die Krüge mit Wasser."
Das sagte er zu allen, denen der Wein ausgegangen ist: zu den "Mühseligen und Beladenen", zu allen, die am Ende sind und die unter ihren Lasten stöhnen. Ja, das sagt er zu uns. Wir sollen unsere Krüge mit Wasser füllen. Wohlgemerkt: nur mit Wasser! – und mehr nicht.
Und das heißt wohl: Wir sollen das tun, was wir können und was uns Menschen möglich ist - und alles andere, die "Verwandlung", die wird er vollbringen, er, der Herr - denn das ist allein seine Sache, denn das vermag nur er.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

ist das nicht wohltuend und heilsam zu wissen, dass da ein Gott ist, der nicht Wein von uns verlangt, sondern Wasser.
Ein Gott, der uns nicht überfordert, sondern der es am Ende selbst übernehmen wird, aus dem bisschen Wasser, das wir da anbringen, dann den Wein zu machen, kostbarer und besser als wir uns das überhaupt vorstellen können!

Ein Gott also, der uns keine Lasten aufbürdet, sondern der die Lasten von unseren Schultern nimmt, damit wir seine Liebe wirklich als Geschenk empfangen zu können;
als Geschenk und nicht als Lohn; so dass wir uns freuen können, einen solchen Gott unseren Gott nennen zu dürfen.

In der Tat, eine neue Herrschaft, eine neue Zeit, die in Jesus angebrochen ist.

Eine Zeit, die einem Gott gehört, der sich über uns Menschen freut – nicht nur ein bisschen, sondern so wie der Bräutigam sich freut über die Braut. Schöner geht es nicht, oder?
Und der deshalb auch mit uns das Leben feiern will.

 
Amen

 

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