Predigt von Richard Baus zum 3. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

1 Kor 12,12-14.27  
Lk 1,1-4; 4,14-21

 
Liebe Schwestern und Brüder,

am vergangenen Sonntag haben wir gehört, wie das Johannes-Evangelium den Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu beschreibt: Mit einem Wein-Wunder bei der Hochzeit zu Kana.

Heute hören wir, was Lukas uns davon berichtet. Lukas schreibt, dass Jesus nach seiner Taufe umherzieht: er lehrt, er predigt und er wirkt Wunder. Da geschehen Heilungen, die sagen wollen: Jetzt ist das Reich Gottes angebrochen. Niemand muss mehr darauf warten. In Jesus ist es da!
Und Gottes Geist treibt Jesus regelrecht zu diesen Taten.

Dabei kommt Jesus auch wieder in seine Heimatgemeinde zurück. Es ist sozusagen sein erster „Auftritt“ dort. Wie an jedem Sabbat geht er in die Synagoge zum Gottesdienst.
Dieser Sabbatgottesdienst dort in Nazaret verläuft wie jeder andere Sabbatgottesdienst auch: Ein Erwachsener aus der Gemeinde steht auf, liest aus einer Schriftrolle vor und erklärt dann, wie er diese Schriftstelle versteht.
Diesmal ist Jesus dran. Man reicht ihm das Buch des Propheten Jesaja. Jesus schlägt es auf und findet die Stelle, in der vom Gottesknecht die Rede ist.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

dieser Gottesknecht ist jener Mensch, der von Gott in die Welt gesandt ist, um dort Gottes Heil zu wirken, um Gottes Willen zu erfüllen.
Und damit er zu diesen Dienst auch fähig ist, damit er das kann, hat Gott ihn dazu gesalbt. Gott hat von seinem Geist auf ihn gelegt.

Dieser Gottesknecht ist von Gott gesandt, um aus einer Welt des Unheils wieder eine Welt des Heiles zu machen.
Um Menschen, die in allen möglichen Dingen des Alltages blind geworden sind, wieder die Augen für Gott und dessen Gerechtigkeit zu öffnen;
um Menschen, die verstrickt sind in Böses, in Abhängigkeiten und in Unrechtsstrukturen, wieder frei zu machen, damit sie neue Wege gehen können.
Um Menschen, die total am Ende sind, wieder Mut zu machen und aufzurichten.
Und um ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen -- dieses Jahr des Heiles, in dem den Sklaven die Freiheit, den Armen ihre ursprünglichen Besitztümer zurückgegeben werden mussten, damit sie wieder neu anfangen konnten; neu anfangen konnten, zu leben.

Ein Jahr der besonderen Barmherzigkeit und der Liebe.

Und da kommt nun Jesus und sagt: Heute hat sich das alles erfüllt. Heute ist diese alte Verheißung Wirklichkeit geworden. Heute. In ihm.
Ja, so sagt es das Lukas-Evangelium: ER ist dieser Gottesknecht. Jesus aus Nazareth.

Wir können uns vorstellen, dass das ein höchst irritierender Moment für diese Leute in Nazareth gewesen sein muss. Denn Jesus ist ja einer „von ihnen“, einer, den alle gut kennen. Kann so einer  der Gottesknecht sein, der von Gott Gesalbte? Müsste da nicht ein andere kommen? Denn auch wir erwarten ja von einem, der das Heil bringen, immer einen „von außen“, aus Jerusalem, aus dem Tempel oder so was.

Einer, der mit Pomp und Glroia kommt......

Und dann ist da „nur“ Jesus. Einer, den sie doch seit Kindheit an kennen - ihn und die ganze Familie......

Aber in diesem Jesus, in einem aus den eigenen Reihen, ist die Gottesherrschaft angebrochen - und damit das Heil. Und vor allen Dingen: Heute.

  Liebe Schwestern und Brüder,

dieses „heute“ ist ein so wichtiges Wort in der Bibel. Dieses „heute“ will sagen, dass man jetzt nicht mehr länger auf etwas warten muss, sondern dass es jetzt da ist. Heute hat es begonnen. Das Heil ist da. Denn: Gott ist da – in seinem Knecht. In dem Menschen, den er gesalbt und auf den er seinen Geist gelegt hat. Und jetzt wird alles gut.

Heute….
  

Liebe Schwestern und Brüder,

Wenn wir im Jahr 2019 dieses „heute“ lesen, was ist dann?
Ist das dann nur eine Erinnerung an damals? Eine Erinnerung an Jesus? 

Sicher, es ist eine Erinnerung an Jesus. Eine Erinnerung an „damals“ ist es das. 
ABER es ist auch noch mehr. Es ist kein Heute „von gestern“, sondern es wirkt auch jetzt, auch in unserem Heute.
Denn da ist doch immer noch Gott, der das Heil will. Und da gibt es ja auch immer noch – die Gesalbten:
Die Getauften und Gefirmten, Frauen und Männer, in denen Gott in dieser Welt gegenwärtig sein will - weil doch auch sie Gesalbte sind, weil SEIN GEIST auf ihnen ruht.

Aber bestimmt nicht, damit er sie in Ruhe lässt, sondern damit er sie aufweckt und lebendig macht, aufmerksam und sensibel macht für die Nöte in dieser Welt – und damit sie sich gerufen und gesandt fühlen, heute das zu tun, was Jesus damals getan hat: den Blindgewordenen heute wieder die Augen zu öffnen für Gott und das Leben; dass wir heute die, die zerschlagen und ans Ende gekommen sind, trösten und aufrichten, ihnen wieder Mut zum Leben machen;
und dass wir allen, die gefangen und verstrickt sind in Schuld und Abhängigkeiten, heute wieder eine Zukunft möglich machen;
und dieses Gnadenjahr des Herrn lebendig werden lassen, damit Gerechtigkeit herrscht in unserer Welt.

Aber, wie gesagt, nicht irgendwann einmal, sondern „heute“, jetzt – durch uns.
Denn wir sind doch der Leib Christi, wie Paulus in seinem Brief geschrieben hat, wir sind Kirche. Eine Kirche, die gerufen ist, nicht nur viel zu beten, sondern auch genauso viel dafür zu tun

damit das „Heute“ Gottes nicht nur eine Verheißung bleibt, sondern immer wieder auch Wirklichkeit wird – durch uns – und überall dort, wo wir glauben und wo wir leben. Überall, wo wir Kirche sind.

Und zwar die Kirche unseres Herrn Jesus Christus, dieses Gottesknechtes, der einzig und allein gekommen ist, um die Menschen zum Heil zu führen.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

Wir sind heute die Gesalbten und wir sind die Kirche unseres Herrn.
Ja, wir sind heute die, von denen Jesus damals gesprochen hat.

Das ist vielleicht das Irritierende für uns heute:
weil wir ja auch immer so gerne auf den großen Mann von „Auswärts“ warten, wenn es um das Heil geht – aus Rom, wenigstens doch aus Trier oder so. 

Aber der kommt nicht – und der ist auch gar nicht notwendig - weil Gottes Geist ja auf uns ruht - und wir seine Gesalbten sind -

weil wir ihm gehören.

 
Wir, liebe Schwestern und Brüder, 

Menschen, die wie Jesus, an „ihrem Sabbat“, dem Sonntag, in die Synagoge, in die Kirche gehen, um zu beten und sich Kraft zu holen.

Menschen, die nicht vom Himmel fallen, sondern die aus unseren Gemeinden kommen und die deshalb jeder kennt – und von denen man vielleicht deshalb gar nichts besonderes erwartet --- weil man sie ja kennt – oder zu kennen glaubt.

Aber Menschen, die schon etwas besonderes sind,

weil sie mehr sind als wir sehen und denken,

denn SEIN Geist ruht auf ihnen auf uns.

Und wir Glieder des Leibes Christi sind.

Ja, wir gehören ihm.
Und mit uns will er die Welt verwandeln – und zu SEINER Welt machen.

Und das könnte heute schon beginnen – und hier, wo wir jetzt sind.

 
Amen

 

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