Predigt von Richard Baus zum 4. Adventssonntag, Lesejahr C

Lk 1,39-47

  
Liebe Schwestern und Brüder,

wenn man einen katholischen Christen fragt, was für ihn das Wichtigste an der Kirche ist, dann wird er vielleicht sagen: Die Heilige Messe.

Wenn man ihn weiterfragt, was denn an der Messe für ihn das Wichtigste ist, dann wird er sicher sagen: die Wandlung.

Wenn man aber daraus folgert: Dann ist wohl an der Kirche das Wichtigste die Wandlung – dann sagen sehr viele: Nein, es soll doch lieber alles so bleiben wie es ist.

Das ist gewiss etwas spitzfindig, aber im Prinzip trifft es ins Schwarze: Wir wollen alle immer wieder etwas Neues, etwas Besseres, veränderte und verwandelte Situationen – aber wenn das davon abhängt, dass wir uns ändern, dass wir uns umstellen und wandeln müssen – dann sieht das ganz anders aus – dann doch lieber nicht.

  
Liebe Gottesdienstbesucherinnen und Besucher,

aber wenn Gott in unsere Welt hineinbricht, dann geschieht Veränderung und Verwandlung; wo er hinkommt, da bleibt nichts mehr wie es ist.
Und wer Gott wirklich haben will, wer ihn wirklich spüren und erfahren will, der muss damit rechnen, dass das nicht spurlos an ihm vorübergeht --- so wie bei Maria und Elisabeth, von denen wir im Evangelium eben gehört haben.

Schauen wir noch einmal hin.

Da ist Maria: Sie hat sicher auch ihre Träume vom Leben. Aber durch diese ungewöhnliche Schwangerschaft kommt etwas unerwartet Neues auf sie zu. Und dieses Neue ist nicht nur großartig, sondern da kommen auch die Konflikte und die Probleme:
Ihr Verlobter gerät in Schwierigkeiten. Wie werden die Leute aus dem Dorf reagieren? Wird man sie ausstoßen? Wird man sie steinigen, so wie es das Gesetz vorschreibt?
Besser und bequemer, wenn diese ganze Sache nicht passiert wäre.

Und dennoch, sie akzeptiert das; sie akzeptiert, dass ihr Leben nun einen so ganz anderen Verlauf nehmen wird als sie es sich bisher vorgestellt hat. Sie akzeptiert das, weil sie erkennt, dass das alles nicht einfach nur ein Unglück ist, sondern dass da Gott in ihr Leben eingegriffen hat. Und deshalb kann sie JA sagen dazu.

Und ähnlich ist das bei Elisabet: Sie hatte sich wohl damit abgefunden, dass sie kinderlos bleiben wird. Und plötzlich wird sie schwanger. In ihrem Alter! Welch unglaubliche Überraschung! Ihrem Mann verschlägt das die Sprache. Wochenlang können sie nicht miteinander reden.

Auch hier bringt dieses Neue nicht nur Freude mit sich, sondern auch Probleme, Ängste und Nöte. Doch Elisabet kann das akzeptieren, sie kann es annehmen und bejahen – als Gottes Wille, als Gottes wunderbares Wirken an ihr – und auch sie kann sich darauf einlassen.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

ich denke, die Geschichte dieser beiden Frauen will uns einen adventlichen Rat geben:

Dass wir all das, was uns da im Alltag total querkommt, was uns überhaupt nicht passt und womit wir anscheinend im Moment überhaupt nichts anfangen können – das nicht direkt als Unglücksfall abtun, den man möglichst schnell loswerden will, sondern das alles erst einmal bedenken, es meditieren – und dann  nachspüren, ob Gott mir vielleicht damit etwas sagen will…
– ob es nicht sein kann, dass Gott in meinem Leben Neues schaffen will

Nicht alles, was wie ein böses Ende aussieht, ist es das auch wirklich, sondern manchmal will es ja vielleicht ein neuer Anfang sein.
Nicht alles, was schwer ist, ist unbedingt nur ein Problem, sondern manchmal steckt ja auch eine neue Chance drin. Etwas, was mich weiterbringen will; unabhängiger und selbständiger machen will. Manchmal muss ich etwas Liebgewordenes loslassen und etwas Kostbares verlieren, damit ich die Hände frei habe für etwas Neues....

Aber so etwas ist gewiss nicht leicht; sondern so etwas, das verlangt ein gutes Stück Glauben und Vertrauen – und für manchen ist das zu schwer, wenn er allein damit zurecht kommen muss.

Aber vielleicht ist das noch ein weiterer adventlicher Rat, den uns diese Geschichte vermitteln will: Dass es wichtig ist, seine Sorgen und Fragen mit einem anderen zu teilen – so wie diese beiden Frauen das tun.

Aber nicht nur die Fragen und Sorgen, sondern auch die Hoffnungen. Diese beiden teilen nicht nur ihre Sorgen, suchen nicht nur gemeinsam nach einer Antwort, sondern sie legen auch ihre Hoffnungen zusammen.

Beide sind guter Hoffnung; beide sind zur guten Hoffnung gekommen, dass Gott sie nicht ins Unglück geraten lässt, nicht in eine peinliche Situation, sondern mitten ins Handeln Gottes hinein.
Und deshalb sind sie der guten und berechtigten Hoffnung, dass Gott sie nicht allein lässt in ihrer Situation, sondern dass er das Niedrige erhöht und das Schwache annimmt.
Sie bestärken sich gegenseitig in der Hoffnung, dass Gott ihrem Leben einen neuen Sinn gibt – und dass das, was sie da „mit sich herumtragen“,  zum Segen wird – für sie selbst und für andere Menschen, die mit ihnen hoffen und glauben können.

Und dazu lädt uns die Kirche in diesen Tagen ein: Dass wir einander nicht allein lassen mit unseren Sorgen, sondern sie miteinander teilen -- und dass wir unsere Hoffnungen zusammenlegen. Denn Hoffnung stirbt, wenn man sie nur für sich behält und wenn sie allein bleiben muss.

Hoffnung sucht Gemeinschaft, damit sie zum Leben kommt.

Und deshalb kommen wir hier zusammen. Deshalb feiern wir das Mahl der Hoffnung und der Liebe gemeinsam –und nicht jeder für sich und auch nicht zum eigenen Privatvergnügen – sondern als Fest unserer Gemeinschaft.
Einer Gemeinschaft, in der Gott zur Welt kommen kann.

Amen

 




 

 

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