Predigt von Richard Baus zum 4. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Lk 4,21-30

 
Liebe Schwestern und Brüder,

Jesus predigt in seiner Heimatstadt. Sein erster „Auftritt“ dort, nachdem er mit seinem sogenannten „öffentlichen Wirken“ begonnen hat.
Es fängt auch ganz gut an: Die Leute sind begeistert von seinen Worten, von seiner Schriftauslegung. Gut gemacht! Schöne Predigt!

Aber dann schlägt die Stimmung mit einem Mal um. Sie wundern sich: Ist das nicht der Sohn Josefs? Wie kann der auf einmal so reden?!

Als Jesus merkt, dass sie ihn in Frage stellen, da dreht er den Spieß um und er stellt sie in Frage. Sie und ihren Glauben.
Er erinnert sie an Begebenheiten aus der Hl. Schrift, die sie aus ihrem Religionsunterricht sehr gut kennen mussten:

An jenes Mehlwunder durch den Propheten Elija bei der Witwe von Sarepta zur Zeit der großen Hungersnot..

Damals hatte ganz Israel gehungert - aber gegen alle Erwartungen hilft Gott nicht den Israeliten – wie das doch hätte sein müssen, sondern er hilft ausgerechnet dieser Witwe aus Sarepta in Sidon, das heißt einer Ausländerin, einer Nichtjüdin; einer, der Gott nach der Vorstellung der Frommen gar nicht hätte helfen dürfen.

Und dann die Geschichte mit Naaman zur Zeit des Propheten Elischa. Damals gab es in Israel viele Aussätzige - aber geheilt wird einer aus Syrien: Also wieder ein Ausländer, wieder ein Ungläubiger, - einer, der es nach der Auffassung eines frommen Juden überhaupt nicht verdient haben kann.

Ja, Jesus erinnert sie an Geschichten von einem Gott, der nicht macht, was die Leute so wollen; und der sich nicht offenbart, wie die „Frommen“ es ihm gerne vorschreiben, sondern der grade macht, was er will.

Und Jesus will ihnen damit sagen:
Dieser Gott, der lässt sich nicht festlegen – weder von Landesgrenzen, noch von  den Religionsgrenzen, die die Menschen auf Landkarten oder in ihren Köpfen ziehen.

Und er lässt sich auch nicht vereinnahmen von noch so viel Frömmigkeit,
sondern er schenkt sich dort, wo er es will – und er wirkt seine Wunder dort, wo sein Heil auch von den Menschen angenommen wird und Wirklichkeit werden kann.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

das sind harte Worte, die da fallen - und sie kosten Jesus fast das Leben.
Und so geht Jesus weg.
Dort ist nicht sein Platz - weil er dort nicht der sein darf, der er wirklich ist; sondern dort soll er so bleiben, wie sie ihn in ihren Köpfen haben.
Und das geht nicht.

Für die Leute von Nazaret ist er nur der Sohn des Josefs –
aber er ist doch auch der Sohn Gottes.
Für die Leute ist er ist nur der Zimmermann – aber doch auch der Messias.
Wenn es nach den Vorstellungen der Leute geht, dann soll er weiter in seiner Werkstatt Bretter hobeln und Balken zurechthauen - aber nach Gottes Plan soll er doch das Reich Gottes verkünden…

Ja, Jesus ist mehr, viel mehr als die Leute es sich vorstellen wollen - und so anders, so ganz anders als das Bild, das die Leute von ihm in ihren Köpfen haben.
Kein Prophet gilt etwas in seiner Heimatstadt -- weil die Menschen es nicht zulassen. Deshalb muss er weggehen - und er wird nie mehr nach Nazaret zurückkehren.

  
Liebe Schwestern und Brüder,

eine wirklich spannende Geschichte. Eine Geschichte, mit der der Evangelist Lukas uns etwas sagen will; mit der er auch an uns die Frage stellt nach den Bildern, die wir in unseren Köpfen haben.

Welches Bild haben wir uns von Gott - und von unserer Kirche gemacht?
Muss die Kirche so bleiben, wie Menschen sie seit Jahrhunderten gestaltet haben? Oder darf Gott ihr heute nicht auch mal ein neues, ein anderes Gesicht geben -- ein menschlicheres und barmherzigeres? Darf Gott sie wirklich nicht zu einer Kirche machen, in der nicht die alten „Wahrheiten“ das Wichtigste sind, sondern in der die Liebe das Wichtigste ist? Die Barmherzigkeit?
Es ist doch SEINE Kirche!

Und vielleicht will Lukas uns auch noch mal die Frage stellen, wie wir das denn so mit unseren Mitmenschen handhaben.

Dürfen die auch so sein, wie sie wirklich sind - oder müssen die immer so bleiben, wie wir sie uns vorstellen?
Dürften die, die da heute Morgen neben uns in der Bank sitzen, uns etwas von Gott erfahrbar machen - oder würden wir da nicht auch gleich sagen: Was will der denn?! Was will die denn?! Die kennen wir doch….Was will der, was will die mir denn von Gott erzählen?!

 
Aber, liebe Schwestern und Brüder, auch wir sind immer ein bisschen mehr als man so sieht, immer noch ein bisschen mehr als man vielleicht von uns weiß. 

Denn wir sind nicht nur die Kinder unserer Eltern, sondern wir sind immer auch noch Söhne und Töchter Gottes.
Wir sind nicht nur das Produkt irgendeiner Erziehung oder einer Ausbildung, sondern über uns ist auch noch Gottes Geist ausgegossen – 

Und dann heißt das: Gott will sprechen – auch durch unsere Worte – so unbeholfen und leise sie auch sein mögen;
Gott will heilen und helfen – durch unsere Taten, mit unseren Händen – so schwach und klein das auch manchmal aussieht;
Gott will mitten unter uns sein und spürbar werden – durch die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen – und mag das noch so unvollkommen sein.

Aber je mehr wir aufeinander achten, je mehr wir einander zutrauen – und je mehr wir voneinander erwarten, um so mehr wird da von Gott her mit uns und unter uns möglich sein.

Dann, wenn wir nicht immer gleich so schnell miteinander fertig sind; dann, wenn wir nicht immer gleich sagen: Ach, den kenne ich doch, die kenne ich doch, was soll den da kommen.
Sondern wenn wir uns vor Augen halten, dass die anderen da immer noch ein bisschen mehr sind als wir es im Moment denken: nämlich auch und vor allem Söhne und Töchter Gottes.  

Zwar „nur“ eine/r von uns, aber eine/r, in der/dem Gott Mensch werden will  - hier und heute.

 
Amen

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