Predigt von Richard Baus zum Fest Erscheinung des Herrn, Lesejahr C

Mt 2,1-12

  
Liebe Schwestern und Brüder,

in dieser Geschichte der Magier aus dem Morgenland gibt es eine Stelle, die ich immer wieder faszinierend finde: Da haben sich Drei auf den Weg gemacht, um den neugeborenen König der Juden zu suchen. Und da machen sie das anscheinend einzig Richtige: Sie gehen in den Königspalast von Jerusalem. 

Denn wo sollte ein König sonst geboren werden als in einem Palast. Und wer sollten seine Eltern anderes sein als Könige. Aber dann müssen sie feststellen, dass man dort im Palast gar nichts weiß von einem neugeborenen König – und man sie dann weiterschickt.
Und als sie dann dem Stern weiter folgen, da landen sie bei diesem Stall in Bethlehem. Ganz bestimmt haben sie sich gedacht: »Den Geburtsort eines Königs habe ich mir aber anders vorgestellt«. Und jetzt müssen sie sich total umstellen - und mit ganz anderen Bildern zurechtkommen als sie es sich wohl gedacht haben:
Nicht in einem prächtigem Palast in der Hauptstadt Jerusalem, sondern einem armseligen Stall im kleinen Bethlehem. Nicht mit Königen als Eltern, sondern mit armen Leuten.
Und dennoch packen sie dort ihre Geschenke aus und dort beten sie dieses Kind an. Wahnsinn, oder?!

 
Wie gesagt, liebe Schwestern und Brüder, das ist für mich das Faszinierende an der ganzen Geschichte:
Dass diese Drei irgendwo in ihrem Kopf wohl noch einen Schalter hatten, den sie umlegen konnten – so dass sie nicht stehen geblieben sind bei dem, was sie sich vorgestellt hatten, sondern dass sie sich auf etwas vollkommen anderes einlassen konnten - und genau dort das Heil finden können.
Wie beweglich und flexibel müssen die Drei gewesen sein – dass sie das Heil in einem Stall entdecken und finden können – und nicht dort, wo sie es sich doch gedacht hatten - und wo es sich eigentlich ja auch gehört hätte.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

für mich ist genau das die Stelle, an der diese Geschichte mit uns zu tun bekommt – und wo diese Geschichte uns sagen will:
Wer ein Gott-Suchender ist, der muss flexibel sein.
Wer Gott wirklich sucht, der muss schon mal die Bilder, die er sich von Gott gemacht hat und die eigenen Vorstellungen davon, wie Gott zu sein hat, aufgeben – und sich auf ganz Neues einzulassen, auf Ungewohntes, selbst wenn es aussieht als wäre es total ver-rückt.
Denn Gott lässt sich nicht festlegen - nicht in Gesetzen, nicht in Kirchenräumen und auch nicht in Dogmen – auch wenn viele das meinen. Nein, Gott ist immer noch ein bisschen anders als wir Menschen das denken. Gott kommt immer neu. Und er kommt so, wie ER will – und nicht wie wir es gerne hätten.

Und das ist dann ein Problem für die Menschen, die so ihre festen Gottes-Bilder haben, auch in unserer Kirche. Für viele heißt es immer noch:
Gott ist oben – im Himmel. Gott ist groß und mächtig! Gott ist heilig, hoch-heilig. Da darf keiner dran rühren. Wie es war im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit! Unveränderbar!Aber dann kann es sein, dass Gott gar nicht oben ist, sondern dass er uns ganz unten begegnen will;dass er sich ganz klein macht, so dass man sich bücken muss, um ihn zu finden -- wie im Stall von Bethlehem.
Und dass wir ihn uns nicht verdienen können mit allen möglichen frommen Leistungen, sondern dass wir uns ihn nur schenken lassen können. Ja, Gott ist oft so ganz anders als wir uns das vorgestellt haben – und uns viel näher im Leben, als wir uns das selber denken.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

für viele ist Leben ja erst dann sinnvoll, wenn es mit Reichtum, Stärke, Ansehen und Gesundheit verbunden ist. Alles andere ist Verlust, Unglück oder sonst was.
Aber seit der Menschwerdung Gottes im Kind – im Stall von Bethlehem gilt: Jedes Leben hat seinen Sinn, jedes Leben, auch das schwache und kranke, auch das alte und behinderte, auch das gebrochene und enttäuschte. Der Stern über dem Stall von Bethlehem ist ein Zeichen der Hoffnung dafür, dass kein Mensch von Gott vergessen ist –
und dass Gott sich sogar in einem Stall finden lässt, in den Ställen und dem Mist unseres eigenen Lebens –aber halt nur von Menschen, die in ihren Köpfen nicht festgelegt und festgefahren sind, sondern die mit dem Herzen sehen können – und die dann das entdecken, was den Augen verborgen bleibt – und was für den Verstand, der kühl rechnet, gar nicht sein kann: Einen liebenden, mit-leidenden und barmherzigen Gott – der kommt, um zu retten und zu heilen.

Noch einmal: Gott lässt sich nicht festschreiben, aber er lässt sich lieben.
Gott lässt sich auch nicht verdienen und nicht kaufen, selbst wenn wir uns noch so anstrengen; aber er kann sich uns schenken – weil er eben nicht nur gerecht, sondern vor allen Dingen barmherzig und liebevoll ist. Denn das ist sein Wesen. So ist er.
Und seine Barmherzigkeit und seine Liebe, die gelten allen; und ganz besonders denen, deren Leben sich manchmal eher in einem Stall abzuspielen scheint.
Er ist das Heil -- für die, die ihn suchen – und für die, die ihn brauchen.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

und das sei nun mein Wunsch an diesem Festtag heute:
Dass Sie Suchende sind und bleiben. Menschen, die nicht festgelegt und nicht festgefahren sind, sondern die, wie die hl. Dreikönige, diesen „Schalter“ im Kopf haben, der es Ihnen möglich macht, sich immer wieder auf Neues und Unbekanntes einzustellen ---und die genau deshalb nie mehr sagen müssen:
Das war noch nie so. Früher haben wir aber immer - damit auch alles stimmt.

Nein, wer flexibel ist, der muss nicht „im Früher“ leben, sondern der kann im Heute leben. Und wir dürfen sicher sein, dass wir Gott im Heute finden - und dort finden, wo wir leben, denn ER lebt ja unser Leben mit Ihnen, selbst dann, wenn wir es nie für möglich gehalten hätten. Denn er ist kein Gott der Gesetze, kein Gott der Gebote und auch kein Gott der heiligen Orte,
sondern ein Gott der Menschen. Er ist unser Gott – und wenn es sein muss, auch in einem Stall, in unserem Stall.       

Amen

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