horizont

2 „Der einzige Weg, langfristig der Armut zu entkommen, ist Bildung“, ist Regionaloberin Schwester Gabriele-Maria Schmidt überzeugt. Deshalb engagierten sich die Waldbreitbacher Franziskanerinnen schon vor 60 Jahren für die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen. Zu dieser Zeit bestand dieMissionsarbeit der Kir- chen meist aus barmherzigen Hilfsleistungen für die armen Menschen. „Das änderte aber nichts an ihrer Armut“, so SchwesterM. Wilma Frisch, die von 1972 bis 2004 in Brasilien arbei- tete. „Ganz im Gegenteil, trotz des großen Engagements der Hilfsorganisationen wurde die Not immer größer, vieleMenschen wurden passiv und abhängig von Almosen. Es musste etwas gegen die himmelschreiende Ungerech- tigkeit vor Ort getan werden“, sagt sie. Das Umdenken in der Kirche setzte in den 1960er Jahrenmit dem II. Vatikanischen Kon- zil und den nachfolgenden Konferenzen der Bischöfe Lateinamerikas inMedellin und Pue- bla ein. „Die Kirche begriff die Situation des leidenden Volkes als Herausforderung, den Alltag der Menschen in den Blick zu nehmen und die Zeichen der Zeit im Licht des Evan- geliums zu bedenken“, so Schwester Wilma. Damals formulierten die Bischöfe erstmals die vorrangige Option für die Armen nach dem Evangelium und in Puebla die bevorzugte Option für die Jugend. „Das war hoch poli- tisch, und die Kirche legte damit den Finger in dieWunde“, so SchwesterWilma. Auch die Ordensleute wurden zum Umdenken aufge- rufen. „Wir setzten uns mit unserem missio- narischen Engagement, unserenWerken und der pastoralen Arbeit auseinander“, erinnert sie sich. „Uns wurde klar, dass Geben allein nicht ausreicht.“ Bewusstseinsbildung ist der machten sich mit großem Gottvertrauen auf den Weg in eine für sie völlig unbekannte Welt. Dabei sprachen sie alle kaum oder gar kein Portugiesisch. Nach einer fünfwöchigen Seereise erreichten sie Sao Luis, die Hauptstadt des Bundesstaates Maranhao an der Nordostküste Brasiliens. Die ersten Monate verbrachten sie in der Nieder- lassung der Dillinger Franziskanerinnen in Areia/Paraíba. Hier besuchten sie Sprachkurse und lernten die Kultur des Landes kennen. Anfang 1959 reisten sie weiter nach Bacabal und bauten zusammenmit den Franziskaner- brüdern das Gymnasium Nossa Senhora dos Anjos (Unsere Liebe Frau von den Engeln) auf. Um auch Mädchen aus dem Landesinnern eine Schulausbildung und ein Studium zu ermöglichen, eröffneten die Schwestern 1961 zusätzlich ein Internat. Die damalige Generaloberin Mutter M. Edmunda Klein (vordere Reihe in der Mitte) besuchte ihre Mitschwes- tern in Brasilien. Begleitet wurden die Schwestern von zwei Franziskanerbrüdern aus Werl. Um weite Wege zu bewältigen, nutzte Schwester M. Cäcilia Schmidt ein Moped. Foto: Archiv Foto: Archiv

RkJQdWJsaXNoZXIy MzUyNzc=