HORIZONT

Sorge, die sich die Ordensleitung um ihre im Ausland lebenden Mitschwestern machte, war noch um einiges größer, denn die Regie- rungen in den USA und in Brasilien haben bei der Bewältigung der Krise schlicht ver- sagt. Besuche vor Ort waren unmöglich, blieb also nur das Telefon, um Kontakt zu halten. In den USA wie in den Niederlanden haben die Menschen, die als Bezugspersonen die Schwestern begleiten und betreuen, vorbild- Auch mit Mund-Nasen-Schutz unverkennbar: Schwester Edith-Maria Magar, die Generaloberin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen. Foto: hf liche Arbeit geleistet, lobt Schwester Edith- Maria. – Freundschaften bewähren sich gerade in Krisenzeiten. Einmal pro Woche traf sich die Generallei- tung zur Krisensitzung. Dabei, so Schwester Edith-Maria, habe man alle (Vorsichts-)Maß- nahmen „von Woche zu Woche neu justiert“ und durchaus auch von der Arbeit des Kri- senstabes der Marienhaus Unternehmens- gruppe und dem Austausch mit anderen Gemeinschaften profitiert. Ein besonderer Dank, so sagt sie, gelte an dieser Stelle den Oberinnen, die sich über alle Maßen für das Wohl ihrer Mitschwestern und der Mitarbei- terinnen undMitarbeiter eingesetzt haben. In diesen Dank bezieht sie die Leitung und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Mut- ter-Rosa-Altenzentrums, in dem viele Ordens- schwestern leben, ausdrücklich mit ein. Der Lockdown bedeutete auch Ostern, Pfingsten und das Stiftungsfest ohne Öffent- lichkeit, ohne die vielen Menschen, die sich der Gemeinschaft verbunden fühlen, zu fei- ern – eine „sonderbare Situation“, findet Schwester Edith-Maria. Gottlob können die Schwestern regelmäßig in der Mutterhaus- Während momentan die Corona-Pandemie die Welt heimsucht, war es vor rund 100 Jahren die Spanische Grippe. Diese wütete von 1918 (dem Ende des Ersten Weltkrie- ges) bis 1920 und forderte Millionen Todesopfer. Die Schätzungen schwanken zwischen 20 und 50 Millionen Toten – und das bei einer Weltbevölkerung von rund 1,8 Milliarden Menschen. Die Spanische Grippe – in Deutschland sprach man eher von Grippe oder Lungen- entzündung, von Rippenfellentzündung oder Asthma – machte natürlich auch vor der Gemeinschaft der Waldbreitbacher Fran- ziskanerinnen nicht Halt. 36 der 60 Schwes- tern, die im Zeitraum von Januar 1918 bis Dezember 1920 starben, fielen der Spani- schen Grippe zum Opfer, wenn man den Eintragungen in den Totenbüchern folgt. Welchen Schrecken die Spanische Grippe verbreitete, lässt sich in den Chroniken der Niederlassungen nachlesen. So heißt es in der Schwesternchronik des St. Eli- sabeth-Krankenhauses Gerolstein zum Jahre 1918: „In der ersten Juliwoche waren fast alle Schwestern von der Grippe ergriffen. Manche von uns konnten fast nicht mehr. Um jedoch die Pflege der vie- len Kranken, die daran darniederlagen, ermöglichen zu können, hielten sich die Schwestern mit Mühe aufrecht. Nur die, die hohes Fieber hatten, legten sich einige Tage zu Bett.“ Auch in Saarlouis wütete die Spanische Grippe. Im Konvent der St. Elisabeth-Kli- nik erkrankten zehn oder elf Schwestern, wie die Chronik vermeldet, einige davon so schwer, dass sie mit den hl. Sterbesak- ramenten versehen wurden. Zwei junge Schwestern, die gerade erst aus dem Mut- terhaus in Waldbreitbach nach Saarlouis gekommen waren, fielen im Oktober 1918 der Spanischen Grippe zum Opfer. EinBlick indieGeschichte 2

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