Predigt von Richard Baus zum 2. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

1 Kor 1,1-3

 
Liebe Schwestern und Brüder,

ich möchte heute mit Ihnen mal nicht auf das Evangelium, sondern auf die Lesung aus dem 1. Korintherbrief schauen. Es ist der Beginn des Briefes.

Paulus wendet sich da an die Gemeinde von Korinth. Er muss sich melden, weil es dort eine ganze Menge an Schwierigkeiten gibt.

Nun, einfach haben es diese Leute dort sicher auch nicht.
Als kleine Christengemeinde müssen sie in einer für die damaligen Verhältnisse riesigen Weltstadt existieren; in einer Hafenstadt mit allem, was dazugehört.

Korinth war ein regelrechter Schmelztiegel der verschiedensten religiösen und philosophischer Ideen. Überall gab es Heidnische Tempel. Und die Lasterhaftigkeit dieser Stadt war sprichwörtlich.
Dazu kommen enorme soziale Unterschiede in der Bevölkerung.
Sich dort als Christ zu behaupten, das war in der Tat schwer.

Aber dort gab es nicht nur die Schwierigkeiten von außen, sondern diese christliche Gemeinde war in sich selbst auch uneins.
Da gab es Probleme im Miteinander, Probleme in der Feier der Eucharistie, Probleme in der Glaubenslehre – bis hin zur Leugnung der Auferstehung der Toten.

Und so muss Paulus eingreifen, denn diese Gemeinde liegt ihm sehr am Herzen; schließlich hatte er selbst sie gegründet. Paulus muss ein paar Takte zu all dem sagen; ja, er muss der Gemeinde von Korinth mal die „Leviten lesen“

Wie ernst es Paulus ist, erkennt man daran, wie er seinen Brief beginnt: Er schreibt nicht als Privatmann, nicht als Paulus von Tarsus, sondern als „berufener Apostel“, das heißt als legitimierter Gesandter seines Herrn. Damit macht er klar: Wenn er nun etwas sagt oder schreibt, dann tut er es im Auftrag Jesu Christi.

Wenn er spricht, dann spricht der Herr selbst.
Denn dieser Herr hat ihn ja gesandt.

Aber - dann kommt gar nicht das, was man vielleicht erwartet hätte: Kein Vorwurf, keine Kopfwäsche, kein Donnerwetter, sondern etwas ganz anderes: Er grüßt sie als Apostel  - und er nennt sie „Heilige“. Er nennt sie „Die Kirche Gottes, die in Korinth ist“ und „Geheiligte in Christus Jesus“. Und er wünscht ihnen: „Gnade und Friede sei mit Euch!“

Ist das nicht wunderbar?! Obwohl diese Gemeinde so voller Probleme ist; obwohl diese Christen und Christinnen vielleicht gar nicht so vorbildlich leben und tief in Problemen stecken – da nennt Paulus sie trotzdem „Heilige“.

  
Liebe Schwestern und Brüder,

Heiligkeit meint hier nicht irgendeine moralische Vollkommenheit, wie wir das vielleicht so im Kopf haben;
auch nicht eine Vollkommenheit, die man sich selbst erworben hat durch ein besonders gutes Leben;
denn davon waren diese Korinther Christen ziemlich weit entfernt.  

Nein, diese Heiligkeit, von der der Apostel spricht, die beruht eben nicht auf menschlicher Leistung, die muss nicht erst verdient werden, sondern die ist geschenkt - von Gott geschenkt; sie beruht auf der Erwählung durch Gott

Weil Christus sie geheiligt hat in der Taufe, weil er das Lamm Gottes ist, das die Schuld der ganzen Welt hinwegnimmt, deshalb sind sie Heilige – egal, was war und egal, was da auch noch kommen wird.

Und damit erinnert sie Paulus an ihre Würde. Er erinnert sie daran, was und wer sie vor Gott sind. 

  
Liebe Schwestern und Brüder,

mit dieser kurzen, liebevollen Anrede stellt der Apostel die ganze gemeinde von Korinth in ein ganz neues und ganz anderes Licht – in das Licht Gottes.

Diese Christengemeinde in Korinth, die muss nicht erst gut werden, damit sie in den Himmel kommt, sondern die kann gut sein, weil sie den Himmel durch Jesus Christus doch schon längst in der Tasche hat. 

Diese Christen müssen sich das Heil nicht erst dadurch verdienen, indem sie viele gute Werke vollbringen und alles mögliche für Gott tun, sondern sie können gute Werke vollbringen und alles mögliche für die Menschen tun, weil Gott sie berufen und dafür mit seinem Geist dazu ausgestattet hat.

Bei all den Problemen, die wir Menschen haben und die uns das Leben oft so schwer machen, da gibt es doch immer noch -und vor allem- GOTT.  Diesen Gott, der erwählt, der beruft – und der Kraft schenkt.
 

Liebe Schwestern und Brüder,

wenn Gott uns Menschen braucht, dann lässt er uns doch nicht gegen die Wand laufen, sondern dann gibt er uns doch all das, was wir brauchen, um unsere Aufgabe auch halbwegs erfüllen zu können, noch dazu.

Und selbst wenn nicht alles in Ordnung ist, wenn nicht alles gut geht und diese Gemeinde von Korinth immer noch hinter all dem zurückbleibt, was sie eigentlich alles könnte
sie muss nicht verzweifeln, denn sie ist immer noch Gemeinde Gottes, sie sind immer noch Berufene, immer noch Heilige -- weil sie in Christus Jesus geheiligt sind.

Und das kann ihnen niemand nehmen.

Frohe Botschaft ist das. Botschaft, die aufatmen und leben lässt; 
Ermutigung für Menschen, die immer wieder zurückfallen hinter ihren guten Vorsätze; 
Hilfsangebot sozusagen vom Herrn selbst - und zugesagt von einem Apostel, einem Gesandten Christi. Und wer sollte an seiner Wahrhaftigkeit zweifeln?!

 
Liebe Schwestern und Brüder,

und das alles hat auch mit uns zu tun: Was für diese Gemeinde in Korinth gilt, das gilt nämlich auch für uns.
Denn da hieß es eben: An die Gemeinde Gottes in Korinth, berufen als Heilige mit allen, die den Namen unseres Herrn Jesus Christus überall anrufen – bei ihnen und bei uns.

Und deshalb sind wir mit dabei, auch wir sind mitgemeint, weil doch auch wir den Namen Jesu Christi anrufen. Denn was tun wir anderes, wenn wir miteinander Eucharistie feiern? Nichts anderes tun wir, sondern genau das: Wir rufen den Namen des Herrn an.

Und deshalb sind auch wir hier Gemeinde Gottes, berufen als Heilige. 
Auch wir sind Geheiligte in Christus Jesus, dem Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt - egal was passiert.

Denn was Paulus uns da zusagt - und was Christus uns schenkt, das kann auch uns nichts und niemand in dieser Welt mehr nehmen.

  
Amen



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