Entwicklung des Ordens bis heute
Die Zeiten ändern sich und auch die Gemeinschaft der Waldbreitbacher Franziskanerinnen ist von den gravierenden gesellschaftlichen Veränderungen der vergangenen 150 Jahre betroffen. Der Orden hat seit seiner Gründung immer aufmerksam auf die Zeichen der Zeit reagiert und der jeweiligen Situation entsprechend gehandelt. So haben die Schwestern zum Beispiel im Deutsch-Französischen Krieg 1870 wie auch in den beiden Weltkriegen in den Lazaretten verwundete Soldaten gepflegt. Die notleidende Bevölkerung haben sie unterstützt mit Nahrung, Kleidung und Pflege der Kranken. Sie haben Krankenhäuser gebaut oder Altenheime, wenn diese gebraucht wurden. Für die noch nicht schulpflichtigen Kinder haben sie sogenannte Kleinkinderbewahrschulen eröffnet, für die jungen Mädchen und Frauen Haushaltungs- und Nähschulen. 1923 sind die ersten Schwestern in die USA gegangen, 1931 in die Niederlande und 1958 nach Brasilien, um dort ihren jeweiligen Missionsauftrag zu erfüllen. Zudem war eine Schwester einige Jahre in einem Projekt in Mosambik in Afrika tätig und eine Schwesterngruppe in Portugal. 2013 ist die erste junge Frau aus dem Benin bei den Waldbreitbacher Franziskanerinnen eingetreten. Inzwischen gehören drei afrikanische Schwestern und zwei Postulantinnen aus dem westafrikanischen Land zur Gemeinschaft.
Das zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965) bewirkte Veränderungen in der theologischen, spirituellen und kirchlichen Sicht der katholischen Kirche. So entstand auch eine neue Auffassung von Kirche und Ordensgemeinschaften. Die Kirche wurde beispielsweise beschrieben als “Volk Gottes unterwegs” und so sind auch wir als caritative Ordensgemeinschaft im Sinne von Kirche unterwegs.
In den darauf folgenden Jahren gab es für unsere Gemeinschaft entscheidende Veränderungen, wie zum Beispiel:
- die Neufassung unserer Ordensregel 1982 und der Konstitutionen 1985
- die Zusammenarbeit von verschiedenen Kongregationen und franziskanischen Ordensgemeinschaften
- die berufliche Qualifikation der Schwestern
- die Förderung des je eigenen Charismas und der Begabungen jeder einzelnen Schwester, integriert in die Gemeinschaft
- eine erweiterte Sicht auf geistliches Leben, Gottesbild, Gebetsleben
- die Entwicklung eines neuen Gemeinschaftsverständnisses, zum Beispiel mit kleinen Lebensgruppen und der Öffnung nach außen
- die Erweiterung der beruflichen Tätigkeiten auch außerhalb der eigenen Institutionen
- die Förderung der Renten und Versorgungsleistungen der Schwestern
Dieser Veränderungsprozess ist noch nicht abgeschlossen, weder nach innen - unsere Entwicklung als geistliche Gemeinschaft betreffend - noch nach außen - in unseren Wirkungsbereichen. Auf die heutige Situation zu reagieren, heißt für uns:
- Menschen auf ihrer Suche begleiten,
- seelsorgliche und pastorale Aufgaben zu übernehmen,
- auf die spirituelle Not der Menschen heute zu reagieren,
- eng mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammenzuarbeiten
Darüber hinaus bedeutet das auch, mit Menschen, die sich von Mutter Rosa angesprochen fühlen, eine Weggemeinschaft, eine Spiritualitätsfamilie zu bilden, damit das Vermächtnis unserer Gründerin in unserer Zeit weiterlebt.