Predigt von Richard Baus zum 24. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A

Mt 18,21-35

    
Liebe Schwestern und Brüder,

dass das Zusammenleben von Menschen in einer Familie, in einer Ordensgemeinschaft  oder sonst einer Gemeinschaft nicht einfach ist, das ist ja kein Geheimnis.
Und anscheinend gab es da auch bei den frühen Christengemeinden schon Schwierigkeiten im Miteinander, denn sonst wäre das Thema, das da gerade angeklungen ist, sicher nicht im Evangelium zu finden. Matthäus muss da wohl ein klärendes Wort sagen.

»Wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Bis zu siebenmal?“ So lässt der Evangelist Petrus den Herrn fragen.

   
Liebe Schwestern und Brüder,

wenn Petrus hier „siebenmal“ ins Spiel bringt, dann ist das schon sehr weitherzig; denn „siebenmal“ das ist keine Zahl, die man an den Fingern abzählen könnte, so wie fünfmal oder sechsmal. Sondern „siebenmal“, das ist Sprache der Bibel, und dann bedeutet das: Ganz, ganz oft; unendlich oft.

Denn die Sieben, das ist eine heilige Zahl, die Vollkommenheit und Allumfassenheit beinhaltet. Petrus meint es schon also sehr gut mit seinem Vorschlag, er ist sogar äußerst großzügig.

Aber Jesus ist das nicht genug; nein, nicht bis zu siebenmal, sondern bis zu siebzigmal siebenmal – und das heißt dann wohl: immer, immer und immer wieder ohne nachzulassen.
Denn siebzigmal siebenmal vergeben, liebe Schwestern und Brüder, das ist die Art wie Gott vergibt.
Gott in seiner grenzenlosen Güte. Gott in seiner unendlichen Barmherzigkeit. Gott, dem keine Schuld zu groß und kein Versagen zu mächtig ist, dass seine Liebe nicht noch größer wäre.

Ja, Gott verzeiht – auch die größte Schuld, so wie es das Gleichnis eben im Evangelium erzählt hat.
Denn bei diesen zehntausend Talenten, die der Herr dem Knecht erlässt, da geht es um ein Millionenvermögen. Eine fast unvorstellbar große Summe.
Und so unvorstellbar groß ist auch sein Erbarmen!

Aber Jesus lässt uns auch nicht im Zweifel:
Gott vergibt uns unsere Schuld sicher nicht nur, damit wir am Ende auch in den Himmel kommen oder so.
Er vergibt uns unsere Schuld auch nicht, damit wir uns dann hinterher keine Gedanken mehr machen müssten über uns und unsere Fehler.
Nein, Gott vergibt uns unsere Schuld, damit wir von ihm lernen; damit wir es dann genauso bei unseren Mitmenschen tun. 
  

Liebe Schwestern und Brüder,

diese grenzenlose Vergebung, das ist nicht nur das Geschenk Gottes an uns, sondern sie ist auch Vorbild dafür, wie wir mit der Schuld anderer umgehen sollen.

Wenn Gott uns verzeiht, dann müssen auch wir einander verzeihen.
Wenn Gott uns wieder einen neuen Anfang schenkt, dann müssen wir denen, die mit uns leben, auch neue Anfänge möglich machen.

Ja, der Evangelist mahnt uns mit dieser Erzählung: Wenn Gott mit euch so barmherzig und liebevoll umgeht, dann dürft ihr es doch nicht anders machen.

Ich denke, dieses Evangelium ist die Einladung an uns, doch nach mal hinzuschauen, wie wir das denn wirklich machen. Ob wir immer nur die Vergebung von anderen erwarten, oder ob wir selber auch vergeben können.
Ob wir vergeben und dann auch mal vergessen können - oder ob wir nachtragend sind und den anderen ihre Schuld immer und immer wieder aufs Brot schmieren - so dass Versöhnung gar nicht möglich wird.

Und, und das ist sicher besonders wichtig, vielleicht ist es auch die Chance, auch mal wieder unser Beten und unser Handeln miteinander in Einklang zu bringen.

Denn wir sprechen da jeden Tag ein ziemlich „gefährliches“ Gebet – das Vaterunser.
„Gefährlich“ zumindest an der Stelle, wo es um die Bitte geht „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“
Denn da geben wir selbst den Maßstab an, nach dem Gott mit uns umgehen soll.....
den Maßstab, nachdem Gott auch uns vergeben soll: 

So wie WIR vergeben, so soll ER dann auch UNS vergeben.

     
Liebe Schwestern und Brüder,
bis zu siebzigmal siebenmal, das ist die grenzenlos Großzügigkeit Gottes.
Ja, das ist SEIN Stil.

Und deshalb schon mal die ehrliche Fragen uns selbst: Wie machen wir das? Was ist unser Stil - wenn wir dem Nachbarn, dem Arbeitskollegen oder dem Mitbruder/ der Mitschwester, dem Ehepartner vergeben sollen?
Schaffen wir es auch siebzigmal siebenmal - oder nur siebenmal…!? 
Oder sagen wir schon beim ersten Mal: Also jetzt ist es aber genug???

Gott schafft es öfter. Er schafft es immer - Weil er uns wirklich liebt.
Und daran sollen wir unsere Vergebung messen….
Eine Herausforderung in jedem Fall.

Ein protestantischer Kollege hat mir mal erzählt, dass eine Frau ihn gefragt habe: 70mal 7mal, das sind 490mal. Wenn ich meinem Mann 490mal vergeben habe, kann ich dann beim 491.mal aufhören?

Er habe ihr geantwortet: Ach, wenn Sie es 490 Mal wirklich ehrlich und liebevoll geschafft haben, zu vergeben -- dann werden Sie es sicher auch 491 Mal schaffen - denn dann lieben Sie ihren Mann wirklich.
Und wenn Sie ihn wirklich lieben, dann haben Sie dann auch bestimmt schon längst aufgehört zu zählen.

Ja,  der Schlüssel zur Vergebung ist wohl die Liebe. Je mehr man einen Menschen liebt, umso mehr kann man ihm vergeben. Ohne Liebe geht das gar nicht.
Und deshalb ist uns die Liebe ans Herz gelegt – von unserem Herrn.

Amen

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