Predigt von Richard Baus zum 4. Sonntag im Jahreskreis - Fest der Darstellung des Herrn, Lesejahr A

Lk 2, 22-40  lange Fassung

   
Liebe Schwestern und Brüder,

das Evangelium hat uns mitgenommen in den Tempel von Jerusalem. Wenn man das so liest, scheint es, als gehe es im Tempel nicht viel anders zu - was den Besuch betrifft - wie in unseren Kirchen am Sonntag: 1 Kind, 1 junge Familie – und sonst nur „alte Leute“ ……

Aber hier geht es um mehr:  Diese Leute, die da aufgezählt wurden, die sind nicht nur zufällig gleichzeitig im selben Raum versammelt, sondern diese Menschen begegnen sich.

Und indem sie miteinander reden, von sich und ihrem Glauben sprechen, da stellen sie fest, dass sie eigentlich ganz viel miteinander zu tun haben, ja, dass sie füreinander von Bedeutung sind:

Hier begegnen sich Jung und Alt.
Hier begegnet das Kind Jesus, der Heiland und Erlöser „seinem“ Volk, das auf Rettung wartet;
hier in dieser kleinen Gruppe, da begegnen sich Gott und der Mensch.

Deshalb trägt in der Ostkirche dieses heutige Fest den Namen „Fest der Begegnung“.
Ja, Gott begegnet den Menschen; Christus, der Messias, begegnet seinem Volk.

Und dieses Volk wird durch zwei sympathische Menschen symbolisiert:
Simeon und Hanna. Zwei Senioren, hochbetagte Menschen, die sicher vom Leben nicht mehr viel zu erwarten haben, denn was die Jahre angeht, da ist das meiste schon gelaufen – aber (und das können wir sicher heute von diesen beiden alten Menschen lernen) sie leben immer noch in der Erwartung: ja, sie warten, sie warten auf das Heil, das ihnen verheißen ist.

Sie erwarten sich immer noch etwas für ihr Leben - und zwar von Gott her.

Denn ER will doch ihr Heil sein, in IHM liegt doch die Vollendung all ihrer Sehnsüchte und Träume - so lautet seine Verheißung, die diese beiden auch gehört haben.

Und ihr langes gottgeweihtes Leben hat sie fähig gemacht, dieses Heil auch zu erkennen -
selbst wenn es mitten an einem gewöhnlichen Tag kommt, und genau dort, wo man jeden Tag ein und ausgeht – und wo sonst nie etwas Besonderes passiert.

Ihr langes Leben hat sie gelehrt, dass man nicht alles organisieren und nicht alles „machen“ kann, sondern die wirklich wichtigen und großen Dinge, die muss man sich schenken lassen. Denn die kommen nicht von den Menschen, sondern die kommen „von oben“.

Und dann ist es nicht entscheidend, ob dieses Geschenk groß und auffällig daherkommt, so dass es direkt ins Auge fällt, sondern dann zählt das, was ins Herz fällt, was das Herz berührt - wie so ein kleines Kind es tun kann.

Zwei Menschen, die wohl auch in ihrem langen Leben gelernt haben, dass Gott nie so daherkommt, wie wir Menschen uns das vorstellen und es uns oft genug wünschen, sondern Gott kommt immer so, wie ER will - und wie es „passt“ --- wie es ihm passt – und so, dass er auch zu uns passt.

Und deshalb wissen sie wohl: Sie können ganz gelassen sein. Gott vergisst sie nicht und er übersieht sie nicht. Für Gott ist niemand zu alt, niemand zu krank, keiner zu jung, zu klein oder sonst was; und wenn Gott kommt, dann so, dass er jedem Menschen begegnen kann – jedem, der ein Herz hat, das sich anrühren lässt - von der Schwachheit eines Kindes – und von der Liebe eines großen Gottes, der sich so klein machen kann, dass er zu uns passt – damit er uns nicht erschreckt, sondern erfreut.

Und wir ihn nicht fürchten müssen, sondern ihn liebhaben können – weil er unser Heil ist, und das Licht in unserem Dunkel.

   
Liebe Schwestern und Brüder,

was ich da gerade erzählt habe, das können wir lernen. Und zwar dürfen wir es von diesen beiden alten Menschen lernen. Denn darin können sie uns Vorbild sein. Denn diese Geschichte ist ja nicht zu Ende, sondern sie ereignet sich immer wieder – auch heute:

Ja, der Herr kommt auch heute in sein Heiligtum, in seine Stadt, in seinen Tempel – ja, er kommt zu uns.
Und das nicht nur heute an diesem Fest, sondern er kommt immer:
Immer, wenn wir uns in der Kirche versammeln. Immer wenn wir zu Beginn einer Eucharistiefeier singen oder rufen: Kyrie eleison.
Und er kommt auch wenn wir zu Hause eine dieser Kerzen anzünden, die wir eben gesegnet und ihm geweiht haben.
Und er kommt immer, wenn wir uns nach dem Heil sehnen - in unserer Angst und Not, in unserer Schuld und unseren Dunkelheiten.

Denn der Herr ist immer auf dem Weg zu uns, um uns, sein Volk, zu suchen und uns sein Heil zu schenken.

Und dann ist es gut, wenn wir ihn erwarten. Und wenn wir uns etwas von IHM her erwarten - wie Simeon und Hanna.  

Dann ist es gut, dass wir nicht nur hier sind, sondern auch wirklich da sind, mit Herz und Verstand, offen und froh, 
damit er uns dann auch antreffen und begegnen kann.

  
Amen

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