Predigt von Richard Baus zum 6. Ostersonntag, Lesejahr A

Apg 8, 5-8.14-17

   
Liebe Schwestern und Brüdern,

mutig ist er, dieser Philippus, von dem wir eben in der Apostelgeschichte gehört haben – denn er begibt sich auf gefährliches Terrain: in die Hauptstadt von Samarien ---- und das ist heidnisches Land. 

Und wie jeder fromme Jude weiß er: Da geht man nicht hin!
Da wohnen Menschen mit einer anderen Religion. Mit denen spricht man nicht; mit denen gibt man sich nicht ab – denn das macht einen frommen Juden unrein. Und das ist Sünde!

Von Kindesbeinen an wird Philippus so was gehört haben, das wird ganz tief bei ihm dringesteckt haben – und trotzdem geht er hin – und trotzdem predigt er dort. 

   
Liebe Schwestern und Brüder,

wieviel Überwindung muss es diesen Mann gekostet haben, diesen Schritt zu tun ----gegen alle Vorurteile, Traditionen und Gewohnheiten.

Oder vielleicht sollten wir besser sagen: Wieviel Begeisterung muss in ihm gesteckt haben, Begeisterung für diesen Jesus und seine Botschaft. So viel, dass er davon auch diesen „Heiden“ etwas schenken will?!

Und dann hat er auch noch Erfolg: Denn die Menge achtet auf seine Worte, sie hört ihm zu ---  sie sehen die Wunder, die mitten unter ihnen möglich sind –
UND es herrscht große Freude in der Stadt.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

bei diesem Satz bin ich hängen geblieben:  Sie hörten ihm zu, sie sahen seine Wunder --- und große Freude herrschte in der Stadt.

Da begegnen also diese Leute von Samarien einem Mann, der selbst begeistert ist von dem, was er verkündet.
Sie begegnen einem Glauben, der so lebendig ist, dass sich dadurch etwas verändert, dass Wunder geschehen. Sie begegnen einem Glauben – der Freude macht.

Ein Glaube, der Freude macht.
Eine Kirche, die Wunder wirken kann.
Wünschen wir uns das nicht auch?!
Aber bei uns scheint das ja doch irgendwie anders zu sein, oder?!

Vielleicht kommt das ja daher, dass wir in unserer Kirche immer noch gerne erzählen, was man alles nicht darf – und was verboten ist.
Was man alles tun muss, damit man auch ein guter Christ ist.

Und so selten hören wir von dem, was Gott uns alles schenkt,
so selten von dem, was Gott uns verheißen hat – und was Gott uns alles zutraut und anvertraut, so dass auch wir Wunder wirken können – und dass er uns genau dazu seinen Heiligen Geist geschenkt hat.

Vielleicht gibt es bei uns immer noch zu viele von denen, die auch heute noch sagen, dass man nicht nach Samarien gehen darf, weil das gefährlich ist – anstatt uns zu sagen: Dann geh doch mal nach Samarien und zeig denen doch mal was von Deinem Glauben. Vielleicht tut das denen ja gut!

Und wir erzählen so gerne von dem, was alles schlecht ist in der Welt.

Und wir tun auch noch so viele andere Dinge, die nicht unbedingt erheiternd sind:
Wir zählen so viel und wir vergleichen ….
Da zählen wir die Kirchenbesucher, den Ordensnachwuchs, und und und - und vergleichen die Ergebnisse mit den Zahlen von früher.... Und dann sieht es halt schlecht aus ..., denn alles wird weniger.

Und die ganze Stimmung wird negativ, und wir ziehen uns selbst runter.
Bei uns ist dann wirklich alles, nur keine Freude.

Ich muss da an eine Begebenheit denken, als ich vor vielen Jahren mit Weihbischof Leo bei Visitationen in einem Dekanat unterwegs war.
Da gab es ein Gespräch mit Katecheten und Katechetinnen, die von ihren Erfahrungen mit den Firmbewerbern und Firmbewerberinnen berichten sollte:

Da war eine Gruppe von älteren Katecheten, die das schon jahrelang gemacht hatten. Und die waren nur am Klagen: Die Firmlinge gehen nicht in die Kirche; die gehen nicht beichten; die machen nur, was sie unbedingt müssen – und wenn es vorbei ist, dann ist es auch vorbei. Alles war mies; die ganze Vorbereitung ein totaler Reinfall. Niemehr!

Und von Freude war nichts zu spüren.

Und dann fingen die jüngeren Katecheten an zu erzählen–
und die hatten wohl etwas von Philippus an sich --- denn das klang so ganz anders:

Gewiss, ihre Firmlinge gehen nicht jeden Sonntag in die Kirche, die gehen auch nicht beichten (wir aber auch nicht, sagten diese Leute ganz ehrlich) – aber:

Die veranstalten Frühschichten, die hatten ein Altenheim besucht, einen Flohmarkt für die Dritte Welt veranstaltet, für die Katecheten gekocht, sich jeden Woche zwei Stunden lang zur Katechese getroffen – und und und –

Und diese Katecheten erzählten mit so Freude von dem, was dennoch möglich war, dass es wirklich ansteckend war.

   
Liebe Schwestern und Brüder,

dieselben Firmlinge – nur aus verschiedenen Perspektiven betrachtet --- und es kommt etwas ganz anderes dabei heraus:
Mit den alten Erwartungen – da ist alles schlecht. Aber wo auch mal was anderes, wo Neues sein durfte, da war ganz viel Freude.

Vielleicht können wir das lernen von diesen jungen Katecheten und Katechetinnen – und von Philippus:
Dass wir doch nicht immer nur voll Trauer auf das schauen, was uns fehlt, sondern dass wir liebevoll das anschauen, was da ist ---

Und dass wir uns freuen über das, was ist ---

Denn das, was ist, das sind doch die Wunder, die Gott heute immer noch unter uns wirkt:

- Dass da in den Gemeinden immer noch Ehrenamtliche sind, denen das Gemeindeleben, die Armen und Kranken, die Flüchlinge, Corona-Kranke  nicht egal sind, sondern die sich dafür einsetzen, unentgeltlich und mit Freude ---

- Dass sonntags und werktags hier in der Klosterkirche immer noch die Messe gefeiert und das Evangelium verkündet wird – was längst nicht mehr in allen Pfarreien der Fall ist. 

- Dass hier, wenn nicht gerade „Corona ist“ doch ganz viele Frauen und Männer zusammenkommen, um miteinander singen und beten.

- Dass in unseren Einrichtungen Ordensleute aus anderen Ländern mitarbeiten, um das aufzufangen, was wir selbst nicht mehr können.

- Dass wir da nicht alleingelassen sind, sondern Hilfe „von außen“ bekommen.

Und, und, und …

Ich könnte jetzt natürlich auch noch ganz viel aufzählen, was es hier nicht gibt --- aber wozu? Es würde uns nicht weiterhelfen, sondern nur lähmen.

Nicht immer auf das starren und das beklagen, was fehlt, sondern das sehen, was da ist; uns darüber freuen, es dankbar annehmen, anerkennen und unterstützen ---- weil das, was da ist, doch unserem Reichtum ausmacht.....

Einen Reichtum, den Gott uns schenkt, uns anvertraut und in die Hände legt ----

Ich denke, das lässt hoffen und leben --- und das schenkt uns Freude.

Wohl dem also, der noch einer Kirche, einer Gemeinde und einer Gemeinschaft begegnet, die nicht dauern klagt über das, was ihr fehlt, sondern die sich freuen kann über all das, was sie hat – und was sie immer noch kann

und die in dem, was da ist, dankbar Gott erkennt,
Gott und das Wirken seines Heiligen Geistes.

 
Amen

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