Predigt von Richard Baus zum Fest der Hl. Familie, Lesejahr A

Liebe Schwestern und Brüder,

Fest der Hl. Familie, so steht über dem heutigen Sonntag.
Was ist das, eine hl. Familie? Oder wann ist eine Familie heilig???
Wenn sie eine Vorzeige-Familie ist, mit der man sich überall sehen lassen kann? Wenn die Kinder sozusagen auf´s Wort gehorchen? Wenn die Eltern sich gut vertragen und alles friedlich ist?

Nun, von dieser hl. Familie von Nazaret wissen wir nur sehr wenig, fast nichts. Aber das wenige, das wir wissen, reicht eigentlich, um zu sagen: Eine „Heilige“ Familie, so wie wir uns das wünschen, gibt es nicht und die hat es nie gegeben. 

Schauen wir noch mal hin: 
Maria und Josef, und darauf legt die Kirche ja so großen Wert, waren ja kein Ehepaar - zumindest nicht, wie wir uns ein Ehepaar vorstellen. 
Dazu waren sie arm. Und Josef, so haben wir im Advent gehört, hatte ziemliche Probleme damit hatte, dass dieses Jesuskind nicht von ihm war. 

Das Evangelium von heute erzählt uns davon, dass sie fliehen müssen in ein fremdes Land. Ja, auch noch Flüchtlinge sind sie. Und jeder, der nicht wegschaut, wenn im Fernsehen das Schicksal von Flüchtlingen gezeigt wird, weiß, wie unwillkommen man da sein kann; und wie dreckig es einem da gehen kann. 

Haben Sie schon mal drüber nachgedacht, dass Flüchtlinge etwas Heiliges sind????

Wenn wir in der Bibel weiter blättern, dann entdecken wir den zwölfjährigen Jesus, der nach einer Wallfahrt im Tempel zurückbleibt und der seine Eltern zur Weißglut bringt: Kind, wie konntest Du uns so was antun?! Ja, Jesus ist ein eher ungehorsames Kind, das den Familienfrieden ganz schön strapazieren kann. Die Eltern geraten außer sich wegen seines Verhaltens.

Weiter stoßen wir auf die Geschichte jener Hochzeit zu Kana, bei der Maria Jesus bittet, doch zu tun, was sie ihm vorschlägt – und sie sich sagen lassen muss: Frau, was habe ich mit Dir zu tun?? Lass mich mal in Ruhe. Meine Stunde ist noch nicht gekommen.

Und die Hl. Schrift verschweigt auch nicht, dass Maria und die Brüder Jesu sich eines Tages auf den Weg machen,  um Jesus mit Gewalt zurückzuholen, weil sie meinen, er sei verrückt geworden - so wie er da auf einmal predigt - und sich auch noch mit Kranken und Sündern abgibt. Einen Fresser und Säufer nennt man ihn inzwischen - und Freund der Dirnen.

Und als man ihn ruft, aus dem Haus zu kommen, weil seine Mutter und seine Brüder draußen auf ihn warten, da sagt er nur: Wer ist meine Mutter? Wer sind meine Brüder?  Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Mutter, Bruder und Schwester.

Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Familie.

Heilige Familie - müsste doch irgendwie anders funktionieren als es da in der Bibel beschrieben wird.

  
Aber, liebe Schwestern und Brüder, ich muss gestehen, dass ich dieses familiäre Chaos sympathisch finde.
Denn es zeigt doch, dass Gott offensichtlich ein Herz für so ein Durcheinander hat --- und dann doch sicher auch für all die Durcheinander, die wir so anrichten. Sonst hätte er ja doch selber sicher anderswohin geboren werden können - irgendwo hin, wo es ein bisschen schicker, geordneter und gesitteter zugegangen ist. Nein, ist er aber nicht.

Müsste uns das nicht lehren, dass auch wir als Kirche mehr Herz für solche verqueren Lebensgeschichten haben müssten - denn, wie gesagt, in genau so was ist Jesus doch offensichtlich selbst hineingeboren - weil es halt genau so „bei Menschens“ zugeht.

  
Liebe Schwestern und Brüder,

 

vielleicht ist eine Familie ja genau dann eine Heilige Familie, wenn in ihr halt nicht nur die Erfolge zählen, nicht nur das Große und das, was man vorzeigen und womit man angeben kann, sondern all die vielen kleinen Dinge zwischendrin, die aber so voller Liebe sind – weil sie so voller Barmherzigkeit sind, so wie Jesus es gelebt hat.

Die Dinge, die man sich trotz allen Geldes nicht kaufen kann, sondern die man sich schenken lassen muss -
und die man aber auch anderen schenken muss - weil sie es halt anders nicht bekommen, eben nicht für Geld.

Dieser „ungehorsame Jesus“ stellt, als er erwachsen ist, eine Liste auf, an der man erkennen kann, ob man zu SEINER Familie dazugehört, zu seiner heiligen Familie - oder auch nicht.

Es ist eigentlich ist es die beste Prioritätenliste der Welt:
Hungernde speisen, Dürstende tränken, 
Nackte kleiden, Fremde aufnehmen, Kranke, Sterbende und Gefangene besuchen, Tote bestatten. Weil man das so macht in einer Familie, auch in einer weltweiten.
Und zwar macht man es, ohne großes Gedöns, sondern weil es sich gehört.

Wenn sie sich an diese Geschichte erinnern, die Jesus da erzählt, dann sind die, die er am Ende der Tage an seine rechte Seite bittet, weil sie offensichtlich zu seiner Familie  gehören, völlig verdutzt darüber.
Wie? Was? Wir haben doch nichts Besonderes gemacht?! 

  
Genau, liebe Schwestern und Brüder, nichts „besonderes“, sondern was sich in einer Familie gehört: 

Da gibt‘s halt was zu essen und trinken, wenn man Hunger und Durst hat.
Da gibt es Klamotten, damit man ordentlich rumlaufen kann.
Da freut man sich über Besuch und man besucht die, die im Gefängnis sind oder die gefangen sind in ihren Lebensverhältnissen, aus denen sie einfach nicht mehr rauskommen. Denn auch die Gescheiterten gehören immer noch zur Familie.
Man besucht die, die krank sind und unterwegs zum ewigen Leben.
Und am Ende geht man auf Beerdigungen, weil das in einer Familie  selbstverständlich ist - und keine Glanzleistung, mit der man sich wichtigmacht - oder für die man einen Orden erwartet.
Und man macht es auch nicht, um dafür in den Himmel zu kommen, sondern weil eine Familie das braucht.

Nein, nichts besonderes, sondern das, was dran ist. Was ein Mensch braucht, um zur Familie dazu zu gehören.

Darin zeigt sich die Liebe zu dieser Familie, und vor allem die Liebe zu diesem Gott, der uns zuerst geliebt hat - noch bevor wir uns überhaupt selbst toll präsentieren konnten.

  
Liebe Schwestern und Brüder,

was für ein Leben, in dem man lachen und weinen, anfangen und aufhören, in dem man Erfolge haben und auch mal scheitern darf, weil man danach wieder neu anfangen und vor allem lieben darf. 

In einer heiligen Familie ist das möglich. 

Vielleicht aber auch NUR in einer Heiligen Familie.

Und: Ist es bei uns möglich????? In unserer Familie? In unserer Gemeinschaft?

    

(Einige Gedanken habe ich mir Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler aus München entliehen.)

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