Predigt von Richard Baus zum Fest der Verkündigung des Herrn, Lesejahr A

Liebe Schwestern und Brüder,

„Maria erschrak als sie den Gruß hörte“, so haben wir gerade im Evangelium gehört.
Ich muss gestehen, dass  diese kleine „Rand-Notiz“ zu einem meiner Lieblingssätze in diesem Evangelium geworden ist. 

Ja, Maria erschrickt! Kein Wunder, denn auf eine solche Situation ist sie nicht vorbereitet. Mit so was hat sie nicht gerechnet. Denn sie ist ja nur ein junges Mädchen ohne irgendwelche Bedeutung. Eine unbedeutende junge Frau, die in einem Dorf am Rande der Welt lebt.

 
Und jetzt das:
Sie, die nicht schreiben und nicht lesen kann, die eigentlich „ein Nichts“ ist, soll Mutter des Erlösers werden. Ist das in der Tat nicht unglaublich? Eigentlich zum Lachen, oder?!

Ist Gott denn da nichts Besseres eingefallen!? Hätte es da nicht ganz andere Frauen gegeben – Reiche, Gebildete, aus vornehmen Familien, solche, die dem Kind „etwas hätten bieten können“, wenn es mal auf der Welt ist? Frauen, die für Karriere hätten garantieren können?

Nein, etwas Besseres hätte Gott nicht einfallen können als dieses Mädchen.
Und Maria findet diese Situation gar nicht zum Lachen.
Nein, Maria lacht nicht. Sie nimmt Gott ernst. Und weil sie ihn ernst nimmt, deshalb erschrickt sie.

   
Liebe Schwestern und Brüder,

dieses Erschrecken ist ganz wichtig. Maria ist nicht „cool“, wie man heute zu sagen pflegt. Sie hat die Sache nicht im Griff, sondern sie weiß: Da kann sie jetzt nicht einfach weitermachen wie bisher, sondern da kommt wirklich Neues auf sie zu. Unbekanntes. Dinge, die ein ganzes Leben auf den Kopf stellen – und die deshalb Angst machen können. Deshalb erschrickt sie – UND sie stellt Fragen.

Auch so ein „sympathisches Moment“ in diesem Evangelium. Diese Maria hat so ihre Fragen.
Sie hat Vorbehalte: „Wie soll das denn geschehen?! --  Ich lebe doch gar nicht mit einem Mann zusammen! Geht doch gar nicht!“

Nein, dieses „Ja, mir geschehe, wie Du es gesagt hast“, das kommt nicht wie aus der Pistole geschossen, so wie wir das manchmal so gerne meinen. Überhaupt nicht.
Sondern dieses JA, das muss sie sich erst erarbeiten – beziehungsweise da hat Gott erst mal noch so seine Arbeit mit ihr: Dieser Engel muss  argumentieren und erklären, er muss Rede und Antwort stehen.

Aber letztendlich gelingt es ihm wohl doch, Maria zu überzeugen, so dass sie ihre eigene Meinung ändern – und zu Gottes Wort ja sagen kann.

Noch so ein schönes Moment: Maria kann sich auf etwas einlassen, wozu sie zuerst Nein gesagt hat, weil sie selbst es für total unmöglich gehalten hat.
Maria kann in ihrem Kopf neue Gedanken zulassen – und somit dem Willen Gottes Raum verschaffen.

Genau deshalb ist dieses Erschrecken so wichtig – weil genau dieses Erschrecken etwas in Gang setzen kann, was zu Neuem führt.

Das Erschrecken ist der Raum, in den Gott eingreifen kann, um altes Denken aufzubrechen und Neues möglich zu machen.

  
Liebe Schwestern und Brüder, 

solange wir nicht erschrecken, verändert sich nichts.

Das spüren wir auch bei dieser momentanen Corona-Pandemie: So lange wir nicht erschrecken, leben wir weiter wie vorher. Da muss erst die Regierung eingreifen und die Polizei drohen, sonst machen wir weiter wie vorher.

Ja, Solange wir nicht erschrecken, bleibt alles beim Alten.

Denn das Alte haben wir gut im Griff – so gut, dass nicht einmal Gott eine Chance hat, bei uns was zu verändern.
Und damit wir auch nichts ändern müssen, nennen wir das „Alte und Bekannte“ dann in unserer Kirche ganz schnell „Tradition“.
Und wir tun so, als wären Traditionen von vornherein etwas Heiliges. Aber ich fürchte, manchmal ist da gar nichts heilig, sondern es ist nur die Angst vor Neuem, vor Ungewohntem.

Aber was Maria da geschehen lässt, das war gegen alle Traditionen. Das war unerhört und eigentlich unmöglich.
Aber genau das führt zu etwas ganz Neuem und ganz Heiligem – zur Menschwerdung Gottes.

  
Liebe Schwestern und Brüder,

ich erinnere mich noch an einen Besuch von Bischof Ackermann hier auf dem Berg bei den Waldbreitbacher Impulsen. Es ging um Ordensleben und Leben in der Kirche überhaupt.
In einem Seitengespräch hat Bischof Ackermann gesagt:

Manchmal ist eine Notsituation das Beste, was einem passieren kann.

Weil dann, wenn wir selbst nicht mehr weiterwissen, der Raum entsteht für ganz neue Gedanken. Denn wir sind meist erst dann bereit, etwas in unserem Leben zu verändern und Neues zuzulassen, wenn die alten Muster nicht mehr greifen; wenn es nicht mehr weitergehen kann wie bisher. Vorher nicht…..

Und er meinte weiter, deshalb sollten wir keine Angst haben, wenn Gott uns hin und wieder mal in „Erschrecken“ versetzt – durch neue Situationen in unserer Kirche – oder durch neue Situationen in unserem persönlichen Leben – und sicher auch, so dramatisch das dann ist, auch in der Welt.

Denn wenn wir uns dann darauf einlassen, wenn wir unsere Fragen stellen, sie diskutieren und nach Antworten suchen, dann öffnen sich meist auch ganz neue Wege – eben die Wege, die Gott neu mit uns gehen will.

Wege, auf denen dann Gott zum Ziel kommt -  mit uns und durch uns.

 
Amen

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