Predigt von Richard Baus zum Karfreitag, Lesejahr A

Liebe Schwestern und Brüder,

da hängt einer am Kreuz und stirbt. Er stirbt den Tod eines Verbrechers.
ABER um bei der Wahrheit zu bleiben: er muss nicht sterben, weil er böse war, sondern weil er gut war.

Nein, er muss nicht sterben, weil er Böses getan hätte, sondern weil er Gutes getan hat.
Nein, er muss auch nicht sterben, weil er Gott geleugnet oder verraten hätte,
nein, er muss sterben, weil er Gott treu geblieben ist, SEINEM Gott ---

Aber das Bild, das er von seinem Gott im Herzen trug, das war so ganz anders als das Bild, das die Frommen und Gerechten seiner Zeit in ihren Köpfen trugen.
Dort, wo SEIN Gott barmherzig war – da forderte IHR Gott Opfer,
dort wo SEIN Gott voller Liebe und Gnade war - da kannte IHR Gott nur das Gesetz,
und wo SEIN Gott langmütig und geduldig war – da forderte IHR Gott Strafe.

So was, das kann nicht gutgehen. Das gibt Ärger. Denn was Jesus da so laut und unüberhörbar predigt und was er so unübersehbar lebt, das macht diesen Mächtigen Angst.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

es macht den Mächtigen immer Angst, wenn jemand an ihren Gedankengebäuden rüttelt und sie zum Einstürzen bringen könnte.
Es macht den Großen immer Angst, wenn die Kleinen nicht mehr nach ihrer Pfeife tanzen, sondern sich selbst eine eigene Melodie und einen eigenen Rhythmus suchen, die Melodie des eigenen Herzens, den Rhythmus des eigenen Herzschlages – und wenn sie anfangen zu leben, wirklich zu leben.

Und damit das aufhört, deshalb muss er weg, dieser Jesus – mit seiner neuen Melodie von einer Liebe Gottes, die die Kleinen und Geringen aufrichtet und die Mächtigen von Thron stürzt.
Er, mit dem neuen Rhythmus in seinem Herzen, das mehr für die Sünder und Gefallen schlägt als für die hartherzigen Gerechten;
dieser Jesus mit seinem Gottes-Liebeslied, das nicht hineinpasst in die Partituren, nach denen sie bisher dirigiert und singen haben lassen.

Deshalb kurzen Prozess machen, damit ihre Macht nicht in Gefahr gerät. Weg mit ihm! Noch besser: „Ans Kreuz mit ihm“. Denn jedes Kind damals wusste:
Wer am Kreuz stirbt, von dem hat Gott seine Hand weggenommen.
Wer am Kreuz stirbt, den hat Gott fallen lassen – mit dem hat und hatte Gott nie etwas zu tun. Und alles, was er gesagt und getan hat, ist Gotteslästerung.

Und so stirbt der Herr am Kreuz - weil er gut war. So gut, dass viele das nicht ertragen konnten.
Weil er seinem Gott treu geblieben ist –
Weil er sein Leben konsequent gelebt hat. Ein Leben der Liebe – zu seinem Gott und zu den Menschen.

Und diese Liebe hört auch am Kreuz nicht auf. Und so führt er, am Kreuz hängend, noch einmal Menschen zusammen. Noch einmal bringt er Menschen in eine neue Verbindung; in eine Verbundenheit, die neu das Leben möglich macht.

Maria und Johannes. Zwei Menschen, die sicher vorher gar nicht so viel miteinander zu tun hatten. Denn während Jesus mit seinen Jüngern unterwegs ist, hören wir gar nicht von Maria. Da ist sie gar nicht dabei. Erst jetzt ist sie da. Und jetzt, unter dem Kreuz, da werden die beiden zu Verwandten: „Frau, siehe, das ist jetzt dein Sohn“, so sagt er zu seiner Mutter.
Und zu Johannes sagt er: „Siehe, das ist jetzt deine Mutter!“
Und so macht er sie zu Menschen, die füreinander Verantwortung übernehmen und füreinander Verantwortung tragen.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

das ist ein Grundanliegen Jesu: Menschen in eine neue Verbindung zu bringen. Sein Grundanliegen am Kreuz.
Unter seinem Kreuz, da werden Fremde zu Freunden;
unter seinem Kreuz werden Menschen zu Schwestern und Brüdern, zu einer Familie.
Unter dem Kreuz kann mir der andere oder die andere nicht mehr egal sein, sondern da werden wir verantwortlich für einander.
Unter dem Kreuz, da kann ich nicht sagen: Was kümmert mich mein Nächster, sondern dort werde ich fragen: Wie kann ich mich um meinen Nächsten kümmern?

Und wenn WIR dem Herrn wirklich unter dem Kreuz folgen wollen, wenn wir in unseren Kirchen das Kreuz aufrichten und zu unserem Zeichen, unserem Erkennungszeichen machen, dann muss das auch unser Leben ändern:
Da wo ich habe, da werde ich teilen mit dem, der nichts hat.
Dort wo ich gesund bin, da werde ich einstehen für den, der krank ist;
Dort, wo ich helfen kann, da werde ich dem helfen, der hilflos ist.
Und wo mir auch nur noch ein bisschen Macht geblieben ist, dort werde ich sie einsetzen für den, der macht-los und ohn-mächtig ist.

Und wo Jesus sogar noch vom Kreuz herab die Menschen mit so viel Liebe anschaut und ihnen liebevolles Ansehen schenkt, dass sie in eine neue Verbundenheit hineingelangen, da werden auch wir, die unter dem Kreuz stehen, versuchen müssen, die Menschen um uns herum, ebenfalls mit den Augen des Herrn anzusehen - mit Augen, die eben nicht kontrollieren, was da vielleicht wieder alles mal nicht Ordnung ist, sondern die liebevoll sind, die Ansehen schenken, so dass Menschen sich unter diesem Blick nicht verstecken müssen, sondern sich aufrichten können und heil werden.

„Der am Kreuz ist meine Liebe“, so singen wir. Und wir können auch gar nichts anderes singen, weil „der am Kreuz“ unser Leben mit seiner Liebe so verwandeln will, dass es von Grund auf neu wird.

Im Kreuz ist Heil,
im Kreuz ist Hoffnung,
im Kreuz ist Leben.

Das ist nicht nur eine Liedzeile, das ist die Wahrheit. Weil ER uns all das auch heute noch schenkt.

 
Amen

 

 

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