Predigt von Richard Baus zum Ostermontag, Lesejahr A

Lk 24,13-35 Emmausgang

 
Liebe Schwestern und Brüder,

die alten Pastöre, die ich in meiner Kindheit habe predigen hören, hatten ihre Predigt meist klar in drei Punkte gegliedert. Punkt 1. Punkt 2. Punkt 3 – und dann war es das.

Ich musste ein wenig schmunzeln, als ich entdeckt habe, dass mir zu dieser Emmausgeschichte auch drei Punkte wichtig geworden sind…. Ob es am Alter liegt? Wie auch immer.

Punkt 1 ist für mich dieses Mahl, das Jesus am Ende dieses Tages mit den beiden Emmausjüngern feiert. Es ist ein Mahl mit „Weggelaufenen“, ein Mahl mit Menschen, die doch offensichtlich ihren Glauben verloren haben:
Ja, als er verhaftet und ans Kreuz geschlagen wurde, da haben sie ihn hängen lassen. Als es um ihn ernst wurde, da haben sie ihre eigene Haut gerettet.
Und als man Jesus dann ins Grab gelegt hat, da haben sie wohl auch gleich ihre ganze Hoffnung mit begraben. Da kommt nichts mehr. Zum Weglaufen.
Und als die Frauen was vom leeren Grab erzählen und dass ihnen der Tote höchst lebendig begegnet sei, da halten sie das für dummes Geschwätz.

Nein, kein Glaube und keine Hoffnung.
Diese beiden auf dem Weg nach Emmaus, das sind alles andere als Heilige. Und dennoch scheinen genau sie die Kirche des Auferstandenen Herrn zu sein. Denn mit ihnen setzt sich der Herr an den Tisch und mit ihnen teilt das Brot, mit ihnen feiert er die Eucharistie.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

was für spannendes Kirchenbild wird uns da gezeichnet?! Und welch wohltuendes Gottesbild wird uns da geschenkt?!

Kirche, das sind demnach nicht nur die, die treu dem Herrn „nachlaufen“, sondern das sind auch die, denen ER nachlaufen muss.
Kirche sind anscheinend nicht nur die, die ihn gefunden haben, sondern auch die, denen ER so lange nachgehen muss, bis sie sich von ihm finden lassen.
Kirche sind dieser Geschichte nach dann eben nicht nur die „guten Frommen“, die „Heiligen“, die wir so gerne bewundern, sondern auch die Zweifler und die Verirrten, die Weggelaufenen und die, die so ihre großen Schwierigkeiten mit dem Glauben haben.

Und genau damit zeigt uns diese Geschichte sehr deutlich: Nicht „die Kirche“ entscheidet, wer dazugehört und wer nicht, sondern das entscheidet der Herr. Und dieser Herr gibt sich sehr viel Mühe damit, sich seine Kirche zusammen zu suchen, ihr nachzugehen und um seinen Tisch zu versammeln.

Da, wo so mancher Pastor einen schon längst abgeschrieben hätte, da fängt der auferstandene Herr noch mal ganz von vorne an – mit sehr viel Geduld und mit unendlicher Barmherzigkeit.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

und damit bekommt dieses Mahl für mich auch eine ganz neue und wunderschöne Bedeutung: Es wird zum Zeichen der Barmherzigkeit.

Denn wie gesagt: Jesus bricht das Brot hier nicht für die tollen Glaubenszeugen, sondern für die Versager. Er schenkt sich ihnen im Brot und im Wein nicht als die Belohnung dafür, dass sie alles richtig gemacht haben und ohne Schuld geblieben sind, sondern als Heilmittel, als Überlebensration dort, wo alles schiefgelaufen ist.

Er teilt das Brot nicht mit ihnen, weil sie Heilige sind, sondern um sie mit dieser Kommunion, mit diesem Geschenk der Tischgemeinschaft wieder zu heilen und zu Heiligen zu machen.

Kommunion nicht „Sahnehäubchen“ auf geglückten Glauben, sondern als Medikament, als Heilmittel gegen den Unglauben und die Hoffnungslosigkeit.

Ja, der Herr entscheidet, wer zu seiner Kirche gehört und zu wem er sich an den Tisch setzt – und sonst niemand. Denn nur er ist der Herr seiner Kirche.
   

Und da sind wir bei meinem „2. Punkt“:
Liebe Schwestern und Brüder,

ist ihnen aufgefallen, dass wir nur den Namen eines dieser beiden Männer kennen, denen Jesus da nachläuft und mit denen er sich an den Tisch lädt? Kleopas so heißt er. Der andere bleibt fremd.

Es gibt Theologen, die davon ausgehen, dass der Evangelist das sehr bewusst so gemacht hat: Ein leerer Platz, der einlädt, dass wir dort unseren eigenen Namen einsetzen. Und damit macht der Evangelist uns sicher die Zusage:
Auch Dir geht der Herr nach!
Auch an Dir hat der Herr so viel Interesse, dass er Dich sucht, damit Du nicht in die Hoffnungslosigkeit gerätst.
Auch Dich liebt der Herr so sehr, dass er auch Dein Herz zum Brennen bringen will.
Und auch mit Dir will sich der Herr an den Tisch setzen und mit Dir das Brot brechen.
Mit Dir will er Gemeinschaft haben, egal was in Deinem Leben gewesen ist.

Was für eine wohltuende Zusage in einer „Lücke“, in einem so kleinen Detail! Das ist Evangelium!

Und da bin ich auch schon beim „3. Punkt“: Emmaus - so heißt der Ort, zu dem zuerst die Zwei und dann die Drei unterwegs waren.

Das „Schöne“ an Emmaus ist, dass man gar nicht genau weiß, welcher Ort wirklich damit gemeint ist. Denn es gibt mindestens zwei Orte, die diese Geschichte für sich in Anspruch nehmen.

Vielleicht will uns das ja sagen: Emmaus kann überall sein – warum nicht auch bei uns?! Denn der Herr ist lebendig. Und er macht sich immer noch auf den Weg, um seine Kirche zu suchen, zu sammeln – und zu erlösen.

Auch heute Morgen. Und auch hier in Waldbreitbach.

 
Amen  

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