Predigt von Schwester Marianne Meyer zum Pfingstmontag, Lesejahr A

Apg 10,34-35.42-48a          Joh 15,26-16,3.12-15

      
Liebe Schwestern, lieber Bruder,

mit dem heutigen Festtag endet der Osterfestkreis, aber, Gott sei Dank, endet Pfingsten nicht! Wie meine ich das? Bei der Vorbereitung zu dieser Ansprache las ich: Pfingsten hört nie auf.

Wie froh, dankbar und gelöst können wir sein, dass wir von Jesus die Zusage haben: Er schenkt uns seinen Geist, der vom Vater ausgeht und lässt uns nicht als Waisen zurück. Er schenkt seinen Geist, damit wir für ihn und füreinander brennen, dass wir die Kraft haben von IHM Zeugnis abzulegen.

Armselig wären wir dran, wenn wir den Geist nur einmal empfangen könnten, zum Beispiel bei der Heiligen Firmung, oder nur einmal im Jahr: an Pfingsten. Nein täglich können wir uns für den guten Geist Gottes öffnen und darum bitten, ihn zu empfangen!

Papst Franziskus sprach in einer Pfingstpredigt vom Geist, der Harmonie bringt. Dabei weist er darauf hin, dass es nicht darum geht, dass alle Schwierigkeiten aus dem Weg geschafft werden.

Und wenn wir uns an die Lesung von eben erinnern, dann wird es Petrus nicht leichter gemacht, aber er weiß, aus welchem Geist heraus er was tut.

Fragen wir uns auch manchmal aus welchem Geist heraus wir handeln? Gelingt es uns Oberwasser zu behalten, wenn rundum die Wogen hochgehen?

Wie tröstlich ist für uns in der Lesung zu hören, wie Petrus einen Lernprozess durchlebt und sein Können erweitert, indem er sich auf den Geist Gottes einlässt. Auch wenn sich Petrus recht zögerlich verhält, so ist er doch bereit zu lernen. Und genau darauf kommt es an!

Jesus jedenfalls hat viel Zutrauen in seine Jünger und damit auch in uns, denn er appelliert nicht, sondern sagt: „Ihr werdet Zeugnis ablegen!“

Mir kam bei der Meditation der heutigen Lesungstexte eine Verbindung zu Weihnachten in den Sinn: Wir kennen alle den Spruch von Angelus Silesius: „Wäre Jesus tausendmal in Bethlehem geboren, doch nicht in dir, du bliebest ewiglich verloren.“

Das könnte uns doch zu dem Vergleich führen: an Ostern reicht es nicht aus den Auferstandenen nur zu sehen – denn danach blieben die Jünger verängstigt. Nein, Jesus der Auferstandene will in uns auferstehen und leben und wirken.

Wir können, alle Menschen können, mit der Kraft des Geistes Gottes auferstandene, aufgerichtete und aufrechte Menschen sein.

Wäre Ostern tausendmal in Jerusalem geschehen und spürten wir das Leben nicht, bleibt unser Glaube und unser Leben kraftlos und tot. Werden wir mit Jesus Auferstandene. Da habe ich, und ich glaube wir alle, noch was in unserem Leben zu tun.

Machen wir uns gegenseitig Mut, damit wir erspüren, erahnen wie die Kraft des Geistes Gottes in uns wirkt, oder welche Geister hin und wieder in und unter uns leben.

Jesus sagt auch zu den Jüngern: Noch vieles hätte ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Das klingt nicht als Vorwurf, eher als Schutz. Es wird der Tag kommen. Tatsache ist, dass unser Leben und unser Glaube rätselhaft und fragmenthaft bleiben.

Gerade in diese Situationen hinein gilt es für uns das Geschenk Jesu anzunehmen und ganz bewusst um seinen Geist bitten, damit nicht Ungeist, Angstgeist und Abergeist oder andere Geister uns beleben.

Und da kann uns vielleicht noch ein Gedanke helfen: In einem Lied, vor einigen Jahren sehr bekannt heißt es: „Die Sache Jesu braucht Begeisterte, sein Geist sucht sie auch unter uns. Er macht uns frei, damit wir einander befrein!“

   
Lieber Bruder, liebe Schwestern,

wie sieht das aus mit unserer Begeisterung? Mitten in der Corona-Krise hält sich die Begeisterung in Grenzen, wir fühlen uns eingeengt, so vieles ist verboten, ungewohnt. Was ist daran Begeisterung?
Wir können auch einen Perspektivwechsel vornehmen und denken: freiwillig verhalte ich mich angemessen, damit ich nicht zur Gefahr für andere werde und sie für mich.

Es gibt viele Menschen in unseren Städten, die sitzen allein in ihren vier Wänden, voller Traurigkeit und Sehnsucht nach Geborgenheit durch Mitmenschen.

Wir hingegen haben Terrassen und Balkone, Wald und Garten, viel Grünendes und Blühendes um uns, was uns Freiheit erleben lässt.

Wir haben Gottesdienste und brauchen keine Hamsterkäufe zu tätigen, weil für jede gesorgt ist.

Wir haben viele innere Freiheiten, können so Vieles selbst entscheiden.

Dafür sind wir dankbar.

Vielleicht denken Sie, denkt Ihr, aber wir sind schon alt oder krank oder beides, da lässt die Begeisterung nach.

Mag sein, dass zunehmendes Alter ruhiger, illusionsloser, langsamer werden lässt, aber die Begeisterung wird nicht automatisch weniger. Ich hoffe, das Gegenteil ist der Fall: Auch hier tut ein Perspektivwechsel gut:

Die Erfahrungen des Lebens, wo und wie Gott in unserem Leben wirkt, was er uns schon alles in den vielen Jahren geschenkt hat, was wir an Haltungen und Ideen gelernt und welche Entwicklungsschritte wir gehen durften, all das und noch viel mehr dürfte uns Freude und ein Lächeln ins Gesicht und eine Begeisterung ins Herz zaubern.

Und wenn die Hände und Füße langsamer werden, die Gedanken werden beflügelt von Dankbarkeit über das Wirken Gottes in unserem Leben. Ein guter Geist ist keineswegs eine Frage des Alters.
  

Liebe Schwestern, lieber Bruder,

ich lade euch alle ein, dass das Pfingstfest 2020 zu einem Fest des neuen Lebens wird, enge Denkmuster beseitigt, Konflikte in einem wohlwollenden und herzlichen Klima ausgetragen werden und unser Flecken Erde, hier auf dem Berg, ein Hauch von Himmel spürt.

Eine solche ansteckende Begeisterung, das wäre etwas tolles für unsere Konvente und Gruppen. Jesus lebt auch heute unter uns diese Botschaft. An uns liegt es, sie in die Welt zu tragen und mit unserem Leben zu predigen.

Wieso soll die Nächstenliebe, die Be-geisterung und das Spüren des guten Geistes Gottes nicht ansteckender sein als ein Virus.

„Die Sache Jesu braucht Begeisterte, damit wir einander befrein.

In diesem Sinne möge Pfingsten nie aufhören.
  

Amen

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