Predigt von Richard Baus zum Pfingstsonntag, Lesejahr A

Apg 2,1-11      Joh 20,19-23

    
Liebe Schwestern und Brüder,

ich bin immer wieder angetan von diesem wunderschönen Evangelium, das wir da gerade gehört haben. Da tritt Jesus in die Mitte dieser Jünger, die total verstört und hilflos sind – und er wünscht ihnen Frieden.

Keine Vorwürfe wegen ihres Unglaubens, keine Nachhaltungen, weil sie ihm am Karfreitag im Stich gelassen haben, sondern einfach ein Friedensangebot.
Und die Jünger können sich wieder freuen.

Und dann kommt noch mehr; Jesus setzt noch eins drauf: Empfanget den Heiligen Geist, so sagt er – und er haucht sie an.
Nur ein Hauch, nur ein Atem – aber das genügt, um sie mit dem Heiligen Geist zu beschenken, mit Gottes Geist.
Stiller und innerlicher geht es gar nicht. Die Geistsendung nach dem Johannes-Evangelium.

Wie anders geht es dagegen in der Apostelgeschichte zu: Laut und stürmisch, mit Brausen und Getöse, so dass die Menschen vor dem Haus zusammenlaufen, in dem sich die Apostel aufhalten.
Und dann fliegen die Fenster und Türen auf und die Apostel stürmen hinaus, um die Frohe Botschaft zu verkünden. 
Die Geistsendung nach der Apostelgeschichte.

Unterschiedlicher geht es wohl nicht. Welche ist denn nun die richtige Erzählung?

Nun, beide sind richtig, beide stimmen. In beiden steckt die ganze Wahrheit.
Aber jede hat ihren Zeitpunkt - und die eine ist die Voraussetzung für die andere.

     
Liebe Schwestern und Brüder, 

Gott muss sich zunächst erst einmal schenken. Gott muss sich zuerst einmal den Menschen ins Herz hineinlegen, damit sie zu „seinen“ Menschen werden und zu seiner Kirche. Und das geschieht wohl in der Stille; das ist ein sehr persönliches Geschehen  - so wie wir es in der Taufe und bei der Firmung erleben dürfen. Wenn der Priester Menschen salbt – ganz ohne großes Spektakel, und jedem einzeln zusagt: Empfange die Gabe Gottes, den Heiligen Geist. Sei besiegelt mit dem Heiligen Geist.
So entsteht Kirche; so entsteht Gottes heiligen Volk.

Aber dann ist da auch jedes Jahr Pfingsten. Und dieses Fest erinnert uns daran, dass wir nicht Kirche um unserer selbst willen sind. Wir empfangen den Geist Gottes nicht, damit er uns dann in Ruhe lässt, sondern damit er uns in Bewegung bringt. Gott will, dass seine Kirche sichtbar wird in dieser Welt; dass wir anderen Menschen Zeugnis geben von diesem Gott, dessen Volk wir sind.

   
Liebe Schwestern und Brüder,

Kirche ist von ihrem Herrn auf Mission angelegt: Wir sollen zu den Menschen gehen und ihnen unseren Gott zeigen - durch die Art und Weise wir wir leben.
Jesus sagt an einer Stelle: Wer mich sieht, sieht den Vater.
Und die Konsequenz daraus müsste sein: Wer uns sieht, der müsste auch Jesus Christus sehen; man müsste ihn uns ansehen - seine Liebe und Güte, seine Vergebung - mit all dem, was wir an Frieden zur Welt bringen.
Und deshalb öffnen die Apostel an Pfingsten die Türen ihres Abendmahlssaales und gehen hinaus, um von dem zu künden, wovon sie erfüllt sind.
Dazu treibt sie der Heilige Geist - und sie lassen sich -Gott sei Dank- bewegen.

     
Liebe Schwestern und Brüder,

was die Apostel damals gemacht haben, das sollen wir heute tun: Hinausgehen und von Gott erzählen - und seinen Frieden, sein Heil zu den Menschen bringen. Damit die Welt an ihn glaubt.

Aber tun wir das wirklich? Oder sind wir nicht lieber doch still und ruhig und unauffällig --- weil das doch einfacher ist?

Papst Franziskus hat einmal folgende Sätze formuliert:
„Um es klar zu sagen: Der Heilige Geist ist für uns eine Belästigung, denn er bewegt jeden einzelnen von uns; er lässt uns unterwegs sein, er drängt die Kirche weiterzugehen.

Wir aber sind wie Petrus bei der Verklärung (wir wollen Hütten bauen, wir wollen uns einrichten). Wir wollen, dass der Geist sich beruhigt, wir wollen ihn zähmen. Aber das geht nicht, denn er ist Gott und ist wie der Wind…
Er ist die Kraft Gottes, der uns Trost gibt und auch die Kraft, vorwärtszugehen. Es ist dieses „Vorwärtsgehen“, das für uns so anstrengend ist. Die Bequemlichkeit gefällt uns viel besser.“

„Der Heilige Geist ist, um es klar zu sagen, für uns eine Belästigung. Die Bequemlichkeit gefällt uns viel besser“, so der Papst. 
Was kann man dagegen tun?

Vielleicht ist der Tipp eines Kollegen gut, der empfiehlt, doch einmal am Pfingstfest etwas anderes zu singen: Nicht „Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein“, sondern zu singen „Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns aus“.

Kehr bei uns aus – kehr all das aus, was uns die Freude am Glauben nimmt, was uns bremst und unbeweglich macht. Räum weg, was Dir im Weg steht und Dein Kommen aufhält - und wisch den Staub weg, der sich in unserer Kirche auf alles gelegt hat, damit es wieder glänzt, strahlt und anziehend wird -- und fang dabei bei uns an, fang bei mir an.

Und dann stärke uns, dass wir mit deiner Kraft tun, was Gott von uns erwartet.

Denn dann geschieht Pfingsten auch heute -
in uns, in der Kirche, in der Welt.

  
Liebe Schwestern und Brüder,

Pfingsten ist nicht das Fest für Ängstliche und Bequeme, sondern es ist das Fest der Mutigen. Das Fest der Menschen die ehrlichen Herzens beten und rufen können:

Ja, komm, Schöpfer Geist, belästige uns -- und kehr bei uns aus
und die dann damit rechnen, das sich wirklich etwas ändert – in ihrem Leben und in ihrer Kirche
Und die sogar gerne dabei mitmachen wollen.

     
Amen

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