Predigt von Richard Baus zum 2. Adventssonntag im Lesejahr B

Jes 40,1-5.9-11

 
Liebe Schwestern und Brüder,

„Tröstet, tröstet mein Volk….
Redet Jerusalem zu Herzen. Verkündet ihr,
dass ihre Schuld beglichen ist.“
Alles wird wieder gut!

Das sind Worte aus dem sogenannten Trostbuch des Jesaja, aus dem wir eben die Lesung gehört haben. Mit diesem Wort beginnt nicht nur ein neues Kapitel im Buch des Propheten Jesaja, sondern auch  ein neues Kapitel in der Liebes-Geschichte Gottes mit seinem Volk.

Nachdem der heilige Rest Israels in die Verbannung nach Babylon geschafft wurde, steht nun nach langen Jahren der Entbehrung und der Strafe die Rückkehr nach Jerusalem an. Alles wird wieder gut.
Gott wartet nicht länger drauf, dass sein Volk endlich umkehrt zu ihm, sondern er vergibt diesem Volk ganz einfach seine Schuld – damit die Verbannung endlich ein Ende hat.
Und mit starkem Arm führt er die Verbannten wieder in die Freiheit und in die Heimat zurück.
Denn er kann nicht anders:
Er ist doch Gott. Er ist doch ein Retter und ein Helfer.

Eine gute Nachrichten also für das Volk Israel.

Und dann kommt dieser seltsame Ruf, eine Straße zu bauen – mitten durch die Wüste.
Eine Straße für Gott.
  

Liebe Schwestern und Brüder:
Eine Straße für Gott.

Hier ist keine Verkehrsstraße gemeint, auf der man mit einem Wagen fahren kann, sondern eine Prozessionsstraße.

In vielen Religionen kennt man so etwas. Mitten durch den heiligen Bezirk einer Stadt oder einer Tempelanlage gibt es einen erhöhten Weg. Und über diesen erhöhten Weg dürfen nur die Priester gehen, die das Bild einer Gottheit mit sich tragen – damit alle es auch gut sehen können. Damit alle dieser Gottheit huldigen und ihr zujubeln können.

Eine solche Straße soll Israel für Gott bauen, damit alle Welt erkennen kann:
Seht da, euer Gott! Seht, dieser Gott ist ein Retter, ist einer, der aus Verbannung und Elend heimführen kann – und der sein Volk führt, wie ein guter Hirte.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

kann man schöner von Gott sprechen? Ein Gott, der sein Volk wie ein Hirt zur Weide führt. Dabei treibt er seine Herde nicht vor sich her, sondern die Lämmer trägt er auf dem Arm und die Mutterschafe führt er behutsam. Denn keiner soll verloren gehen.

Seht, die ER sich erworben hat, kommen mit ihm, so hieß es da weiter.
Und die ER sich verdient hat, gehen vor ihm her - und er trägt sie an seiner Brust. 

Mit wie viel Zärtlichkeit wird Gott hier beschrieben! Und wie wohltuend ist ein solches Gottesbild.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

haben Sie das alle gut gehört?
Nicht wir müssen uns diesen Gott, „verdienen“, sondern er tut alles, damit er sich uns verdienen kann. 

Ja, Gott kämpft um uns; Gott kämpft gegen Tod und Teufel, gegen alles, was sich in dieser Welt gegen ihn stellt. Und er tut alles, damit er in diesem Kampf der Sieger ist und den Siegespreis erhält  -und dieser Siegespreis, das sind wir - wir, die Menschen in dieser Welt, seine Geschöpfe. Und das ist wirklich Grund zum Jubel.

In der Tat, eine Mut-Mach-Stelle aus diesem wunderschönen Trostbuch des Jesaja.

Und sie richtet sich damals wie heute an Menschen, die wissen, dass sie eigentlich alles andere sind als vollkommen;
sie richtet sich an Menschen, die genau um ihre Fehler und um ihre Schwächen wissen, um ihr Unvermögen und ihre Abhängigkeiten.
An Menschen also, die sich an den Fingern abzählen können, dass so manches Dunkel, in das sie geraten sind, und so manche Not, unter der sie leiden und gelitten haben, selbst verschuldet ist. Sie sind schuldig - und sie haben Schuld.

Aber genau diesen Menschen will diese Schriftstelle sagen, dass sie nun aufatmen dürfen - weil da ein Gott ist, der sein Volk nicht länger leiden lassen will; der es nicht hängen und nicht fallen lässt, sondern der selbst für diese Menschen einspringt, um all ihre Schuld und ihre Schwachheit zum Guten zu führen - ein Gott für die Menschen - ein Immanuel, wie die Bibel ihn nennt: ein Gott-mit-uns. 

Ein Gott, der nicht wartet bis das Volk endlich die Umkehr schafft, sondern der dem Volk ganz einfach alle Schuld vergibt.

Ein Gott, der weiß, dass man Menschen nicht durch Strafe ändert, sondern allein durch Liebe – und der deshalb nicht schimpft, sondern tröstet. „Tröstet, tröstet mein Volk“ - so ruft er deshalb, „tröstet - und redet ihm zu Herzen“.

Ja, Gott weiß um die Wüsten und Steppen, die sich in einem Menschen breitmachen können, die alles Leben und alle Hoffnungen an den Rand bringen können - und der sich einen Weg bahnen will durch diese Wüsten und Klüfte, einen Weg zu unserem Herzen - um uns zu retten und uns heimzuführen.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

dieser Weg durch die Wüste zwischen Babylon und Jerusalem, der musste übrigens nie gebaut werden, denn Gott hat einen anderen Weg gefunden, um seine Größe und Macht zu zeigen; einen viel  besseren Weg:

Er wurde ganz einfach ein Mensch - in seinem Sohn Jesus von Nazaret, dessen Geburtsfest wir in wenigen Wochen feiern werden - und der Licht sein will in unserer dunklen Welt.

„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“, so wird dieses Kind von sich selbst einmal sagen.
Und es kam einzig und allein, um uns die Liebe und das Erbarmen des Vaters zu zeigen.

 
Amen

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