Predigt von Richard Baus zum Christkönigsfest, Lesejahr B

Joh 18,33b-37

  
Liebe Schwestern und Brüder,

Jesus vor Pilatus, Jesus vor Gericht. Bist du ein König? Was hast du getan? so wird er von Pilatus ins Verhör genommen. Fragen über Fragen.

Als ich das Evangelium las, musste ich mich noch einmal an die Beerdigung eines guten Freundes erinnern: Keine Kränze sondern nur ein paar Blumen; kein teurer Sarg, nur eine Urne in billigster Ausführung. Ein sogenanntes Armenbegräbnis.

Nachdem die Pfarrerin gesprochen hatte, sehr passend und einfühlsam, ging eine Freundin des Toten ans Mikrophon, um auch noch ein paar Worte zu sprechen. Sinngemäß sagte sie: „Wir alle kennen doch auch die Fragen, die man gerne bei einem Begräbnis stellt:
Was hat er in seinem Leben erreicht?
Wozu hat er es gebracht?
Was hat er der Welt hinterlassen?
Wenn wir diese Fragen bei unserem Verstorbenen stellen, dann sind wir schnell am Ende mit ihm.
Was hat er erreicht? Eigentlich nichts!
Wozu hat er es gebracht? Nach mehreren gescheiterten Berufskarrieren zum Hartz IV Empfänger!
Was hat er der Welt hinterlassen? Ein paar Habseligkeiten - und Schulden.

So gesehen sind wir wirklich ganz schnell fertig mit ihm. Aber, so fuhr sie fort, es gibt ja auch noch andere Fragen, die man stellen kann, zum Beispiel:
Wer war er für uns? Dann müssen wir sagen: Ein guter Freund.
Was hat er uns bedeutet? Und dann können wir sagen: Unendlich viel. Denn er war da, wenn wir ihn gebraucht haben. Er hat zugehört, wenn wir uns mal aussprechen mussten. Wenn wir uns über jemanden aufgeregt haben, dann wusste er immer noch etwas Gutes zu sagen. Wenn wir etwas gebraucht haben, dann hat er es uns gegeben, geschenkt – so viel, dass für ihn selbst am Ende nichts mehr übrig geblieben ist. Aber das hat er nie gesagt, weil er niemandem zur Last fallen wollte.
Was hat er uns hinterlassen? Eine reiche und kostbare Erinnerung. Und die lebt weiter, auch wenn wir ihn nun begraben!

 
Liebe Schwestern und Brüder;

wie gesagt: diese liebevolle Ansprache kam mir wieder ins Gedächtnis als ich das heutige Evangelium las in der Vorbereitung auf das Christkönigsfest. Da begegnen wir Jesus, dem Christkönig - aber nicht auf einem Thron, nicht in Pomp und Pracht, sondern vor Pilatus. Gefesselt, geschlagen, verspottet. Wie schätzen wir ihn ein? Wenn wir fragen: 
Was hat er in seinem Leben erreicht? Dann müssen wir bei allem guten Willen antworten: Anscheinend nicht viel; denn er steht vor Gericht. Ihm wird der Prozess gemacht.
Wozu hat er es gebracht? Nun, ans Kreuz hat er es gebracht - und dort stirbt er den Tod eines Verbrechers..... Aus die Maus.... 
Was hat er der Welt hinterlassen? Kein Haus, kein Vermögen. Nichts, wo er sein Haupt hätte hinlegen können. Nur ein paar Worte sind geblieben. Ein paar Verheißungen. Nicht mehr.
Aber reicht das, um vor der Welt groß und bedeutend zu sein?
Kann man damit König sein???
Und: Können WIR mit einem Gescheiterten und Gehenkten Staat machen? Mit den Maßstäben unserer Welt gemessen sicher nicht.

Aber, wie gesagt, es gibt ja auch noch die anderen Fragen, zum Beispiel:
Was hat er uns bedeutet? Wer war er für uns?
Und da sind denn eben –Gott sei Dank- auch die anderen Antworten möglich:
Dann können die Kranken sagen: Er hat uns geheilt. Er ist unser Heiland. Ohne ihn wären wir tot, weg vom Fenster..
Dann können die Schwachen und Kleinen sagen: Er hat sich auf unsere Seite gestellt; er war solidarisch mit uns. Er hat nicht über uns hinweg gesehen, sondern er hat uns angesehen. Das hat uns stark gemacht, uns Lebensmut geschenkt. Wenn er nicht gewesen wäre, dann wären wir lange am Ende.
Dann können die Sünder sagen: Er hat uns angenommen – trotz unserer Schuld. Er hat uns verziehen - ohne Vorbehalte, ohne Moralpredigt. Er hat sich mit uns an einen Tisch gesetzt und mit uns Versöhnung gefeiert, Versöhnung mit Gott. Er ist unser Retter.

Und da können wir, seine Freundinnen und Freunde heute, sagen: Er hat uns in seine Gemeinschaft gerufen - trotz all der Dinge, die vielleicht in unserem Leben nicht stimmen. Wir dürfen in seinem Namen reden und handeln. Wo wir schwach sind, da ist er helfend da mit seiner Kraft, denn er lässt und nie allein. Und: Er hat uns die Würde von Söhnen und Töchtern Gottes geschenkt, damit nichts und niemand uns mehr kleinmachen kann in dieser Welt.

Der, der dort vor Gericht steht, ist nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern zu retten. Und er hat uns gelehrt, die Menschen mit seinen Augen anzuschauen. Dass wir nicht auch dauernd nur fragen: Was hat ein Mensch geleistet? Was hat er erreicht? Wie viel hat er verdient und wie viel hatte er am Ende auf dem Konto?

Sondern dass auch wir fragen können: Wer war er? Was hat er uns bedeutet? Wer war er für uns - und wer waren wir für ihn?
Weil alleine das unsere Welt menschlich macht und damit zur Welt Gottes macht.

Was also hat er, dieser Jesus, uns hinterlassen?
Er hat uns genau dieses „andere“ Leben hinterlassen: Dieses Leben für andere. Einen neuen, diesen „anderen“ Blick auf die Menschen und ein neues Maß: Den Blick des Wohlwollens und den Maßstab der Liebe.
Er hat uns ein Leben hinterlassen, aus dem auch wir heute noch schöpfen können, weil es nicht am Kreuz aufgehört hat und nicht in einem Grab begraben wurde, sondern das weitergeht und uns heute noch beschenkt, weil auch heute noch seine Worte wirken und seine Verheißungen gelten.
Ein Leben, hinter dem Gott steht - dieser Gott für uns Menschen, den uns Jesus Christus gezeigt und geschenkt hat - durch sein Leben und Handeln - und selbst noch in seinem Sterben, weil er eben nichts für sich behalten, sondern uns alles geschenkt hat:

Seine Liebe, seinen Geist, sein Leben.
Genau deshalb ist er Jesus Christus unser König und Herr.
Und einen anderen wollen wir nicht.

Amen 

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