Predigt von Richard Baus zum Fest Christi Himmelfahrt, Lesejahr B

Liebe Schwestern und Brüder,

 
wenn Sie in Jerusalem sind und sich die Mühe machen, auf den Ölberg hinaufzusteigen, dann zeigen Ihnen die Fremdenführer in der Himmelfahrtskirche die Stelle, von der aus Jesus in den Himmel aufgefahren sei: Auf einem Stein kann man Vertiefungen sehen, die man als Fußabdrücke deuten kann, die letzten Fußspuren Jesu auf dieser Welt .

Auch wenn man sich eines Schmunzelns nicht erwehren kann ---- irgendwie schön ist das doch: Denn es ist ja nicht so, als hätte Jesus keine Spuren in dieser Welt hinterlassen,  als wäre das Leben dieses Jesus von Nazaret spurlos an dieser Welt vorübergegangen.

Nein, seine Spuren sind da.
Sein Leben, seine Verkündigung und seine Liebe,  sein Tod und seine Auferstehung klingen immer noch nach, sind immer noch zu spüren  --- und Menschen, die die Sensibilität haben, Spuren und Fährten lesen und deuten zu können, die werden diese Spuren nicht übersehen können ------ sondern sie entdecken diese Spuren Jesu, 

Spuren, die uns Menschen in den Himmel führen wollen --- hin zu einem Ziel, auf das es sich hin zu leben und hin zu hoffen lohnt.

Genau deshalb ist es so wichtig, dass wir dieses Fest Christi Himmelfahrt feiern: Wegen dieses Zieles.
Ein Weg, der kein Ziel hat, macht krank, der macht verrückt.
Ein Leben, das nicht auf ein Ziel hingehen und hinleben kann, das kann sinnlos werden und unerträglich.

Wir Menschen brauchen Ziele, Ziele, die wir in den Blick nehmen und nach denen wir uns ausrichten können.

Und so hat Jesus sich nach seiner Auferstehung nicht ins Nichts aufgelöst, ist nicht irgendwohin verschwunden, sondern er ist zum Vater zurückgekehrt.
"Ich gehe zu meinem Vater und zu Eurem Vater", sagt Jesus an einer anderen Stelle.
"Ich gehe hin, um Euch einen Platz zu bereiten, damit auch Ihr dort seid, wo ich bin. Im Hause des Vaters, da sind viele Wohnungen".

Das ist unser Ziel: Gott, dieser "Vater", wie Jesus ihn nennt; und ein Platz, wo man hingehört, wo man ausruhen kann und von dem einen niemanden vertreibt. Das glauben und feiern zu können, das schenkt Hoffnung, das zeigt ein Ziel auf -- das ist Leben unter einem offenen Himmel.

Und da ist noch ein Zweites, das uns dieses heutige Fest zeigen will: Mit der Himmelfahrt Christi beginnt für die Jünger ein neuer Abschnitt. 

Früher hat man nach der Verkündigung des Evangeliums an Himmelfahrt die Osterkerze ausgeblasen ---- um zu zeigen: Die Zeit des sichtbaren Jesus ist vorbei.
Und die Jünger müssen praktisch ohne Jesus auskommen --- sie müssen jetzt in seinem Geist leben     und aus seinem Geist heraus handeln.

Diese Männer von Galiläa konnten nun nicht mehr einfach hinter Jesus herlaufen, sondern sie müssen nun selbst die Spur treten, eine Spur legen, auf der auch andere Jesus nachfolgen können.
Jetzt sind sie gefragt

In der Bibel beginnt da die Apostelgeschichte - die Zeit der Kirche. Und da WIR die Kirche sind, ist es jetzt UNSERE Zeit. Die Zeit, in der  WIR  Menschen jetzt den Himmel offen halten müssen, damit keiner verloren geht, keiner das Ziel aus den Augen verliert ---- und niemand den Mut verliert.

Jetzt sind wir dran. Jetzt liegt es an uns, ob Menschen den Herrn kennenlernen und das Ziel in den Blick nehmen können, zu dem wir alle auf dem Weg sind.
Wir sind nun seine Zeugen.

Ein alter Gebetstext hat das sehr schön formuliert:

Christus hat jetzt keine anderen Hände als unsere, um anderen zu helfen.
Christus hat keine anderen Füße als unsere, um zu den Menschen zu gehen.
Christus hat keine anderen Augen als unsere, um andere anzuschauen.
Christus hat keinen anderen Mund als unseren, um seine Botschaft weiterzusagen.
Christus hat kein anderes Herz als das unsere, um die Menschen zu lieben........
um all das, was da auf uns Menschen wartet, um unser Ziel, den Himmel schon jetzt ein Stückchen erfahrbar zu machen ------ damit niemand die Frohe Botschaft für leeres Geschwätz und niemand den Himmel für eine Vertröstung halten muss.

Da wird uns einiges zugemutet, aber vor allem: es wird uns ja auch zugetraut.
Gott traut uns das zu ---- und er kann uns das zutrauen, weil er uns dabei ja nicht allein lässt; denn ohne ihn wären wir ganz schnell am Ende.

Aber er verlässt uns nicht, sondern er ist bei uns - er ist nicht „oben“ in seinem Himmel, sondern er ist bei uns „mit“ seinem Himmel

und das alle Tage – bis ans Ende der Welt.


Amen

 

 

 

 

 

 

 

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