Predigt von Richard Baus zum Fest Christi Himmelfahrt, Lesejahr B

Apg, 1,1-11     Mk 16,15-20

   
Liebe Schwestern und Brüder,

in vielen barocken Kirchen gibt es in der Decke über dem Altarraum ein Loch. Und dieses Loch in der Decke war wichtig, um das Fest Christi Himmelfahrt ordentlich feiern zu können. Denn, so habe ich in einer Predigt meines Mail-Freundes Wolfgang Raible gelesen: Nach der Verkündigung des Evangeliums zog man eine Christusfigur ins Kirchengewölbe hinauf, die dann durch dieses Loch in der Decke den Augen der Gottesdienstbesucher entzogen wurde.

Und dann, so beschreibt Raible weiter, warf man zunächst unter großem Getöse eine Teufelspuppe durch dieses Loch in die Kirche hinunter, zum Zeichen das Christus jetzt den himmlischen Thron bestiegen hat und der Satan endgültig gestürzt sei.

Die Ministranten durften den Teufel eine Zeit lang verprügeln, mussten sich dann aber vor herabfallenden brennenden Hanfballen in Sicherheit bringen – Symbole für den Heiligen Geist und das Pfingstfest.

Im Anschluss daran fielen Blumensträußchen, Heiligenbildchen, Äpfel und Oblaten aus dem Loch im Kirchengewölbe. Und die Kinder, die sich um diese Dinge rauften, wurden dann mit einem Wasserguss von oben wieder in ihre Bänke getrieben.

So hat man damals Christi Himmelfahrt gefeiert: handfest, derb, lautstark und ausgelassen.
Ein Spektakel. Aber, so schreibt Raible, ein Spektakel mit „Tiefgang“, denn all diese lauten und spektakulären Dinge, die da passierten, erklärten auch die Theologie, die an diesem Fest gefeiert wird:

Die Christusfigur verschwindet nach oben – und Blumen und Äpfel fallen auf den Boden: Das will sagen: Jesus ist nicht mehr sichtbar unter uns, aber seinen Traum vom Paradies, von der neuen Welt Gottes hat er uns zurückgelassen. Und er ist weiter präsent, wenn wir an seiner Vision vom Frieden festhalten und uns einsetzen für eine Welt, in der sein Friede spürbar wird.

Diese Christusfigur verschwindet im Loch in der Kirchendecke – und Heiligenbildchen fallen herunter. Das will was uns sagen: Jesus selbst ist unseren Augen entzogen, aber er lebt in jedem Menschen sichtbar weiter, der sich an seiner Frohen Botschaft orientiert.
Ja, Christus ist lebendig in unserer Mitte – in jedem und jeder, die uns seine Nähe spüren lassen: In einem Franz von Assisi, einem Bruder Jakobus Wirth, einer Mutter Rosa, in einer Hl. Elisabeth und einem Vincenz von Paul und in all den großen und kleinen Heiligen, die sich ganz im Sinne Jesu den Armen, und Kranken, den Kleinen und Unterdrückten zuwenden, um ihnen Helfer und Heiland zu sein – und die das Evangelium von vor 2000 Jahren in ihre jeweilige Zeit hinein zu übersetzen versuchen.

Die Christusfigur wird ins Gewölbe gezogen – und es regnet Oblaten ins Kirchenschiff. Und das will den Menschen sagen: Jesus ist nicht mehr da in seiner menschlichen Gestalt. Aber immer, wenn wir Mahl feiern, ist er gegenwärtig. Immer wenn wir uns als Tischgemeinschaft um den Altar versammeln, dann dürfen wir sicher sein, dass seine Zusage wahr ist und gilt: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

Ein Spektakel waren diese Himmelfahrtsgottesdienste in Mittelalter und im Barok. Aber, wie gesagt, sie hatten „Tiefgang“. Denn sie haben den einen Satz aus der Lesung der Apostelgeschichte phantasievoll illustriert: „Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.

Er kommt wieder – und er ist schon da, wenn wir seine Vision vom Paradies, von der neuen Welt Gottes mit ihrem Frieden und ihrem Heil, wachhalten und wenn wir daran mitbauen, dass es schon spürbar wird, so dass man sich drauf freuen kann.

Er kommt wieder – und er ist schon da, immer wenn wir auf die Heiligen schauen, auf die Menschen, die in seinem Sinne leben und die Welt gestalten.
Und vor allem, wenn wir selbst zu solchen Menschen werden:

Zu Menschen, die nicht wie „Hans Guck in die Luft“ nur nach oben schauen und über aller Himmels-Schau die Erde vergessen auf der wir leben ---
sondern wenn wir die Erde in den Blick nehmen und die Menschen, die auf ihr leben.

Und wenn wir dann versuchen, den Menschen all das bringen, was sie zu einem Leben brauchen, das lebens-wert ist – so wie dieser Jesus es zu seinen Lebzeiten getan hat:
Der Kranke geheilt und Trauernde getröstet hat.
Der Verlorene gesucht, gefunden und nach Hause getragen hat.
Der Ausgegrenzten seine Gemeinschaft geschenkt und Sündern ihre Schuld vergeben hat.
Der Taube, Blinde und Lahme so angesprochen hat, dass sie wieder zuhören, hinschauen und mitgehen wollten.

Dieser Jesus, der so jedem gezeigt hat: Der Himmel über Dir ist offen. Und Gott schüttet von dort seine ganze Liebe auf Dich herab, weil du doch sein Kind bist.

Und dieser Herr, liebe Schwestern und Brüder, hält auch uns den Himmel offen und er ist mitten unter uns, immer dann, wenn wir uns - wie jetzt - an seinem Tisch treffen und das Brot miteinander teilen.

   
Amen

 

Vgl. Wolfgang Raible, Spektakel mit Tiefgang,
        Für den geistigen Hunger zwischendurch.   S.108 ff

 

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