Predigt von Richard Baus zum 17. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

Gen 18,20-32
Lk 11,1-13

 
Liebe Schwestern und Brüder,

waren Sie schon mal auf einem orientalischen Bazar? Dort wo keine Preisschilder an den Waren stehen, sondern wo man handeln und feilschen muss? Da kann es Ihnen passieren, dass Sie ohne Ware weggeschickt werden, wenn Sie gleich das Geld für den Preis auf den Tisch legen, den der Verkäufer Ihnen genannt hat - denn nicht zu handeln, das heißt: Ich habe kein Interesse an Dir; Du bist für mich kein Partner. Ich erwarte kein Entgegenkommen von dir - und das ist schon eine Beleidigung.

Wir haben in der Lesung gehört, dass Abraham so mit Gott feilscht und handelt. Die 50 Gerechten, die notwendig sind, um die Stadt zu retten, handelt er auf 10 herunter. Ja, Abraham tritt mutig ein für die Menschen in dieser Stadt. Fürbittendes Gebet ist das sozusagen.

Spannend, dass uns das Buch Genesis uns eine solche Art des Betens schildert.

Damit will das Buch uns wohl sagen: Gott und Mensch sind Partner, wenn es um die Dinge des Lebens geht. Da ist der Mensch diesem Gott nicht hilflos ausgeliefert, sondern er kann mit ihm verhandeln; der Mensch darf Gott sagen, was er von ihm erwartet. Und Gott kommt uns bestimmt entgegen.

Und so lehrt uns dieses Buch, dass das Beten im Grunde das Gespräch mit einem Freund ist. Hier geht es nicht um schöne Worte, die ich mir ausdenke, sondern um das, was mir wichtig ist.

Es geht nicht um Reimverse und nicht um „Gedichtchen“, die ich vor Gott aufsagen müsste, wenn ich bete – und je mehr, um so besser.

Nein,  diesen Gott interessieren vermutlich auch keine Gedichte, sondern den interessiert das, was mir auf dem Herzen brennt, worunter ich leide - und das ich ihm dann auch hinhalten und vortragen kann wie einem guten Freund – wie einem Menschen, von dem ich dann auch etwas erwarte: nämlich Hilfe, Trost und Unterstützung.

Vielleicht werden Sie sagen: Das ist alles schön und gut - aber es funktioniert nicht immer. Wie oft haben ich schon um etwas gebetet, wie oft schon Gott mein Herz hingehalten - und es hat nichts genützt, manchmal ist eher sogar das Gegenteil von dem gekommen, um was ich gebetet habe.... Eine Erfahrung, die wir sicher alle schon oft genug gemacht haben.

Was war da los? Haben wir dann doch nicht genug gebetet? Nicht lange genug? Oder hat Gott nicht hingehört?

Nun, vielleicht haben wir ja einfach nicht um „das Rechte“ gebetet. Vielleicht war das, was ich da von Gott wollte, einfach nur sehr egoistisch -- wo jeder gute ehrliche Freund und jede gute ehrliche Freundin uns vielleicht auch gesagt hätte: Nein, da mache ich nicht mit. Was du da willst, das ist nämlich nicht in Ordnung. Da denkst du nur an dich.

Oder wo sie auch einem Freund gesagt hätten: Was du da willst, das kannst Du eigentlich ganz gut selber tun; da musst du mich nicht drum bitten.

Und wo Sie vielleicht auch irgendwann mal gesagt hätten: Versuch doch nicht dauernd deine Umwelt und deine Mitmenschen zu ändern, sondern ändere dich doch mal selbst, damit du hinein passt in diese Welt. Und damit die anderen nicht immer für Dich da sein müssen, sondern damit Du auch mal für andere da sein kannst.

Denn Gott ist für alle da, aber doch nicht für alles.

Von Dietrich Bonhoefer stammt das treffende Wort „Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, aber er erfüllt seine Verheißungen“. 
Und Gottes Verheißungen sind wohl größer als unsere Vorstellungen; sie sind weiter als unser Herz und –Gott sei Dank- viel heilbringender als unsere Gedanken und unsere Gebete es oft sind.

Deshalb lauten wohl auch die zentralen Worte in jenem Gebet, dass Jesus seine Jünger lehrt: Vater, Dein Reich komme - und Dein Wille geschehe.

Und das will sagen: Es geht zwar um unsere Wünsche, um das, was wir uns ersehnen und erbitten, aber wir sollen es Gott so anvertrauen, dass er es auch erfüllen kann, dass es auch Seinem Willen entspricht, seiner Liebe zu den Menschen, seiner Liebe zu dieser Welt.

Und die wird sich sicher hin und wieder sehr unterscheiden von unserer Sicht der Dinge - denn er ist großmütig und barmherzig - und unendlich geduldig.... geduldiger und barmherziger als wir.

Vater, Dein Reich komme, so betet Jesus - und das heißt wohl: Nicht unsere kleine enge Welt, in der wir so oft meinen, wir seien der Mittelpunkt, ist die Erfüllung, sondern sein Reich, das Gottes Reich mit all seiner Weite und Größe.

Dein Wille geschehe, lehrt Jesus - und nicht unser Wille, denn der ist oft so kurzsichtig und kleinkariert, dass man sich vielleicht schon eine Stunde nach unserem Gebet schämen muss wegen der Dinge, die wir da von Gott gewollt haben. 
  

Liebe Schwestern und Brüder,

diese beiden Lesungen von heute sind eine Einladung zum Lernen;
die Einladung, noch einmal in die Schule zu gehen, in die Gebetsschule zu gehen - bei Abraham und Jesus.

Von Abraham das mutige Eintreten für andere zu lernen - das fürbittende Gebet,
und von Jesus zu lernen, um das Rechte zu beten, so zu beten, dass Gott es auch erfüllen kann:
damit in dem, was wir wollen, auch wirklich Sein Reich kommen - und Sein Wille geschehen kann.

Aber lernen wir auch, dass wir -selbst im Gebet- von den anderen nicht mehr erwarten dürfen, als wir selbst zu tun bereit sind;
denn in jedem Vaterunser geben wir ja selbst den Maßstab an, nach dem Gott an uns handeln soll:

So wie auch wir handeln - und so wie auch w ir vergeben unseren Schuldigern.
 

Amen.

 

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