Predigt von Richard Baus zum 33. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C

2 Thess 3,7-12 
Lk 21,5-19

„Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen...“ - 

  
Liebe Schwestern und Brüder,

so sehr dieser Satz auch nach „Stammtischparolen“ klingt,
hier ist er fast 2000 Jahre alt - und stammt vom Apostel Paulus.

Was war damals los bei den Thessalonichern, dass Paulus solche Worte schreiben muss? 

Nun, da gab es wohl eine ganze Reihe von Christen, die in der Tat aufgehört haben zu arbeiten und plötzlich anderen auf der Tasche lagen - aber nicht, weil sie zu faul zum Arbeiten gewesen wären, sondern der Grund war ein anderer:

Man wartete damals auf die Wiederkunft des Herrn, auf den Jüngsten Tag. Und man war der Überzeugung, dass das sehr bald geschehen würde.
Einige glaubten, dass dieser Tag des Herrn so nahe war, dass es sich nicht mehr lohnte, noch groß zu arbeiten.
Man wollte die Zeit bis zum Jüngsten Tag mit anderen, mit angenehmeren Dingen verbringen als mit Arbeit.

Aber dann gab es ein Problem: Diese Naherwartung erfüllte sich nicht. Das Ende der Welt kam nicht, sondern das Leben ging weiter.
Und nun muss Paulus diese Menschen ermahnen, wieder in einen normalen Alltag zurück zu kehren und ihr Leben wieder ordentlich zu leben - und zu warten.
  

Liebe Schwestern und Brüder,

um Ähnliches geht es auch im heutigen Evangeliums. Auch der Evangelist muss den Menschen sagen: Das Ende kommt noch nicht sofort. Das kann unter Umständen noch lange dauern - und es können bis dahin noch ganz schreckliche Dinge passieren.
Und von den Dinge, die Lukas aufzählt, waren einige schon passiert, als er sein Evangelium aufgeschrieben hat:

Der Tempel in Jerusalem, dieses große Heiligtum, war zerstört. Von all seiner Pracht, war nichts mehr übrig. Die Weihegeschenke und Kostbarkeiten waren geplündert und nach Rom geschafft worden.

Es gab Christenverfolgungen, die die frühen christlichen Gemeinden auf äußerst harte Proben stellten und in den Untergrund drängten. Nicht mal mehr auf die eigene Familie konnte man sich verlassen.

Und immer gab es jene falschen Propheten, die im Namen Jesu auftraten und irgendwelche Irrlehren verkündeten. Nicht selten von einem Gott, der Rache übt und die Menschen bestraft. Denn mit der Angst vor Gott konnte man immer schon Menschen gut kleinhalten und beeinflussen.

Und der Evangelist will weiter sagen: Ein solches Ende, das kommt nicht von Gott; sondern was da so schrecklich und Angst machend geschildert wird, das machen eher die Menschen selbst.

Nein, wenn Gott kommt, dann ist das ganz anders. Gott will doch keine Zerstörung, Gott will keinen Untergang, sondern Gott will Erlösung.
Wenn Gott wiederkommt, dann kommt er in Herrlichkeit; und dann kommt nicht das große Aus, nicht der Schrecken, sondern dann kommt das Heil. 

  
Liebe Schwestern und Brüder, 

dieses Evangelium will also wirklich keine Angst machen, sondern Hoffnung wecken, die Hoffnung auf einen Herrn, der eben nicht ein schrecklicher Richter ist, sondern ein barmherzigen und liebevoller Erlöser und Heiland.
Ein Gott, auf den es sich zu warten lohnt. Weil er dann alles zum Guten führen wird.

Nun, aber vielleicht haben Sie ja auch schon mal gedacht: Wenn das Warten jetzt schon 2000 Jahre gedauert hat - und immer noch andauert, vielleicht kommt da ja wirklich nichts.
Vielleicht kommt da gar kein Erlöser und Heiland, gar kein Gott.

Doch, er kommt. Aber nicht so, dass man Angst davor haben müsste. Denn er kommt sicher nicht als großer Weltuntergang. Gott zerstört doch seine Schöpfung nicht. Wenn wirklich ein Weltuntergang kommt, dann nicht, weil Gott das so will, sondern weil wir Menschen die Erde so schlecht behandelt haben, dass sie kollabiert. Nein, wenn Gott kommt, dann wird das anders sein, ganz anders: Das Kommen des Herrn wird nicht universal geschehen, sondern das wird sich im Leben eines jeden Menschen ereignen - eben dann, wenn einer von uns stirbt,  wenn unsere Zeit hier in dieser Welt zu Ende ist - dann wenn Gott uns ruft – heimruft.

Und das ist dann kein Ende mit Schrecken, sondern eben ein „Heimkommen“. Und der Herr, der dann auf uns wartet, der wird uns kein Haar krümmen, sondern er wird uns in seiner Liebe umarmen, damit wir uns bei ihm auch wirklich zu Hause fühlen.

  
Liebe Schwestern und Brüder,

ich bin überzeugt: Jeder von uns wird seinen ganz persönlichen „jüngsten Tag“ erleben. Dann, wenn unser Leben in dieser Welt zu Ende ist.
Jener Tag, vor dem wir uns bei allem, was da zu Ende geht, aber überhaupt nicht fürchten müssen, sondern auf den wir hinleben dürfen. Denn er ist ja nicht das Ende, sondern er ist das Ziel. Unser Ziel. Und das ist der Herr selbst.

Und die Zeit bis dahin, ist die Zeit, die uns in dieser Welt geschenkt ist, das ist unsere Lebens-Zeit, das Jetzt. Und diese Zeit sollen wir so leben wie Paulus es der Gemeinde von Thessalonich schreibt: Dass wir niemanden zu Last fallen, keine unnützen Dinge treiben, sondern ein Leben führen, dass anderen ein Vorbild und ein Zeugnis ist - so dass man an uns erkennen kann, was christliche Hoffnung ist:
Nämlich, dass da ein Gott ist, der uns liebt. Ein Gott, der am Ende nicht kommt, um alles zu zerstören, sondern um alles zu vollenden -
und um alles zu seinem Paradies zu machen.
Wenn wir in dieser Hoffnung standhaft bleiben, dann wird er uns in der Tat kein Haar krümmen, wenn er kommt, sondern er wird uns einfach nur in seine Armen nehmen, damit wir dort geborgen sind.

Wie schön wäre es, wenn diese Hoffnung unser Leben schon heute durchdringen würde - und wenn man uns die Freude darüber schon jetzt ansehen würde.

 
Amen

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