Predigt von Richard Baus zum Gründonnerstag, Lesejahr C

Liebe Schwestern und Brüder,

in vielen Kirchen ist das Kreuz heute Abend mit einer Stola geschmückt, dem Amtszeichen des Priesters. Und dieses Symbol will uns sagen: Christus ist der wahre und ewige Priester; ER ist es, der jetzt in dieser Feier handelt.

Und damit ist klar: All das, was hier am Altar geschieht, das geschieht nicht aus der Kraft eines Priesters oder eines Bischofs, der dort die Worte Jesu wiederholt und uns zuspricht, sondern aus der Kraft des Herrn selbst, der uns diese, seine Worte anvertraut hat.

Nicht die Personen dort am Altar sind heilig, sondern ganz allein Christus, der Herr.
Wenn nicht Christus wäre, dann könnten wir hier noch so viel fromme Worte sprechen, noch so viel Weihrauch verbrennen und noch so viele Lieder singen, es würde sich nichts an den Gaben auf dem Altar verändern.
Denn nicht wir sind die, die das Brot in seinen Leib und den Wein in sein Blut verwandeln können, sondern nur ER. Er ist der Priester. Er selbst ist der Altar und das Opferlamm, wie wir in einer Präfation singen und bekennen. Daher gebührt ihm die Stola. Ihm allein.

  
Liebe Schwestern und Brüder,

dabei ist es doch interessant zu wissen, dass Jesus mit Sicherheit nie ein Stola getragen hat. So was kannte er gar nicht.
Erst irgendwann später hat die Kirche dieses Zeichen von irgendwo übernommen – und zum Amtszeichen gemacht. 

Nun, Religionen brauchen so etwas: Orte, Zeiten - und auch Personen, die für heilig erklärt werden, das heißt die aus dem Alltag herausgehoben und zu etwas Besonderem gemacht werden - und die man dann mit einem Zeichen ausstattet, das genau das signalisieren soll.

Prof. Engelbert Groß aus Eichstätt hat das einmal etwas pointiert formuliert: Diese Zeichen signalisieren: Achtung! „Hier ist Verehrung, hier ist Distanz vorgeschrieben. Hier gilt Kniebeuge und hier erscheint Hochwürden. Hier handelt seine Heiligkeit. Hier sind Abgaben fällig.“
Das klingt fast boshaft, aber so lassen es uns tatsächlich manche Würdenträger ja auch erleben.

Aber wie gesagt: Jesus kannte so etwas nicht - weder dieses Amtszeichen - noch das, was diese Zeichen so signalisieren. Und sicher wollte er das auch gar nicht, weder für sich noch für andere. Denn sein „Amtszeichen“ ist ein so ganz anderes.

Bischof Tonino Bello, der 1993 als Bischof von Bozen starb, formulierte einmal:
Was nicht im liturgischen Kleiderschrank hängt und noch nie einem Priester zur Weihe geschenkt worden ist, davon berichtet das Johannesevangelium in der Erzählung von der Fußwaschung. Das einzige liturgische Kleidungsstück Jesu, von dem im Evangelium berichtet wird, ist eben nicht eine Stola, sondern eine Schürze, ein Arbeitskittel.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

sicher ist Ihnen eben auch aufgefallen, dass Johannes überhaupt nichts von Brot und Wein berichtet. Dass ein Mahl stattfand, das wird gerade mal angedeutet. Aber aus den anderen Evangelien wissen wir: Jesus feiert das letzte Abendmahl.

Und dann, mitten in diesem Mahl, mitten in der heiligen Handlung, mitten im Sakrament des Altares sozusagen, da legt Jesus seine Gewänder ab, er krempelt die Arme hoch und zieht sich die Arbeitskleidung an, eine Schürze - und dann wäscht er seinen Jüngern die Füße.

Den Gästen die Füße zu waschen, das war damals Knechtsarbeit, Sklavendienst. Denn das war Drecksarbeit -  also alles andere als hochwürdig. 
Aber für die Gäste war es sehr, sehr liebenswürdig. Denn wie gut tut das, wenn einer einem den Staub von den Füßen wäscht.
Wie gut tut das, wenn jemand einen so liebevoll behandelt!

 
Liebe Schwestern und Brüder,

und deshalb ist es so spannend und geradezu aufregend, dass Johannes in seinem Evangelium an dieser heiligen und so wichtigen Stelle, eben beim letzten Abendmahl, nicht eine Kirche mit der Stola malt, sondern das Bild einer „Kirche mit der Schürze“.

Nicht die Kirche, die herrscht, sondern die Kirche, die dient, die Schmutz von den Füßen wäscht….
Und die sich von ihrem Herrn sagen lassen muss: So sollt ihr es auch tun – genau wie ich es tue! Das ist euer Dienst! Und nichts anderes!

Vielleicht war es damals als Johannes sein Evangelium geschrieben hat (etwa 100 n.Chr.), schon nötig, noch einmal daran zu erinnern;
vielleicht hatte die Kirche sich schon so sehr in die Liturgie versenkt und in das Amt mit seinen Herrschaftsstrukturen, – so dass sie darüber schon die Schürze vergesse hatte: das Dienen, den Dienst an den schmutzigen Füßen. Die Diakonie, die Caritas.
Und deshalb ist für Johannes das Allerheiligste dieser Jesus mit der Schürze. Ein Jesus - nicht oben über allen - sondern ganz unten - für alle.

Ein Jesus, der keinem den Kopf wäscht, sondern allen die Füße.
Und der damit eine Kirche stiftet, die eben überhaupt nicht herrschaftlich sein soll, überhaupt nicht hochwürdig, sondern durch und durch liebenswürdig.

Ein Herr, der keine Stola besessen hat, sondern nur diese Schürze – und die sagt uns heute Abend:

Hier ist einer der Herr, der nicht will, dass wir vor ihm auf die Knie fallen, sondern der vor uns in die Knie geht, um uns den Dreck von den Füßen zu waschen, um uns zu reinigen von unserer Schuld, damit wir Anteil haben an ihm, an ihm und seiner großen Liebe. An dieser Liebe, die bereit ist alles zu schenken, sogar das Leben.

  Wohl uns, liebe Schwestern und Brüder, wenn auch wir so Kirche sein wollen: Eine Kirche des Dienens und nicht des Herrschens.

Nicht die Kirche, die die goldenen Gewänder und Chormäntel braucht, damit sie nach was aussieht und Eindruck macht, sondern eine Kirche, der das Leinentuch genügt, die Schürze,
weil sie nur damit ihre wirklich Aufgabe erfüllen kann: zu dienen.

Welch wichtiges und wohltuendes Signal könnte das für unsere Welt sein!!!

Denn vor einer Schürze braucht kein Mensch Angst zu haben.

 
Amen


(Die Gedanken zu dieser Predigt habe ich gefunden bei:
Engelbert Groß, Die Kirche der Schürze. In CiG Nr. 15/2014)

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