Predigt von Richard Baus zum Kirchweihfest des Mutterhauses am 22. September

1 Petr 2,4-10    Lk 6,12-19

  Liebe Schwestern und Brüder, 

Menschen brauchen feste Orte, an denen sie sich versammeln können.
Menschen brauchen Orte, an denen sie sich der Nähe Gottes sicher sein können, wo man sagen kann: Hier wohnt Gott. Hier ist sein Tempel.

Und Menschen brauchen Orte, an denen sie sich auch ihrer Gemeinschaft und Verbundenheit sicher sein können;
wo ich weiß: Der da neben mir, die da in meiner Bank - vor denen muss ich mich nicht verstecken mit meinem Glauben; denn die glauben und suchen genau so wie ich; und hier haben wir mit unserer Suche und unserem Glauben ein Stück Heimat.

Deshalb werden Kirchen gebaut, Kirche aus Steinen, so wie auch diese Kirche – nicht weil Gott diese Kirche braucht, Gott ist überall zu Hause, sondern weil wir sie brauchen.

Im Evangelium haben wir gehört, wie Jesus seine Kirche baut, die Kirche, die er wirklich braucht –
Nicht aus Steinen, sondern aus Menschen, aus den Zwölf --- aus den Menschen, deren Namen wir da gerade gehört haben.

Interessant, wen Jesus da auswählt. Ausgerechnet DIE! Denn wir wissen ja doch, dass da nicht alle eine „Weiße Weste“ haben. Das sind nicht alles „Heilige“ wie wir uns Heilige vorstellen – zumindest damals noch nicht.

Petrus, so wissen wir, das ist der, der immer so viel verspricht – und dann so wenig hält; dass er auch schon mal lügt - und wenn es darum geht, seine eigene Haut zu retten, den Herrn sogar verleugnen kann.

Matthäus, das ist doch der korrupte Zöllner, der Halsabschneider und Betrüger ...
Ein Judas verkauft den Herrn sogar für Geld und und und ---- und so könnten wir sie alle durchhecheln – und bei jedem etwas finden, was nicht in Ordnung ist

Hätte es da nicht bessere gegeben, wenn man so etwas Heiliges wie die Kirche bauen will???
Bestimmt hätte es bessere gegeben.

 
Aber, liebe Schwestern und Brüder,  hier gilt, was wir bei der Lesung gehört haben: der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.
Die Steine, die wir als nicht gut genug erachten würden, auf die baut aber der Herr.

Denn Kirche, und das soll damit wohl auch sehr deutlich werden, Kirche ist ja nicht das Werk der Menschen, sondern das ist vor allem das Werk Jesu Christi; 
hier zählt nicht, was Menschen sind und was sie können, wie gut und ordentlich sie sind – sondern da zählt, was Gott mit ihnen anfangen kann, wenn sie bereit sind, sich auf ihn einzulassen, wenn sie JA sagen zu ihm ---
und wenn ER dann aus den Steinen, die wir vielleicht alle verworfen hätten, weil sie uns nicht gut genug gewesen wären, Ecksteine macht, Grundsteine und tragende Säulen.

Gott ist es, der auswählt, Gott ist es, der beruft – und ER macht die zum Fundament, die ER als die Richtigen ansieht.
Da entscheidet nicht Menschen-Maß, sondern Gottes Maß.

 
Deshalb, liebe Schwestern und Brüder, keine Angst vor Fehlern und Schwächen – nicht vor den eigenen und auch nicht vor denen, der anderen:
Keine Angst, denn was Ihnen fehlt, das kann Gott ersetzen; 
und wo Sie sich selbst nicht gut genug erscheinen, Gott macht das schon gut, wenn es an der Zeit ist ---- und ER macht es sogar heilig –

Wir müssen das nur wollen – und wir müssen nur  JA sagen zu ihm.
Deshalb werden wir ja gefragt, ob wir getauft werden wollen. Deshalb werden wir bei der Firmung noch einmal gefragt, ob wir wirklich dazu gehören wollen. Hier geschieht nichts gegen unseren Willen.
Und wenn wir JA sagen zu Gott, dann kann er mit uns bauen, SEINE Kirche bauen.

Und da ist noch ein Zweites, was mich an diesem Evangelium fasziniert: Jesus zeigt dieser Kirche, die er da gerade gebaut hat, wozu sie gut ist, wozu sie dienen soll: Jesus steigt mit den Zwölf den Berg hinab, so hieß es da eben;  und er geht mit ihnen in die Ebene hinab. Die Ebene, das ist nicht nur eine geografische Beschreibung, sondern das will vor allem heißen: Er geht mit ihnen, die „unten“ sind: zu den Kranken und Geplagten, zu denen, die Hilfe brauchen.

Und damit will er deutlich machen: Seine Kirche, die soll sich nicht in Höhen versteigen;
seine Kirche, die soll sich nicht irgendwo „oben“ einrichten, um dort ungestört und allein mit ihrem Gott zu sein, sondern die soll hinuntergehen zu den Menschen gehen, – um ihnen zu dienen:
denen, die ganz unten sind: Den Geplagten und Abgeschriebenen und den Kranken und Alleingelassenen. Den Sündern und den Hilflosen.

Eine Kirche, die nicht wartet, bis man zu ihr kommt, sondern die zu denen geht, die nicht mehr können und nicht mehr kommen wollen – um auch denen das Heil zu bringen.
Eine Kirche, von der eine Kraft ausgeht, die heilt.

Welch ein wunderschöner Gedanke: Eine Kirche, von der eine Kraft ausgeht, die heilt!

 
Liebe Schwestern und Brüder,

diese Kirche, das sind wir; das sind alle, die auf den Namen unseres Herrn Jesus getauft sind; eine andere Kirche gibt es nicht.

Aber wie sind wir? Was strahlen wir aus? Welche Kraft geht von uns aus? Nur Frömmigkeit? Nur „Heiligkeit“ mit hohen Ansprüchen an die anderen?
Oder bringen wir auch Freude „rüber“?
Freude darüber, dass wir ein auserwähltes Geschlecht sind, auserwählt von IHM;
eine königliche Priesterschaft, nicht aus uns selbst, sondern allein durch ihn;
ein heiliger Stamm, nicht weil wir so heilig wären, sondern weil ER uns so geheiligt hat;
ein Volk, das SEIN besonderes Eigentum wurde.

Also Menschen, die ganz und gar von Gott angenommen sind – so wie sie sind – aus Liebe, damit wir auch andere annehmen können – auch so wie sie sind.

Menschen, die wissen: Wir müssen nur tun, was wir können, alles andere das macht der Herr selbst. Und wo wir am Ende sind, da kommt er mit seiner Kraft und ER wird uns zum Guten führen.

Und was er will, dass wird auf dieser Erde geschehen, mit uns – und durch uns,
aber nicht, weil wir so brav und so toll sind, sondern weil ER so voll Liebe ist, so voll Liebe und Heil.

Weil er uns zu seiner Kirche macht.

Amen

 

 

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