Predigt von Richard Baus zum Palmsonntag, Lesejahr C

Liebe Schwestern und Brüder,

 
Am Palmsonntag zu Beginn der Karwoche spielt eine Eselin eine in der Tat „tragende Rolle“:
Sie trägt den Herr.
Auf ihr reitet der Herr in seine Stadt Jerusalem ein. Wohlgemerkt auf einer kleinen Eselin, einem einfachen Lasttier und nicht auf einem Reitpferd.

Wie sprechend das doch ist! Auf einem Esel zieht man nicht in den Krieg.
Mit einem Esel gewinnt man keine Schlachten. Ein Esel ist nicht spektakulär.
Wer spektakulär sein will, der muss sich aufs hohe Ross setzen.

Aber solch ein Esel ist wichtig für so viele. Denn auf einem Esel transportiert man Lasten; auf einem Esel bringt man die Ernte nach Hause, und auf einem Esel schleppt man Wasser aufs Feld.
Ein Esel ist alltäglich – aber genau damit dient er dem Leben.

Ja, auf einer Eselin reitet unser Herr – um genau dieses Signal zu setzen: Ich komme in friedlicher Absicht! Ich will nicht herrschen, sondern dienen.
Ich will keinen in Angst und Schrecken versetzen, sondern ich will Hoffnung bringen – und dem Leben dienen.

In einem Predigtentwurf habe ich einmal einen Gedanken gefunden, der mich seitdem immer wieder mal beschäftig. Der Autor sieht in diesem Esel ein Symbol für die Kirche.
Denn der Satz „Der Herr braucht sie“, der damals dieser Eselin galt, gelte heute für die Kirche.
Der Herr braucht sie, die Kirche. Der Herr braucht uns.

Denn so wie diese Eselin damals den Herrn nach Jerusalem bringt, so soll die Kirche heute den Herrn zu den Menschen bringen:
Nicht auf dem hohen Ross, sondern auf Augenhöhe. Nicht mit Pomp und großem Getöse, sondern in Demut und Schlichtheit. Nicht um die Gefangenen und die Sünder vorzuführen, sondern um sie zu befreien, loszusprechen, zu erlösen, Frieden zu stiften. Nicht um zu herrschen, sondern allein, um zu dienen. 

Den Herrn zu den Menschen zu tragen,
den Heiland, den Erlöser und Freund.
Einen Herrn, dem man nicht zujubelt aus Angst und Furcht, sondern aus Liebe und Freude, weil er doch eine gute Nachricht bringt – die Nachricht vom Frieden und vom Heil.

Noch einmal: Diesen König zu den Menschen zu tragen, dass ist damals der Dienst dieser Eselin - und das ist heute der Dienst einer Kirche, unser Dienst.

Und an diesem Palmsonntag sollten wir uns selbst die Frage stellen: 
Was „transportieren“ wir denn von Jesus in unseren Alltag, in unsere Welt hinein?

Und was erfahren die Menschen von Jesus, wenn sie uns begegnen?

Lassen wir uns einladen vom Herrn, Teil zu nehmen und Teil zu haben an der kommenden Woche, damit wir den Herrn wirklich kennenlernen können – als den so ganz anderen König:
Nicht auf dem hohen Ross, sondern auf dem Esel,
Nicht auf dem goldenen Thron, sondern am Kreuz,
Nicht mit Macht und Herrlichkeit, sondern in Ohnmacht, Demut und Liebe.

Ein König, der überhaupt nicht kommt, um zu herrschen, sondern allein um zu dienen: zu heilen, zu retten und zu erlösen.

Damit wir von ihm lernen können – und es ihm gleichtun –

als Einzelne und als Kirche.

 
Amen

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