Predigt von Richard Baus zum 11. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Ez 17,22-24     Mk 4,26-34
 

Liebe Schwestern und Brüder,

als ich mich mit den Lesungstexten des heutigen Sonntages beschäftigt habe, musste ich an eine Konferenz mit Seelsorgerinnen und Seelsorgern denken, bei der Bischof Dr. Spital zu Gast war.

Irgendwie hatte sich eine ganz depressive Stimmung breit gemacht: Denn alles, was wir in der Kirche so zählen können, wurde weniger: Die Messbesucherinnen und -besucher, die Hochzeiten und Taufen, die Seelsorger, das Geld – nur die Arbeit wird immer mehr und der Frust. 

Was sollen wir denn noch tun? Wo soll das denn noch hingehen mit der Kirche?? 

Irgendwann meinte Bischof Spital ganz ruhig und weise lächelnd: Wenn das Reich Gottes einmal vollendet sein wird, dann wird es gar keine Kirche mehr geben, keine Seelsorger mehr, keine Bischöfe und keinen Papst. 

So etwas braucht man dann nicht mehr. 

Denn die Kirche ist ja noch nicht das Reich Gottes. 

Das Reich Gottes ist mehr als die Kirche, es ist viel größer – und viel weiter..... 

Und er fügte hinzu: Tun Sie nur das, was Sie tun können – und vertrauen Sie darauf, dass Gottes Geist auch heute wirkt. 

Wie gesagt, mir kam dieses Gespräch in Erinnerung, als ich die Lesungstexte las, die wir eben gehört haben. Wenn es da heißt: Ich lasse den grünenden Baum verdorren und den verdorrten erblühen. Ich, der Herr, habe gesprochen und ich führe es aus. 

Gott, nicht wir, die Menschen.  

Oder wenn wir da hören: Der Same keimt und wächst, und der Mann weiß nicht einmal wie das geschieht. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht hervor. Im griechischen Text steht da „Automatä“, also ganz automatisch wächst das. 

Nicht weil wir Menschen das machen. Nein, weil Gott das so will. 

Vielleicht denken Sie jetzt: Ja, wenn das so ist – was sollen wir dann überhaupt noch tun. Sollen wir dann nicht lieber die Hände in den Schoß legen und Gott einen guten Mann sein lassen???? 

Nun, sicher nicht. Die Arbeit und die Aufgabe des Menschen waren da ja auch beschrieben: Der Mensch soll säen, ausstreuen.
Und er muss wohl auch darauf achten, dass der Boden locker bleibt, dass nichts verdorrt.
Aber was am Ende da rauskommt, wie groß es wird und wie viel Frucht es trägt – das entscheidet nicht der Sämann, sondern das entscheidet ganz alleine Gott

Zwei Texte, die sehr entlastend sind – und die nur zu einem mahnen:
Zur Geduld; zur Geduld, die dazu gehört, damit etwas auch wachsen kann. 

Sie alle kennen sicher die Geschichte von jenem alten Bauern, der abends hundskaputt vom Feld kam – aber glücklich lächelnd. Als man ihn fragte, warum er so kaputt, aber so fröhlich sei, da sagte er: Ich habe dem Korn beim Wachsen geholfen, damit es ein bisschen schneller geht. 

Und als alle zum Feld liefen, um nachzusehen, sahen sie den Schaden: alles war am Verwelken und Verdorren. Denn der Mann hatte an jedem Pflänzchen ein bisschen gezogen – und dabei die Wurzeln herausgezogen. 

Ich glaube, das ist oft auch die Gefahr bei uns; bei uns, die wir meinen, wir müssten dem lieben Gott helfen, damit alles schneller geht und wir schnell mehr Erfolg sehen: Wie oft machen wir Druck und wollen nachhelfen – nach unseren Vorstellungen. 

Und nicht wenige wollen wieder mehr „Anweisungen von oben“, damit alles wieder frömmer wird und rechtgläubiger, weil sie meinen, „den Laden“ damit wieder in Schwung zu bekommen. 

Aber Liebe, die kann man nicht mit Gesetzen erzwingen – und Glauben, den kann man nicht befehlen.
Sondern das alles wird geschenkt, von Gott geschenkt und zwar dort, wo ER es will. 

Deshalb müssen wir als Kirche nicht zwanghaft sein und nicht verbissen, sondern wir dürfen voll von Vertrauen sein,
voll Vertrauen in Gottes guten Geist, dessen Werk die Kirche ist. 

Und wenn Gott die Kirche haben will, wenn er die Kirche wirklich braucht in dieser Welt, dann wird er sie auch erhalten ABER vielleicht will er sie ja morgen ganz anders als wir uns das heute vorstellen und vielleicht ganz anders als wir sie gewohnt sind.
  

Liebe Schwestern und Brüder,

wie arm wäre Gott dran, wenn das Reich Gottes von uns abhängen würde! Wenn Gott keine anderen Hände hätte als unsere.... Keine anderen Füsse als unsere.... wie das in einem schönen Gebet heißt. Dann wären wir ganz schnell am Ende! 

Aber ich bin sicher, Gott hat noch ganz andere Hände, noch ganz andere Füße – und noch ganz andere Möglichkeiten und vor allem hat er seinen Hl. Geist. Denn was wären wir, wir als Kirche, ohne ihn?!?!? 

Und sicher müssen wir uns von Zeit zu Zeit auch mal daran erinnern, dass, wie Bischof Spital damals angemerkt hat, unsere römisch-katholische Kirche ja allein nicht schon das Reich Gottes ist; 

sondern da sind auch noch „die anderen“ – die anderen christlichen Konfessionen und Kirchen – alle, die mit uns an den einen Gott glauben, die aus demselben Evangelium lesen und leben  und die mit uns jeden Tag das Vater unser beten, und darauf warten, dass sein Reich komme, das Reich dieses Gottes, der dreifaltig ist – also viel größer als wir es uns überhaupt ausdenken können.
Und da sind ja auch noch andere Religionen

Und dieser Gott ist nun mal nicht katholisch – und nicht evangelisch – er ist auch nicht Jude und nicht Moslem, sondern er ist Gott, und zwar der Gott aller Menschen. 

Und deshalb ist auch sein Reich sicher überall, bei allen Menschen, die guten Willens sind – in welcher Konfession oder Religion sie das auch immer zu leben versuchen. 

Denn ER lässt wachsen und grünen. Und er tut es dort, wo ER will – und nicht wo wir Menschen das meinen. Und was wirklich zählt, ist das, was am Ende da ist, bei der Ernte – und nicht das, was jetzt ist.

Amen  



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