Predigt von Richard Baus zum 26. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Num 11,25-29
Mk 9,38-43.45.47-48

  
Liebe Schwestern und Brüder,

eine äußerst spannende Geschichte hat uns das Evangelium da gerade vorgelegt: Da erwischen die Jünger einen dabei, wie er im Namen Jesu Dämonen austreibt, also im Namen Jesu Wunder wirkt. Aber: dieser Mann gehört nicht zu ihnen. Er folgt ihnen nicht nach. Er geht seiner eigenen Wege. Und da versuchen die Jünger natürlich, ihn daran zu hindern.

Verständlich, oder?! Es muss doch eine Ordnung geben! Schließlich sind sie die Jünger. Sie haben doch den Auftrag von Jesus. Da kann doch jetzt nicht jeder kommen und im Namen Jesu handeln. Dafür hat man doch die Ämter in den Gemeinden: Den Bischof, den Gemeindeleiter, den Diakon…. Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder macht, was er will….?!

Das Spannende ist aber nun, dass das für Jesus überhaupt kein Problem zu sein scheint. Hindert ihn nicht daran, so sagt Jesus diesem Johannes, der sich da beschwert hat. Auf gut Deutsch: Zieht den Kreis doch nicht so klein! Habt doch keine Angst vor Fremden! Entscheidend ist doch nicht, ob jemand euch nachfolgt, sondern entscheidend ist doch, WAS er tut. Und wenn da einer ist, der im Namen Jesu Dämonen austreibt, dann kann er doch nicht schlecht von Jesus denken.
Wer nicht gegen ihn ist, der ist im Grunde doch für ihn. Was also soll das? Hindert ihn nicht daran! Hindert niemanden daran, im Namen Jesu Wunder zu wirken. Hindert niemanden daran, im Namen Jesu Gutes zu tun und Heil zu wirken. Niemanden!

 
Liebe Schwestern und Brüder,

wieviel Weite kommt da doch zum Ausdruck. Ein Jesus, der anscheinend überhaupt keine Angst hat, dass dort was aus dem Ruder laufen könnte, wo die Zwölf nicht das Sagen haben, sondern dessen Auftrag es ist, niemanden daran zu hindern, im seinem Namen Gutes zu tun - egal wer es ist und wo es ist.

Und wenn wir die Lesung aus dem Alten Testament noch dazu nehmen, dann wird diese Weite noch
deutlicher: Da kommt Gottes Geist auf Menschen herab – so erzählt die Lesung. Aber auch hier nicht nur auf die, die meinen, sie hätten die Berechtigung dafür, weil sie bei dem Zelt Gottes sind, „in der Kirche“ sozusagen, sondern er kommt auch auf die herab, die außerhalb des Zeltes sind, also außerhalb „der Kirche“.
Und Mose, dem das als Beschwerde vorgetragen wird und der für Israel doch der Garant der Ordnung und des Gesetzes gilt, sagt lediglich: Käme der Geist doch auf alle herab!!!! Übersetzt könnte das heißen: Würden doch alle für sich entdecken, was Gott ihnen zutraut. Würden doch alle die Wunder tun, die ihnen möglich sind, zu denen sie fähig sind dank der Charismen, die sie von Gott empfangen haben.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

diese Lesungen, die wurden ja erst nach dem Konzil von unserer Kirche so zusammengestellt. Und da war es den Theologen, die das damals gemacht haben, wohl ein Anliegen, etwas von dieser Weite Gottes deutlich zu machen: Gott lässt sich nicht einsperren von Ordnungen und Gesetzen, die Menschen sich ausdenken. Sondern Gott wirkt überall sein Heil – und zwar so, wie er es will - und nicht wie Menschen immer meinen, wie er es zu tun hätte. Selbst außerhalb der Kirche gibt es das Heil.

Und deshalb: Hindert nicht nur Menschen nicht daran Gutes zu tun, sondern hindert auch Gott nicht daran!!

  
Liebe Schwestern und Brüder,

hindert Gott nicht daran, wenn er uns in diesen Tagen in unserem Papst neue Wege aufzeigt, die viel barmherziger sind als wir das bisher gewohnt sind!
Hindert doch Gott nicht daran, wenn er uns in der Kirche neue Wege aufzeigt, wie man auch mit Menschen umgehen kann, die offensichtlich nicht der Norm entsprechen – und in deren Leben es Brüche und Scheitern gibt; Wege die weit über die Gebote und die Traditionen hinausgehen, die man uns bis gestern immer als die einzige Wahrheit vor Augen gestellt hat – Wege, die aber auch diesen Menschen wieder Leben und Gemeinschaft in unserer Kirche wieder möglich machen.
Wer sind wir, dass wir Gott hindern dürften, sein Heil zu wirken -- überall - und mit viel mehr Möglichkeiten als wir uns das bisher gedacht haben?!
Käme sein Geist doch auf alle herab….!

Und dann kommt da im Evangelium diese „dunkle Stelle“, in der beschrieben wird, was man mit denen tun soll, die einen dieser Kleinen zum Bösen verführen: Man soll ihnen einen Mühlstein um den Hals hängen und sie ins Meer werfen. Ein hartes Wort, bei dem man fast die Luft anhält.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

die Exegeten legen Wert darauf, dass man weiß, dass es bei „den Kleinen“ hier nicht um Kinder geht, denen irgendetwas Böses getan wird. Hier geht es nicht um Missbrauch an Minderjährigen.
Nein, mit diesen „Kleinen“, die hier genannt sind, sind Menschen gemeint, die in ihrem Glauben noch nicht so „erwachsen“ sind, dass sie selbst entscheiden können, was für sie gut ist und was nicht.
Und die zum Bösen zu verführen heißt: Ihnen den Glauben zu nehmen. Den Glauben an einen guten und liebenden Gott. Den Glauben an einen menschenfreundlichen und barmherzigen Gott --- indem man ihnen dauernd nur vorschreibt, was sie tun dürfen und was nicht; was erlaubt ist und was nicht erlaubt ist. Wenn man nur die Gesetze predigt und die Moral – und nicht die Liebe.
Menschen, denen man mit all den Vorschriften und Reglementierungen irgendwann die Freude genommen hat. Die Freude am Glauben - und damit die Freude an Gott genommen hat - und auch die Freude an der Kirche – so dass sie dann weggehen; Menschen, die den Auszug aus der Kirche machen, weil sie dort wie unmündige Kinder behandelt werden.

Wer jemandem den Glauben nimmt, weil er nicht mehr diesen lebendigen Gott, sondern nur noch Gebote und Gesetze verkündet und diese dann über die Liebe und die Barmherzigkeit stellt, so dass man es nicht mehr ertragen kann, dem gehört ein Mühlstein um den Hals und der gehört damit ins Meer gestürzt -- so sagt das Evangelium. Aufregend, oder?!

 
Liebe Schwestern und Brüder,

zwei Lesungen, mit denen Gott und unsere Kirche uns sagen wollen:
Gottes Heil kennt keine Grenzen – und Gott lässt sich nicht vorschreiben, wo er zu sein hat und wie er zu sein hat; auch nicht von einer Konfession oder einer Religion.
Denn Gott ist immer größer und lebendiger als wir uns das oft vorstellen. Er ist immer mehr, mehr, viel mehr – wie Papst Johannes Paul I. es einmal formuliert hat.
Und dieser Gott will nicht verdient und nicht mühsam erarbeitet werden, sondern er will sich uns ganz einfach schenken!

Und deshalb:
Hindert niemanden daran, der in seinem Namen Dämonen austreibt,
d.h. hindert niemanden, der im Namen unseres Herrn Jesus Christus all das vertreibt, was dem Leben und dem Glauben an einen guten Gott im Weg steht. Hindert niemanden daran, die Frohe Botschaft heil-voll und liebe-voll erfahrbar zu machen.
Sondern freut euch darüber!

Denn wer nicht gegen ihn ist, der ist doch für ihn.
Und der baut mit am Heil Gottes in unserer Welt.

Amen.

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