Predigt von Richard Baus zum 29. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Mk 10, 35-45

 
Liebe Schwestern und Brüder.

Spannend: Da kommen zwei Jünger zu Jesus – auch noch die beiden, die er zu allererst berufen hat, die beiden, die schon von Anfang an mit Jesus zusammen gewesen sind, - und sie haben eine Bitte.
Und genau diese Bitte zeigt, dass sie anscheinend überhaupt nichts von dem verstanden haben, was Jesus versucht hat, ihnen in der Zeit ihrer Gemeinschaft zu vermitteln:
Sie wollen nämlich im Himmel rechts und links neben ihm sitzen.
Auf gut Deutsch heißt das: Sie wollen die besten Plätze haben; sie wollen Machtpositionen.
Denn links und rechts da sitzen die, die den größten Einfluss haben; die Macher, an denen niemand vorbei kommt.
Die anderen Zehn ärgern sich natürlich – mit Recht.
Warum diese beiden und nicht wir?!
Und Jesus muss ihnen allen den Kopf zurechtrücken. Nein. So nicht, sondern anders; und zwar ganz anders.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

Macht haben, das heißt oben zu sein...
Macht haben, das heißt sagen, wo es lang geht... Anderen zu sagen, was sie zu tun und zu lassen haben.
Macht haben, das ist schön ---- und deshalb ist Macht auch in unserer Kirche kein Fremdwort – in keiner Etage unserer Kirche.

Nun, Macht an sich ist ja auch nichts Unanständiges. Es kommt halt immer darauf an, was ich mit der Macht mache.
Ob ich sie einsetze zum Wohl anderer – oder nur zum eigenen Wohl.
Ob ich sie ge-brauche – oder miss-brauche.
Und entscheidend ist, was die Macht am Ende mit mir macht ….wie Macht mich verändert --- ob sie mich menschlicher macht – oder unmenschlicher; großzügiger oder engherziger.

Wie gesagt, Jesus muss da einiges zurechtrücken:
Bei seinen Jüngern soll es anders sein als in der Welt. Ganz anders als bei den Mächtigen der Welt.

Wer bei Jesus herrschen will, der muss sich auch klein machen können.
Wer bei Jesus groß sein will, der muss sich ganz schön tief bücken können – damit er Füße waschen kann – unten – und nicht Köpfe – oben.
Wer bei Jesus der Erste sein will, der muss zeigen, dass es ihm nichts ausmacht, der Diener/die Dienerin aller zu sein – für andere da zu sein......
aus Liebe,
aus einer Liebe heraus, die hilft und aufhilft;
aus einer Liebe heraus, die sich nicht über andere erhebt, sondern die sich zuwendet und aufrichten will ---
aus einer Liebe heraus, die nichts für sich haben will, sondern die alles hergeben kann, weil ich den anderen achte und wertschätze.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

ich bin einmal auf eine Geschichte gestoßen, die hier wohl ganz gut hinpasst:
Von einem jüdischen Rabbi ging die Sage um, dass er jeden Morgen vor dem Frühgebet bis zum Himmel aufsteige.
Ein Gegner lachte darüber und legte sich auf die Lauer.
Da sah er wie der Rabbi in aller Frühe sein Haus verließ und zum Wald ging. Der Gegner folgte von weitem.
Er sah den Rabbi Holz fällen und in Stücke hacken. Dann lud der Rabbi sich das Holz auf den Rücken und schleppte es in das Haus einer armen, kranken, alten Frau. Der Gegner spähte durch das Fenster, und er sah den Rabbi auf dem Boden knien und den Ofen anzünden.

Als die Leute den Gegner fragten, was es denn nun auf sich habe mit der täglichen Himmelfahrt des Rabbi, da sagte er:

Er steigt noch höher als bis zum Himmel.

Nicht nur bis zum Himmel, sondern noch höher -
zu Gott. Denn wo die Liebe ist, da ist Gott.

Und wo Gott ist, da ist es eben anders --
anders als bei den Herrschern dieser Welt:

Bei Gott ist die Macht, die dient;
die Größe, die sich kleinmacht;
der Reichtum, der sich verschenkt ----

Und so soll es bei euch sein, sagt Jesus.

So soll es bei uns sein, liebe Schwestern und Brüder,
bei uns, die wir ihm heute nachfolgen ---
bei uns, die wir uns nach ihm benennen --
Bei Christinnen und Christen,
und das jeden Tag
in unseren Familien und Gemeinschaften,
bei uns als Kirche.

Denn: „Eine Kirche, die nicht dient, die dient zu nichts.“
Aber wo sie dient, das ist sie die Kirche Jesu Christi.

Amen

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