Predigt von Richard Baus zum 32. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

Mk 12, 41 - 44  

Liebe Schwestern und Brüder,

da kommen viele Menschen in den Tempel und bringen ihr Geldopfer dar.
Darunter auch diese arme Witwe, eine Frau, die durch ihr Witwenlos an den Rand des Lebens geraten ist. Obwohl sie selbst angewiesen ist auf die Hilfe anderer, bringt sie zwei Lepta - die kleinste Münzeinheit, die es damals gab. Zwei „1-Cent-Stücke“ würden wir heute sagen.
Das ist wohl alles, was sie hat.

Anscheinend überlegt sie nicht, ob sie es nicht doch noch aufteilen könnte - zwischen Gott und sich selbst -, fifty-fifty, damit sie wenigstens doch noch ein Geldstück für sich hat.  

Nein, sie gibt alles – so wenig es auch im Grunde ist.

Und hier tritt Jesus nun auf den Plan.
 

Liebe Schwestern und Brüder, 

dieser Jesus lässt sich nicht beeindrucken von hohen Zahlen. Er schaut nicht bewundernd auf die Erfolgreichen und Großen, sondern er hat vor allem einen Blick für die Kleinen und Armen.

Und er schaut auch tiefer als nur auf einen Geldbetrag

Nein, Jesus schaut auf das Herz, er schaut auf die Motivation, aus der heraus der Geldbetrag gespendet wird.

Und er ruft nun die Jünger zusammen und lenkt ihre ganze Aufmerksamkeit auf diese Witwe.  Denn von dieser Witwe sollen sie etwas lernen.

„Amen, ich sage euch“, sagt Jesus. Und das heißt so viel wie: Nehmt euch ein Beispiel an ihr. Nicht die Höhe und Größe einer sichtbaren Gabe zählt, sondern das, was dahinter ist, das, was man nicht sieht: Die Liebe. Die Hingabe.

Die Hingabe, in der diese Frau nicht mehr an sich selbst denkt, sondern sich ganz der Fürsorge und Barmherzigkeit Gottes anvertraut.

… Amen, ich sage euch! sagt Jesus - und das wiederum heißt: Lernt von ihr!  

 
Ja, liebe Schwestern und Brüder, WIR sollen von dieser Witwe lernen.
Wir sollen lernen, dass das Herz beim Schenken so wichtig ist.
Nicht die Höhe des Betrages ist entscheidend, sondern die Liebe, mit der die Gabe dargebracht wird.

Denn genau diese Liebe, die Liebe zu Gott, die macht ihre anscheinend so kleine Gabe dennoch so groß.
Denn sie gibt ja alles. Nicht nur ein bisschen vom Überfluss, das, worauf man gut und gerne verzichten kann, nein alles

Mehr geht nicht – weil mehr gar nicht da ist. 

Und so ist das nicht einfach nur eine Gabe, die diese Frau bringt, sondern das ist Hingabe. Mehr geht wirklich nicht.

Und das zählt in den Augen Jesu.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

Jesus will nichts Halbherziges, sondern etwas Ganzherziges.
Nicht Geldscheine, um sich von irgendetwas loszukaufen oder um seine Pflicht zu erfüllen, sondern eben das Herz, um sich ganz diesem Gott anzuvertrauen. Um sich Gott zu überlassen. 

Denn diese Witwe hat jetzt nichts mehr - nur noch Gott. 

Und sie gehört zu denen, die wirklich beten müssen: Unser tägliches Brot gib und heute. Denn sonst hat sie keines.

 
Liebe Gottesdienstgemeinde,

in einer Exegese zu diesem Text habe ich die Zeilen gefunden:
Die Ärmste der Armen macht den Tempel reich - und nicht die Reichen mit ihrem Geld.
Im Gegenteil. Nur Geld lässt den Tempel verarmen.

Die Reichen in diesem Gleichnis bringen Geld, unter Umständen sogar viel Geld;
aber so oft ist es nur etwas von ihrem Überfluß. Das tut ihnen nicht weh.
Sie bringen ihr Geld, aber nicht ihr Herz.

Was macht ein Gott, dem es doch um die Menschen geht, wenn diese Menschen ihm nur ihr Geld bringen, ihm aber ihr Herz vorenthalten und ihre Liebe?

Ein Opferkasten voller Geld - aber ohne Herz.
Das wäre in der Tat ein armer Tempel, denn dort würde die Liebe fehlen.

Die Armen machen den Tempel reich  – weil sie mit dem Herzen da sind und sich ganz und gar Gott anvertrauen.
Ein Tempel voller Herzen. Ein Tempel voller Vertrauen. Ein Tempel voller Liebe. Wie reich wäre dieser Tempel!

 
Liebe Schwestern und Brüder,

was bringen wir? Nur etwas von unserem Überfluss, oder auch unser Herz? 

Bringen wir Geld, damit die Kirche sich die Leute "kaufen" kann, die dann das tun, was Auftrag der Kirche ist: Das Gebet, die Caritas und die Weitergabe des Glaubens ---
oder nehmen wir davon auch mal was selbst in die Hand, soweit sie das nur irgendwie können? Weil es uns wichtig ist…

"Lassen wir" beten, lassen wir vergeben, heilen und verkünden – mit unserem Geld,
oder tun wir es selbst - mit unserem eigenen Händen, mit unserem eigenen Herzen und unserer eigenen Liebe – weil wir es mit Gott zu tun haben wollen?

Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr als alle anderen in den Opferkasten getan. Lernt von ihr!

Sicher keine leichte Lektion, die der Herr seinen Jüngern zumutet.

Und diese Lektion scheint Jesus besonders wichtig zu sein, denn nach dem Markusevangelium ist es die letzte, die er seinen Jüngern erteilt – und auch erteilen kann.
Denn danach geht er nach Jerusalem – um dort für uns dann alles zu geben: nicht nur ein bisschen, nicht ein kleines Stück aus seinem Überfluss, sondern sein Leben – ganz – am Kreuz.
So viel sind wir ihm wert.
Und wie arm wären wir, wenn das nicht so wäre. 

Lernen auch wir, wie diese Jünger, von einer Witwe - und vom Herrn.
Lernen wir die Lektion der Liebe.
Eine Liebe, die so groß ist, dass sie alles hingeben kann, was sie hat.

Eine Liebe, die uns damit so reich macht.

Amen

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