Predigt von Richard Baus zum 4. Adventssonntag, Lesejahr B

Lk 1,26-38

 
Liebe Schwestern und Brüder,

und womit gehen Sie im Moment gerade schwanger? Mit einem Umzug?  Mit einer beruflichen Veränderung? Oder mit einem großen Projekt, für das Sie viel Zeit und Energie investieren müssen, damit Sie es realisieren können?

Man kann ja mit vielem schwanger gehen - sogar mit Gott.

Das Evangelium von heute hat uns das gerade erzählt. Maria geht schwanger mit Gott. Und das Evangelium legt größten Wert auf eine Tatsache, dass dieses Mädchen, das da mit Gott schwanger geht, Jungfrau ist.

Jungfräulichkeit. Was will die Bibel damit sagen? 
Geht es da um sexuelle Enthaltsamkeit und um besondere Reinheit? Werden da Naturgesetze außer Kraft gesetzt? 
Ich glaube eher nicht, dass so was gemeint ist. Wenn die Bibel von Jungfräulichkeit spricht, dann ist das kein Begriff aus der Sexualität oder aus der Moral, sondern aus der Theologie.
„Jungfräulichkeit“ im biblischen Sinn will sagen: Hier ereignet sich etwas, was nicht der Mensch aus sich heraus machen kann, sondern da kommt etwas von Gott her auf den Menschen zu,  da wird etwas von Gott geschenkt.
Und ein jungfräulicher Mensch ist der Mensch, der zu dem, was Gott mit ihm tun will, Ja sagen kann.
Ein Mensch, der Gott empfangen kann - in sein Leben hinein, so dass Gott in ihm Gestalt annehmen und Mensch werden kann.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

bei manchen Dingen, mit denen wir schwanger gehen, muss an sich ganz schön anstrengen, dass am Ende was Gutes dabei herauskommt. Da muss man viel Kraft investieren. Manches kostet ganz schön viel Geld und Energie. Und wenn das Ergebnis ganz alleine von Ihnen abhängt, dann sind schon mal die „Macher“ gefragt und gefordert. Die Manager.

Aber bei dem, was sich da mit Maria ereignet, da ist das anders; da würden die „Macher“ und die Manager eher alles verderben. Denn was mit ihr geschieht, das ist nicht zu „machen“ - weil man Gott nicht machen kann ---- das kann man nicht managen, sondern das kann man nur empfangen ------ weil Gott ein Geschenk ist, 
ein Geschenk, zu dem wir einzig und allein JA sagen können -- und sonst  überhaupt nichts.
„Ja. Mir geschehe nach deinem Wort - genauso wie Du es gesagt hast….“ Das ist Jungfräulichkeit: Nicht ich „mache“ das schon selbst. Ich brauche gar keinen Gott. Sondern: Ich lasse mich beschenken von Gott. Ich lasse es geschehen - weil es anders gar nicht geht.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

das wird es sein, was Maria erfahren hat, als sie mit Gott schwanger geht: 
Dass da etwas werden soll, was weit über sie selbst hinausgeht; etwas, was sie nicht machen kann und was sie sich auch nicht erarbeiten muss, sondern was sie geschehen lassen muss. „Mir geschehe nach Deinem Wort“, so sagt sie. Und sie weiß, Gott wird Gutes an ihr geschehen lassen. 
Und sie kann nur eines tun: Dem Raum schenken, damit das, was Gott will,  groß werden kann, wachsen kann. 

Nochmals, liebe Schwestern und Brüder,
Maria macht das nicht, sondern sie lässt es geschehen. 
Sie ist einfach da - für Gott; ganz da -- mit Leib und Seele -- und sie läßt Gott in sich wohnen. 
Tempel Gottes, den er selbst sich in ihr erbauen darf. Seine Wohnung mitten in unserer Welt ---- Maria,   
der Mensch ----  Sie, liebe Schwestern und Brüder.

Womit also gehen Sie zur Zeit schwanger?

Nur mit den Dingen, die Sie haben wollen, die Sie selber machen können und über die Sie selbst verfügen können ----

oder gehen Sie auch mit Gott schwanger???? 
Mit seiner Liebe, die er in Sie hineingelegt hat und die dann durch Sie Hand und Fuß bekommt?
Mit seiner Menschenfreundlichkeit, die in Ihnen wohnen will, damit Sie sie zur Welt bringen?
Mit all dem, was wir gar nicht machen können, weil es weit über uns  hinausgeht, viel größer ist als wir selbst, viel „heiliger“ und viel schöner als wir es uns ausdenken können - - - was wir uns aber schenken lassen können, was wir empfangen können, damit es in uns Mensch werden kann 

---- dann, wenn wir wie Maria ganz jungfräulich sagen können: Ja. 
Ja, mir geschehe nach deinem Wort - so wie Du es gesagt hast - und wie Du es willst. Dein Wille geschehe.

Denn ich bin nicht „Macher“,  sondern ich bin „Magd“, Diener des Herrn, 
Mensch, durch den Dein Reich zur Welt kommen will.

Schwanger gehen mit Gott. Was für ein wunderschöner Gedanke:

Jeden Tag dürfen wir guter Hoffnung sein. 
Jeden Morgen dürfen wir aufstehen mit der guten Hoffnung, dass Gott uns beschenkt hat und dass er zur Welt kommen will - durch uns - und mitten in unser Leben hinein.
  

Amen

 

(Gedanken zu dieser Predigt verdanke ich einer Radioansprache von Annette Bassler, Mainz, Ev. Kirche)

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