Predigt von Richard Baus zum Erntedank, Lesejahr B

Gen 1,27-31

 
Liebe Schwestern und Brüder,

wir feiern das Erntedankfest. Ein Tag, an dem wir Gott für all das danken, was seine Schöpfung hervorbringt und wovon wir leben können, gut leben können.

In der Lesung aus dem Buch Genesis, die wir eben gehört haben, gibt es einen Satz, der sehr mißverständlich klingt: Macht Euch die Erde untertan. Unterwerft sie euch – wie es in anderen Übersetzungen auch heißt. So sagt Gott zu den Menschen, die er gerade geschaffen hat. Sie sollen nun herrschen über die Erde und alle Geschöpfe.
Und wenn der Mensch sich selbst auch noch als "die Krone der Schöpfung" ansieht, als das einzig „Wichtige“, dann kann das katastrophale Auswirkungen haben.
Untertan machen, herrschen, das heißt dann ganz schnell: Ausbeuten, mit der Erde machen, was man grade will. Hauptsache, man holt das Beste und Meiste für sich selbst dabei heraus. Und was danach kommt, das ist ist egal.

Die Bibel hat nun mal ihre eigene Sprache, eine Sprache, die nicht von allen verstanden wird. Wenn die Bibel vom Herrschen spricht und vom " sich untertan machen", dann hat sie dabei ein ganz spezielles "Herrschaftsverständnis" vor Augen: Nämlich das Herrschen eines Königs, der nach dem Beispiel
Gottes herrscht. Und Gott herrscht nicht wie ein Machthaber, sondern wie ein Hirte.

Herrschen wie Gott heißt immer: Sorge tragen für das, was man beherrscht. Wer Untertanen hat, der darf sie nicht ausbeuten, sondern der muss für sie sorgen; der muss dafür Sorge tragen, dass es ihnen gut geht, dass sie in Sicherheit leben können - und dass es ihnen an nichts mangelt.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

Gottes "Untertanen" müssen nicht dafür sorgen, dass es Gott gut geht, sondern Gott sorgt dafür, dass es seinen Untertanen gut geht - und dass sie leben können. Sonst wäre er ein schlechter Herrscher. Er wäre ein Tyrann und eben kein König, und zweimal nicht ein Hirte.

Und deshalb trägt uns die Bibel auf, dass wir mit unserer Erde umgehen sollen wie ein guter König mit seinem Volk umgeht – und wie ein guter Hirte es mit seiner Herde tut.

Ja, „untertan machen“ heißt dann: Sorge übernehmen und achtsam sein, damit diese Erde auch eine gute Zukunft hat.

In meiner Studentenzeit konnte man an vielen Wänden aufgesprüht den Satz lesen "Wir gehen mit der Welt um als hätten wir noch eine Ersatzwelt im Kofferraum".
Aber diese Ersatzwelt, die haben wir nicht, sondern wir haben nur diese eine. Und deshalb müssen wir in der Tat gut und vorsichtig mit ihr umgehen.

 
Liebe Schwestern und Brüder,

wir haben vor wenigen Tagen das Fest des Hl. Franziskus gefeiert. Dieser wunderbare Heilige kann uns Lehrer sein, wenn es um unseren Umgang mit unserer Welt geht.
In seinem Sonnengesang macht er uns deutlich:
Der Mensch und die anderen Geschöpfe haben doch den gleichen Vater. Alle kommen aus der Hand desselben Schöpfers - deshalb sind sie seine Geschwister, und deshalb müssen sie alle einander achten - und aufeinander achten.
Der Mensch steht nicht über der Schöpfung, sondern er ist Teil der Schöpfung. Und alles andere hat die gleiche Würde wie er. Und auf diese Würde muss auch der Mensch ein Augenmerk haben, damit er sie nicht verletzt und nicht mit Füßen tritt.

Ein Gedanke, den Papst Franziskus uns in seiner Enzyklika "Laudato si" so sehr ans Herz legt -- damit die Erde nicht zu einer riesigen Mülldeponie wird, sondern Lebensraum bleibt für alle, für wirklich alle -- für die Menschen und die Mitgeschöpfe.
Denn alles ist doch von Gott geschaffen – und ganz allein aus Liebe.

 
Ja, liebe Schwestern und Brüder,

wir sind mit Liebe gemacht. Wir – und auch die Welt, in der wir leben.
Aus Liebe gemacht - Von unserem Gott.

Und diese Erkenntnis war für Franz so großartig, dass sie ihn zu Singen und zum Jubeln gebracht hat.
"Laudato si", Gelobt seist Du, Gott, für die Schöpfung. Für Schwester Sonne und Bruder Mond, für Bruder Wind und Schwester Wasser, für Mutter Erde - und für die Menschen, die Kranke pflegen, Bedrängte trösten, die verzeihen können und ihr Leid und das der anderen geduldig tragen.

Alles ist ihm Bote, alles ist ihm Zeichen und Symbol für die große Liebe Gottes. Und deshalb ist er mit allen Geschöpfen geschwisterlich verbunden und deshalb begegnet er seiner Welt mit Ehrfurcht und Zärtlichkeit.

Ja, wir sind aus Liebe geschaffen und diese Liebe trägt unser Leben. Wenn wir heute ehrlichen Herzens Gott danken möchten, ist unsere Dankbarkeit nur dann glaubwürdig, wenn wir selbst bereit sind, unsere Welt auch sorgsam zu behandeln, wenn wir achtsam in unserer Welt leben -
und wenn wir dort, wo die gute Schöpfung Gottes leidet, mutig dagegen auftreten. Ob für Wälder, die aus Profitgier abgeholzt werden, ob für unsere Meere, die aus Gedankenlosigkeit verschmutzt werden – oder für Menschen, die von Krieg und Ungerechtigkeit vertrieben werden – und woanders friedliche
Lebensbedingungen suchen müssen.

Denn unsere Welt wird nur dann in Frieden bestehen können, wenn wir als Christen das weitergeben, woraus wir selber leben: die unvorstellbare Liebe und die grenzenlose Barmherzigkeit Gottes, die nie enden werden.

Amen

 

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